Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 24. bis 30. März 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Naraa

Frühjahrsitzungen des Parlaments
Laut Gesetz müsste am 05. April die Frühjahrssitzungsperiode des Großen Staatskhurals beginnen. Da dieser Tag auf einen Samstag fällt, wird S. Tumur-Ochir, der Parlamentsvorsitzende, die Frühjahrstagungen am Montag, den 07. April, eröffnen.
Die Spitzen der Opposition werden sich zu diesem Zeitpunkt im Urlaub oder auf Dienstreise im Ausland befinden.

Tagung des Nationalen Sicherheitsrates
Auf der von Staatspräsident N. Bagabandi einberufenen Tagung des Nationalen Sicherheitsrates berieten die Teilnehmer über die möglichen Auswirkungen des Irakkrieges auf die mongolische Wirtschaft und auf die Sicherheit der Bürger und des Landes.
Bagabandi beauftragte Regierung und Außenministerium mit der Einleitung der für Krisenzeiten vorgesehenen Maßnahmen.

R. Bold: „Wir lassen uns von keinem Staat bevormunden"
Die Entscheidung der mongolischen Regierung, „sich an die Seite der USA-Verbündeten im Irakkkrieg zu stellen", stieß nicht überall auf Zustimmung. Der Riss geht quer durch alle Parteien. Während Expräsident P. Ochirbat einräumt: „Dieser Krieg ist kein Krieg gegen das irakische Volk. Es geht um die Ablösung einer menschenfeindlichen Diktatur" und der ehemalige Außenminister Ts. Gombosuren den Krieg für eine „richtige Maßnahme" hält, kritisierten die „Bürgermut-Republikanische Partei" die Stellungnahme der Mongolei zu Gunsten der Kriegskoalition.
Außenminister Erdenechuluun antwortete auf die Frage, ob bei dieser Entscheidung nicht die Zustimmung des Großen Staatskhurals erforderlich gewesen wäre, mit einem klaren Nein, da die Regierung den außenpolitischen Richtlinien des Parlaments (1994 bestätigt) gefolgt sei. Auch die Tatsache, dass die Mongolei zu den Mitgliedsländern der Nichtpaktgebundenen gehört, sei kein Hindernis für die Erklärung, an der Seite der USA und ihrer Verbündeten zu stehen. Es ginge um keinerlei militärischen Beistand, der selbstverständlich entsprechende Verträge voraussetzen würde. Erdenechuluun erinnerte an die Unterstützungserklärungen für die USA und den Kampf gegen den internationalen Terrorismus nach dem 11. September 2001. Die mongolische Entscheidung sei kein plötzlicher Entschluss gewesen.
Der mongolische Botschafter in den USA, R. Bold, erklärte auf die Frage, warum die Mongolei nicht die kriegsablehnende Haltung ihrer beiden Nachbarn berücksichtigt hätte: „Die Mongolei ist ein selbstständiger Staat. Wir müssen unsere Positionen nicht unbedingt mit anderen in Übereinstimmung bringen. Wir lassen uns von keinem Staat bevormunden".

Vizebotschafterin aus Protest gegen amerikanische Irakpolitik zurückgetreten
Mary Ann Wright, stellvertretende US-Botschafterin in der Mongolei, ist aus Protest gegen den Irakkrieg von ihrem Posten zurückgetreten. Am Freitag hat sie ihren Arbeitsplatz in der US-Botschaft in Ulaanbaatar geräumt.
In ihrem Kündigungsschreiben an Außenminister Colin Powell bedauert sie, durch den Beginn des Irakkrieges zu diesem Schritt gezwungen worden zu sein.
30 Jahre sei sie im Dienst für ihr Land, die USA, tätig gewesen, davon 15 Jahre als Diplomatin, 26 Jahre in den Streitkräften, zuletzt im Rang eines Obersten. Sie habe an den Wiederaufbauprojekten nach den Militäroperationen in Grenada, Panama und Somalia mitgewirkt, war Deputy Chief of Mission in Sierra Leone, Mikronesien, Afghanistan und in der Mongolei.
Jetzt könne sie die Politik ihrer Regierung nicht mehr repräsentieren: Sie sei nicht einverstanden mit der Irak-und Nordkoreapolitik, mit der Politik gegenüber dem Israel – Palästina - Konflikt und mit der Einschränkung von Bürgerrechten in den USA selbst.
„Herr Außenminister, schweren Herzens verlasse ich den diplomatischen Dienst und das Außenministerium, ... ich wünsche Ihnen und unseren Kollegen alles Gute.
Hochachtungsvoll, Mary A. Wright.
Frau Wright wird in der nächsten Woche aus der Mongolei in die USA zürückkehren.

