Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 7. bis 13. Juli 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Bagabandi begrüßt die Mitglieder des CD in Ikh Tenger. 11.07.03

„Saikhan Naadaarai!"
„Amüsieren Sie sich gut!" oder „Feiern Sie schön!" Mit diesen Worten eröffnete Präsident Natsagiin Bagabandi am 11.07., 11.10 Uhr, im vollbesetzten Zentralstadion das diesjährige Naadamfest – Nationalfeiertag und Jahrestag des Sieges der Befreiungsrevolution von 1921.
Der Präsident (wie die meisten Mitglieder der Staatsführung) war traditionell in einen Deel - dieses Jahr orangefarben - mit prächtigem Silbergürtel gekleidet.
Ehrengardisten hatten die neun weißen Chinggisstandarten aufgepflanzt; diese umrundend, beschworen Ringer, Bogenschützen und Reiter für Heimat, Staat und ehrliche Wettkämpfe einzutreten.
Schauspieler und Laiendarsteller in Kostümen von Schamanen, Kriegern, Königinnen und Khanen, echte Fallschirmspringer und Reiter gestalteten vor der beeindruckenden Kulisse des Bogdkhaan-Uul ein beschwingtes Folkloreprogramm mit Anleihen aus der Geschichte des mongolischen Großreiches. Wie immer hervorragend die Oberton- und Langliedsänger, mitreißend die Reiter.
Die Sieger und Platzierten bei den „Drei Spielen der Männer": Ringen, Reiten und Bogenschießen (außer im Ringen nehmen auch Frauen und Mädchen an den Wettkämpfen teil) werden am 11. und 12. Juli ausgezeichnet.
Dopingproben werden nur von den Ringern genommen.
Konzerte, Modenschauen, Diskoveranstaltungen und Kinderfeste gehören mittlerweile zu Naadam wie die „Drei Spiele" und ein großes Feuerwerk am 11. Juli am Fuße des Zaisan-Denkmalkomplexes.
Am Abend des 12. Juli erklärte der Präsident die diesjährigen Feiern für beendet, die Staatsflagge und die „neunzipflige" Chinggis-Standarte wurden eingezogen und zurück zum Regierungspalast „geleitet".
Zuvor hatte Präsident Bagabandi Titel und Auszeichnungen verliehen: U.a. den Titel „Ulsyn Avarga" an den alten und neuen Sieger im Ringen, G. Usukhbayar (bisher Ulsyn Arslan). Zweiter wurde D. Sumyaabazar (bisher Ulsyn Zaan), der somit zum ersten Träger des Titels „Garuda" seit dem 19. Jahrhundert avancierte.

Naadam in den Provinzen
Im Zentral (Tuv) und Khentii-Aimag wurde in diesem Jahr Naadam gleichzeitig mit dem 80. Gründungstag der Aimags gefeiert.
In Khentii begannen die Feiern am 07. Juli. Aimaggouverneur, Ch. Erdenebaatar, meinte in seiner Eröffnungsrede, dass die Bewohner der Stammheimat Chinggis-Khaans stolz auf das Geleistete sein können: 4,5 Milliarden an Investionen sind nicht nur im Aimagzentrum sichtbar: neue Schulen, rekonstruierte Gebäude ausgebesserte Wege...
128 Ringer, darunter 40 Landes- und Aimagtitelträger, kämpften um den Sieg. Darkhan Avarga B. Bat-Erdene, aus Khentii stammend, siegte vor Landesfalke B. Odkhuu.
Bei den Pferderennen der Azarga (Hengst) siegte G. Sodnom aus dem Umnudelger-Sum (Khentii), bei den Ikh Nas (ältere Pferde, über sechs Jahre) siegte D. Chuluunbaatar aus dem Sukhbaataraimag, bei den Soyolon (Fünfjährige) Ochirbat, ebenfalls aus Sukhbaatar.
256 Ringer kämpfen im Tuv-Aimag um die Titel, darunter Landestitelträger A. Sukhbat und J. Munkhbat. Im Rennen der „über Sechsjährigen" siegte E. Ganbat aus Ulaanbaatar, im Rennen der Dreijährigen (shudlen) siegte B. Natsagnyam aus Zuunmod.
Aimagfalke (aimgiin nachin), G. Erkhembayar, gewann das Naadamringen in Darkhan-Uul. Zweiter wurde Ulsyn Zaan (Landeselefant) Ch. Batzorig, für ihn eine herbe Niederlage. Insgesamt traten 192 Ringer an.
Auch im Bulgan-Aimag wurde Naadam 2003 vorgezogen. 66 Landes- und Aimagtitelträger beteiligten sich an den Ringkämpfen. Es siegte Aimagfalke, D. Baasandorj, vor J. Ganzolbo. Beide besiegten ebenfalls in der Rangfolge vor ihnen liegende Ringer.

