Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 26. Mai bis 1. Juni 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Präsident N. Bagabandi 26.05.03

SARS
Nach den aktualisierten Angaben der mongolischen Gesundheitsbehörden und der WHO Mongolei vom 27. Mai sind alle Personen, bei denen ein Verdacht auf SARS bestand oder die sich infiziert hatten (2) als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Die Mongolei ist sarsfrei.

Kritik an Arbeit und Fähigkeiten der Journalisten
Am 26. Mai fand das diesjährige „Treffen des Präsidenten mit 100 Journalisten" statt. Gezählt hat sie sicher niemand, aber nur wenige Plätze im Konferenzsaal des Regierungspalastes blieben unbesetzt.
In seiner Einführung sparte Präsident N. Bagabandi nicht mit Kritik an der Arbeit der Journalisten: Sie berichteten hauptsächlich aus der Hauptstadt, die Menschen auf dem Land, ihr Leben, ihre Sorgen und Freuden kämen in den Beiträgen zu wenig vor, die Pflege der mongolischen Sprache ließe zu wünschen übrig, einige Journalisten befleißigten sich zunehmend einer schwerfälligen und vulgären Sprache.
Die vierte Macht im Staat zu sein, sei nicht nur ein Recht, sondern vor allem eine Verpflichtung.
Nach seiner Rede beantwortete der Präsident die Fragen der Medienvertreter.
Die interessierten sich für die Meinung des Staatsoberhauptes zum Wahlbündnis der Demokratischen (DP) mit der Mutterlandspartei (MNSDP), zu den verschwundenen Geheimdienstakten, zur Privatisierung großer Unternehmen, zum Irakkrieg.
Bagabandi machte deutlich, dass nach den Jahren der politischen Zersplitterung, jetzt der umgekehrte Prozess in Gang kommt, Parteienbündnisse begrüße er durchaus.
Er sei der Präsident des ganzen Volkes und nicht nur einer Partei oder politischen Gruppierung. Wichtig sei, dass die Parteien die Interessen der Bevölkerung und des Staates nicht außer Acht lassen.
Bagabandi zur „Spionage-, Nyamdorj- oder Gundalaiaffaire": Aus dem Gebäude des Nachrichtendienstes sind geheime Dokumente verschwunden. Das ist eine Tatsache. Generalstaatsanwalt M. Altankhuyag und der Leiter des Nachrichtendienstes, M. Batsaikhan, wurden mit der Untersuchung und Klärung des Vorfalls beauftragt. Die Vorwürfe gegen den Justizminister mit einem ausländischen Dienst zusammengearbeitet zu haben, wurden bereits vor zwei Jahren widerlegt.
Das Offenlegen geheimer Staatspapiere hingegen muss entsprechend der Gesetzgebung geahndet werden.
Der Nutzen der Privatisierung wertvoller Unternehmen wird sich in naher Zukunft zeigen.
Bagabandi verwies auf seine Besuche bei verschiedenen Großbanken, darunter solche, die von ausländischen Investoren übernommen wurden (Handels- und Entwicklungsbank, Landwirtschaftsbank). In den Gesprächen mit den neuen Eigentümern sei es sehr wohl auch um deren wirtschaftliche und soziale Verantwortung gegangen.
Bagabandi bekräftigte die Entscheidung der Regierung, sich im Irakkrieg an die Seite von Präsident Bush zu stellen. Diese wurde im Nationalen Sicherheitsrat getroffen. Die Mongolei habe die Frage, Saddam Hussein oder G. W. Bush zu Gunsten Bushs entschieden, da die Mongolei die Politik des irakischen Diktators seit jeher verurteilt habe.
Zwischen Regierung und Präsident gibt es offensichtlich unterschiedliche Meinungen über Regeländerungen beim Naadamringen. Bagabandi plädiert dafür, bereits ab der fünften Runde einen Titel zu vergeben.
Dem inflationären Gebrauch, ja Missbrauch des Namens „Chinggis-Khaan" will der Präsident ebenfalls mit einer Gesetzesinitiative entgegentreten. Es dürfe nicht sein, dass der Name des Großkhans und des von ihm begründeten Staates ohne Einschränkungen als Schnaps-, Bier- und Zigarettenmarke verwendet werden kann.
Die Frage, ob sich der Präsident nach seiner Amtszeit, ähnlich wie sein Vorgänger, P. Ochirbat, eine prächtige Villa bauen lässt, verneinte er. „Sollten Sie aber einen landschaftlich reizvollen Platz für solch ein Vorhaben zu Gesicht bekommen, zeigen Sie ihn mir."

Dreierbündnis
Die Bürgermut-Republikanische Partei mit ihrer Vorsitzenden S. Oyun an der Spitze, hat Interesse bekundet, sich dem Wahlbündnis von DP und MNSDP anzuschließen.

„Gobi" kostet 11,6 Millionen US-Dollar
Auf der Kabinettsitzung am 18. Mai wurde beschlossen, den Mindestpreis für das Kaschmirunternehmen „Gobi" auf 11,6 Millionen US-Dollar festzulegen.
70 Prozent des Unternehmens gehören noch dem Staat und werden jetzt erneut zur Privatisierung ausgeschrieben. Ab dem 03. Juni werden die entsprechenden Dokumente veröffentlicht.
Beim ersten Privatisierungsversuch im Jahr 2000 hat das „Komitee für staatliches Eigentum" noch 18,5 Millionen gefordert.

Irisches Management für „MIAT"
Die mongolische Luftfahrtgesellschaft „MIAT", deren Privatisierung beschlossene Sache ist, bekommt ein neues Management.
Am 30. Mai unterschrieben der Chef des Komitees für staatliches Eigentum, L. Purevdorj, und der Vertreter von „Air Consult International", B. Donohue, den Beratervertrag. Vier Mitarbeiter der irischen Air Consult mit Sitz in Dublin, werden ein Jahr lang die Geschäfte der „MIAT" führen, um deren Leistungsfähigkeit zu verbessern und günstige Bedingungen für die Privatisierung zu schaffen.
Zuvor hatten Infrastrukturminister, B. Jigjid, L. Purevdorj und die Repräsentantin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), O. Gereltuya, einen Vertrag über die finanzielle Unterstützung seitens der Bank unterschrieben. Die EBWE stellt für die Vorbereitung der MIAT-Privatisierung 650 000 Euro zur Verfügung.

L. Enkhtaivan wird Botschafter in Wien
Der bisherige stellvertretende Minister für Wirtschaft und Finanzen, Luvsandagvyn Enkhtaivan, ist zum Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der neuen mongolischen Botschaft in der Österreichischen Republik ernannt worden.
Enkhtaivan wurde 1955 in Ulaanbaatar geboren. Er hat in Berlin Ökonomie studiert und den akademischen Grad eines Dr. habil. erworben.

50 000 für die Einbürgerungsurkunde
Auf einem Seminar zur Bevölkerungsstatistik informierte der Leiter des Nationalen Amtes für Statistik, P. Byambatseren, darüber, dass im Jahr 2002 20 387 Personen nach Ulaanbaatar umgezogen sind. Die meisten von ihnen kamen aus den Aimags Tuv, Zavkhan, Uvs, Uvurkhangai, Arkhangai und Darkhan-Uul.
Von den erwachsenen Zuzüglern wird eine einmalige Gebühr von 50 000 Tugrug erhoben, für Kinder müssen 25 000 Tugrug bezahlt werden.
Im Zusammenhang mit der Bodenprivatisierung ist die Zahl der Umzugswilligen nach Ulaanbaatar seit Beginn des Jahres 2003 stark gestiegen
Dadurch erhöhen sich die Ausgaben für medizinische Versorgung, für die Betreuung in Kindergärten, für Bildung - an manchen Schulen wird in vier Durchgängen unterrichtet.
Die Kriminalität steigt. Viele der neu Hinzugezogenen finden keine Arbeit.
Aus Ulaanbaatar aufs Land zog es im vergangenen Jahr hingegen nur 281 Menschen.

Unterstützung für nationale Minderheiten
Das „Gesetz über die offizielle Staatssprache" wurde im Parlament verabschiedet. Der Vorschlag der Abgeordneten aus dem Bayan-Ulgii-Aimag, die Behördenadressen auch in der Sprache der nationalen Minderheit, in Kasachisch, anzugeben, wurde abgelehnt. Die Adressen werden in Mongolisch und Englisch angegeben.
Hingegen wurde zugesagt, den nationalen Minderheiten beim Erlernen der mongolischen Sprache von Seiten der Regierung mehr finanzielle und materielle Unterstützung zukommen zu lassen.
Ein „Staatlicher Rat für Sprache" wird darüber wachen, dass die Bildungseinrichtungen, die staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen das „Gesetz über die offizielle Staatssprache" nicht verletzen. Gesetzesverstöße werden mit 50 bis 250 000 Tugrug Strafgeld geahndet.


Tumursukh, weitab von der Hauptstadt

Steppenbrände
Im Naturschutzgebiet „Numrug", im Osten der Mongolei, hat am 21. Mai ein Großfeuer, das seinen Ursprung in China hat, eine Fläche von 169 mal 736 Kilometer erfasst.
Bisher gelang es den Feuerwehrleuten nicht, das Feuer zu löschen.
Ein Feuer, das sich am 26. Mai, ebenfalls von China her auf mongolischem Territorium ausbreiten konnte, ist hingegen unter Kontrolle.
Seit Januar mussten die Feuerwehren landesweit 25 Brände bekämpfen, zwei davon aus China und neun aus Russland auf mongolisches Territorium übergreifend.

Naadampferderennen nicht in Yarmag
Die diesjährigen Pferderennen anlässlich des Nationalfeiertages „Naadam" werden 35 Kilometer von Ulaanbaatar entfernt, im Selenge-Sum des Tuv (Zentral)-Aimags stattfinden.
Damit geht eine 80-jährige Tradition zu Ende. Doch die zunehmend dichtere Bebauung des Geländes bei Yarmag barg für Reiter und Pferde und Anwohner zu viele Sicherheitsrisiken.
Außerdem seien die Weiden bei Nukht für die Pferde nicht ergiebig genug.
Das Problem des neuen Austragungsortes liegt in der Wasserversorgung. Mit dem Bau von drei neuen Brunnen soll dieses Problem gelöst werden.