Erfolgreiche Europareise des Präsidenten
Mit einem Tag Verspätung kehrten Präident Bagabandi, seine Frau A. Oyunbileg und die übrigen Mitglieder der Delegation am Nachmittag des 07. Juli in die Mongolei zurück.
Während des Aufenthaltes in den drei baltischen Staaten wurden Regierungsvereinbarungen und -verträge über Erleichterungen bei Investitionen und deren Schutz, über eine engere Zusammenarbeit auf den Gebieten Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kunst sowie bei Rundfunk und Fernsehen geschlossen. Noch keine Einigung konnte bezüglich der Doppelbesteuerungsabkommen erzielt werden. Alle Seiten sind jedoch an einer einvernehmlichen Entscheidung interessiert. Die Verhandlungen gehen weiter.
Die baldige Mitgliedschaft Lettlands, Estlands und Litauens in der europäischen Union und der NATO, eröffnet der Mongolei die Möglichkeit, ihre Handels- und Wirtschaftsbeziehungen, ihre kulturellen Kontakte sowie den Informationsaustausch mit Europa zu intensivieren.
Der Besuch N. Bagabandis war der erste eines mongolischen Staatsoberhauptes in den drei o.g. Ländern.
In Österreich war Bagabandi zwar bereits in seiner Funktion als Vorsitzender des Großen Staatskhurals zu Gast, als Staatsoberhaupt jedoch ebenfalls zum ersten Mal.
In Wien unterzeichneten beide Seiten ein Memorandum über ein Doppelbesteuerungsabkommen und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Öffentlichen Gesundheit.
Bagabandi nahm an der offiziellen Eröffnung der mongolischen Botschaft in Wien teil, besuchte verschiedene UNO-Einrichtungen in Wien, darunter die Internationale Atomenergiebehörde und das Amt für Verbrechensbekämpfung.
Außenminister L. Erdenechuluun traf sich zudem mit seiner österreichischen Amtskollegin B. Ferrer-Waldner und dem Direktor der Atomenergiebehörde, El Baradai.


PM Dolgor, Khamba-Lamas N. und D., A. Vollmer, M. Vorwerk

Antje Vollmer: Guter Stand der deutsch-mongolischen Beziehungen
Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Dr. Antje Vollmer, wurde am 08. Juli von Präsident N. Bagabandi, dem Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir und von Ministerpräsident N. Enkhbayar empfangen.
In den Gesprächen ging es um den Stand der beiderseitigen Beziehungen und Möglichkeiten, diese auszubauen. Bagabandi dankte Frau Vollmer für die von Deutschland erwiesene technische, finanzielle und personelle Hilfe beim Aufbau der Marktwirtschaft und bei der Festigung der Demokratie in den vergangenen 12 Jahren.
Die Demokratiekonferenz im September in Ulaanbaatar wird von deutscher Seite nicht nur finanziell unterstützt, der Konferenz und ihren Ergebnissen gilt besondere Aufmerksamkeit.
Frau Vollmer verwies auf die Fortführung der Ausgrabungs- und Forschungsarbeiten in Karakorum, der alten mongolischen Hauptstadt ab Juli dieses Jahres. Ein kultureller Höhepunkt in der Zusammenarbeit beider Länder wird darüber hinaus die Ausstellung „Chinggis-Khaan und seine Erben", zu sehen 2004 in München und Bonn, sein.
Ende Juli wird der Staatssekretär für Bildung und Forschung in die Mongolei reisen und zu Beginn des nächsten Jahres finden in beiden Ländern Veranstaltungen anlässlich des 30. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen statt. Die Einrichtung einer deutschen Bibliothek in der zentralen Kinderbibliothek soll der Pflege der deutschen Sprache dienen.
Bevor die Vizepräsidentin in Begleitung des nicht nur im deutschsprachigen Europa bestens bekannten Schriftstellers, Ch. Galsan, ihre Reise in den Bayan-Ulgii-Aimag und in den Altai antrat, konnte sie sich bei einem Empfang in der deutschen Botschaft von den musikalischen Fähigkeiten ihrer mongolischen Gastgeber überzeugen. Schüler und Schülerinnen des Musikcolleges spielten auf traditionellen Instrumenten (Pferdekopfgeige, Shanz, Yatga – Zither) Lang- und Kurzlieder und auch ein Khuumii-(Oberton) Sänger fehlte nicht.
Ein besonders aufmerksamer Zuhörer war der Musikethnologe, Professor G.-M. Wegner, aus Berlin.
Nach 20-jähriger Lehr- und Forschungstätigkeit in Nepal, will er nun die besonders in einigen Sums des mongolischen Westens in hoher Blüte stehende Khuumii-Kunst kennenlernen und aufzeichnen. Die Natur-, Kultur- und Geschichtsdenkmäler der Mongolei besitzen große Anziehungskraft und sind gerade auch für die Entwicklung des Tourismus als Wirtschaftszweig von Interesse, meinten übereinstimmend Frau Vollmer und ihre Gesprächspartner, nicht nur in den Regierungsbehörden.
Botschafter Dr. M. Vorwerk, mit der Delegation in den Westen reisend, entgeht so zwar das Naadamerlebnis in der Hauptstadt, dafür kann er sich im nächsten Jahr um so mehr darauf freuen.