Kamelzwillinge in Gobialtai geboren
Im Tugrug-Sum des Gobialtai-Aimags brachte eine Kamelstute aus der Herde von B. Batdorj, der hier sein Frühjahrslager bezogen hat, Zwillinge zur Welt. Auch die älteren Viehhalter können sich an die letzte Kamelzwillingsgeburt nicht erinnern.
Das ist so selten geworden, dass sich die Sitte eingebürgert hat, die Staatsführung über das Ereignis gesondert zu informieren.

Weltnichtrauchertag
Anlässlich des Weltnichtrauchertages wurden der 31. Mai und der erste Juni zu zigaretten- und alkoholfreien Tagen erklärt. An diesen beiden Tagen dürfen keine alkoholischen Getränke und keine Tabakwaren verkauft werden. Unternehmen, die dagegen verstoßen, müssen mit Geldstrafen rechnen.
Nach den Worten von Gesundheitsminister, P. Nyamdavaa, rauchen 600 000 Mongolen, einer von drei Mongolen.
66 Prozent der Männer und 25 der Frauen rauchen regelmäßig, hauptsächlich Zigaretten, importierte oder aus heimischer Produktion.
In den Frühjahrssitzungen des Parlaments werden verschiedene Gesetzesvorlagen diskutiert, die Steuererhöhungen auf importierte Tabakwaren, Werbeverbot und mehr Aufklärung über die Schädlichkeit des Rauchens zum Ziel haben.
Resigniert räumt ein Abgeordneter ein, die Mongolei sei ein Paradies für Raucher und das werde sicher noch eine Weile so bleiben. Eine der zwei mongolischen Zigarettenfabriken gehört zudem einem Abgeordneten des Großen Staatskhurals.


Kindertag in der Hauptstadt

Mehr Feiertage für Mongolen
Im Großen Staatskhural wurden kürzlich Änderungen und Zusätze zum Arbeitsgesetz beschlossen. Die Mehrheit stimmte für den Vorschlag, den Internationalen Frauentag am 08. März wieder als Feiertag zu begehen.
Außerdem wurde der 01. Juni vom „Tag der Mütter und Kinder" in „Kindertag" umbenannt und als offizieller Feiertag in den Kalender aufgenommen..
Bisher gab es acht Feiertage, von denen vier im vergangenen Jahr auf einen Samstag oder Sonntag fielen.
Zum diesjährigen Kindertag organisiert die Asashoryo-Stiftung ein Fest mit Spiel und Sportwettkämpfen für Kinder zwischen fünf und 12 Jahren.
Der Schriftstellerverband veranstaltet einen Kinderbuchverkauf zu verbilligten Preisen.
Das Zentrum der Vergnügungen wird wie jedes Jahr im Kinder- und Jugendpark sein. Spiele, kostenlose Süßigkeiten u.v.m. erwarten die Mädchen und Jungen.
An das Verkaufsverbot für Alkohol und Zigaretten haben sich zumindest am Samstag allerdings nur wenige Läden gehalten.

Der „Blaue Drache" gewinnt Sommerturnier
Asashoryo (Blauer Drache) D. Dagvadorj hat den Sommerwettkampf der Berufssumoringer in Tokio gewonnen.
Aus 13 Kämpfen ging er als Sieger hervor, zwei hat er verloren. Der Japaner Chiyotaikai (Titel) kam mit zehn Siegen und fünf Niederlagen auf den zweiten Platz.
Kyokushyuzan D. Batbayar wurde Achter und errang, genau wie sein Landsmann Kyokutenho N. Tsevegnyam, einen Sonderpreis.


Mandelblüte in der Mongolei. 01.06.03

Vom DMKV Bärstadt erreichte uns folgende Information, die wir gern weitergeben:

3. Mongolei-Festival des DMKV am 22.-24. August 2003 in Bärstadt
Ein Fest mit mongolischer Kultur und Lebensweise im kleinen Park um die Kirche:
Programm:
FR, 22.8. 20:00 Uhr in der Kirche BÖRTE unplugged
SA, 23.8. 19:30 Uhr im Kirchhof HOSOO und KHUKH MONGOL
SO, 24.8. Familiensonntag rund um die Kirche
Ein Stück Mongolei: 3 mongol. Jurten (Ger), Ringkämpfe, mongolische Trachten, Lieder und Spiele für Kinder
Die mongolische Küche: Schaf in der Milchkanne, Huuschuur und Buuz (Fleisch in Teigtasche), Milchtee und Gambir (Fladenbrot)
Informationen zur Mongolei: Dias, Videos und Gespräche in der Ger
Workshop: Musik aus dem Altai
Natürlich auch: Bücher-, Verkaufs-, Imbiss- und Getränkestände, Eine-Welt-Laden, Gottesdienst mit mongolischem Gesang, Frühschoppen, Trödelmarkt und Lagerfeuer.


   

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