Hotel Mongolia

„Hotel Mongolia" eröffnet
Das in großen Teilen einem befestigten Winterlager aus der Chinggis-Khaan-Zeit nachempfundene „Hotel Mongolia" wurde am 09. Juli feierlich eröffnet.
Erstaunlich gut in die Landschaft von Gajuurt, einer zu Ulaanbaatar gehörenden Siedlung und beliebtes Naherholungsgebiet, eingebettet, können hier mehr als 60 Gäste Unterkunft finden.
Die Bauzeit betrug knapp ein Jahr und obwohl noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen und Inneneinrichtungen komplett sind - an einigen Stellen sind bereits Reparaturarbeiten nötig - stehen ab sofort das Restaurant, die großzügige Innenhofanlage und einige der Palastjurten, Turmzimmer sowie „Tempelhäuser" zur Verfügung.
Die 16 Palastjurten sind nach acht berühmten mongolischen Khatad (Königinnen) sowie nach den acht engsten Gefolgsleuten Chinggis-Khaans benannt. Die sechs Tempelhäuser heißen nach sechs mongolischen Stämmen, die vier Ecktürme und sechs Mitteltürme nach zehn Mitgliedern des „Goldenen Geschlechts". Alle Wohneinheiten sind mit zwei Betten und Komfortbädern ausgestattet. Die VIP-Zimmer (in den Türmen) kosten 220, die übrigen 120,- US-Dollar pro Nacht. Saison, auch für Seminare und Konferenzen, ist von Anfang Mai bis Mitte Oktober
Der Komplex wird durch eine niedrige Mauer eingefasst, in die vier Tore – Vater Himmel, Mutter Erde, Sonne und Mond symbolisierend – eingelassen sind.
Im Zentrum, unterhalb der Freitreppe, die zum Restaurant „Khamag Mongol" führt, erhebt sich der sagenumwobene „Silberbaum". Aus seinen Öffnungen floss allerdings Wasser, kein Wein, Schnaps, Kumys und auch keine Milch wie beim Original.
„Wir widmen den Bau dem 840. Geburtstag Chinggis-Khaans (2002), dem 800. Gründungstag des ersten mongolischen Staates (2006) und sind froh, ihn im „Jahr des Tourismus" der nationalen und internationalen Öffentlichkeit präsentieren zu können". Nach seiner Rede bat S. Otgonbaatar, Eigentümer von „APU" und mit K. Bader Inhaber von „Khanbräu" und „Brauhaus", Expräsident P. Ochirbat mit drei Trommelschlägen „von der Eröffnung des „Hotels Mongolia" zu künden.
An der Eröffnungszeremonie nahmen Vertreter des diplomatischen Corps, der ehemalige Vorsitzende des Großen Staatskhurals, R. Gonchigdorj, die Abgeordnete der MRVP, S. Gerelsuren, Künstler und Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen teil.
Bevor das in der hoteleigenen Küche zubereitete kalte Buffet „gestürmt" wurde, sangen, musizierten und tanzten Künstler des Opern- und Balletttheaters von Ulaanbaatar – natürlich in farbenprächtigen traditionellen Kostümen mit atemberaubenden, nicht unbedingt alltagstauglichen Kopfbedeckungen.

Papstbesuch verzögert sich
Der für Ende August geplante Besuch von Papst Johannes Paul II. in der Mongolei ist auf nächstes Jahr verschoben worden. Das teilte der Apostolische Präfekt in der Mongolei, Msgr. W. S. Padilla, auf Anfrage mit.
Der angegriffene Gesundheitszustand des Papstes wird als Hauptgrund für die Verschiebung genannt. Außerdem könne mit der Fertigstellung des Baus der katholischen Kirche in der mongolischen Hauptstadt erst im nächsten Jahr gerechnet werden.

S. Oyun wurde Mutter eines Sohnes
Am 03. Juli wurde Sanjaasurengiin Oyun, Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende der Bürgermut-Republikanischen Partei, in einem Krankenhaus in Ulaanbaatar von einem Jungen entbunden.
Mutter und Kind sind wohlauf.

Silbermedaille für Munguntuul
Bei internationalen Schachwettkämpfen in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) gewann B. Munguntuul mit 6,5 Punkten die Silbermedaille, ihre Landsfrau B. Ankhchimeg kam auf 4,5 Punkte.
Munguntuul verpasste knapp die Qualifikation für die Teilnahme an den FIDE-Meisterschaftskämpfen. Das kann sie nachholen, sollte sie bei den Asienmeisterschaften im August in Kalkutta (Indien) unter die ersten sechs kommen.

Berichtigung: Der außenpolitische Berater von Präsident Bagabandi heißt nicht R., sondern Damdingiin Tsogtbaatar.

„Neues aus der Mongolei" erscheint voraussichtlich wieder am 17. August 2003. R.B.


   

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