Ukrainischer Präsident besucht die Mongolei
Auf Einladung von Präsident N. Bagabandi wird der Präsident der Ukraine, Leonid Danilovich Kutchma, der Mongolei vom 30.03. bis zum 01.04. einen offiziellen Staatsbesuch abstatten.
Der ukrainischen Delegation gehören Außenminister A. M. Zlenko, der Leiter des Präsidialamtes, V. V. Medvedchuk, Verkehrsminister G. N. Kirpa, Wirtschafts- und Europaminister V. I.Khoroshkovskii, Generalstaatsanwalt S. M. Piskun und sechs weitere Mitglieder an.

Antikorruptionskonferenz
Am 27.03. begann im „Chinggis-Hotel" von Ulaanbaatar eine zweitägige „Nationale Antikorruptionskonferenz". Ihr vorausgegangen waren fünf Rundtisch- und Beratungsgespräche, über deren Ergebnisse der Leiter des Programms „Good Governance"(Sain Zasaglal), D. Tserendorj, referierte. Bei der Aufdeckung und Eindämmung von Bestechung, Amtsmissbrauch und Willkür sollten die Bürger verstärkt einbezogen werden. Regierungsbehörden, gesellschaftliche Organisationen, die Privatwirtschaft und die Bürger sollten enger und vertrauensvoller zusammenarbeiten. Besonders hob Tserendorj die Verantwortung der Medien bei der Aufdeckung von Betrugs- und Bestechungsdelikten hervor.
Präsident N. Bagabandi und die UNO-Repräsentantin in der Mongolei, S. Menon, sowie der japanische Botschafter in der Mongolei, T. Toda, hielten Grußansprachen.
Zu den Teilnehmern gehörten neben dem Parlamentsvorsitzenden S. Tumur-Ochir und Ministerpräsident N. Enkhbayar auch die Vorsitzenden der Regierungsagenturen, der Ständigen Kommissionen beim Großen Staatskhural und Vertreter von NGOs.
Der stellvertretende Vorsitzende des Großen Staatskhurals und Vorsitzende des „Nationalen Komitees zur Bekämpfung von Bestechung und Korruption", J. Byambadorj, informierte darüber, dass von September 2002 bis Februar 2003 Fällen nachgegangen worden sei. 161 Straftatbeständen, in die 250 Personen verwickelt waren, wurden untersucht.
Ein Redner meinte „So wie der Frühling und der Herbst den Sommer, hätte die Korruption die Gesetzlichkeit in der Mongolei „beerdigt". Dringend notwendig sei es, ein Klima zu schaffen, in dem Bestechung und Bestechlichkeit, Inkompetenz und Willkür in den Ämtern gar nicht erst gedeihen könnten. (Die Mongolen beklagen schon seit Jahren, dass es keine richtigen Sommer mehr gäbe, die Sommer eher einem Frühling oder Herbst glichen. RB.)

Englisch als zweite Amtssprache?
Auf der Eröffnungsveranstaltung der kürzlich gegründeten Nichtregierungsorganisation „Polarstern" am 27.03. wies deren Vorsitzender (Terguun) D. Dorligjav, Exparteichef der Demokratischen Partei (DP), Unterstellungen zurück, der „Polarstern" sei eine „kleine" DP.
Ziel der Organisation sei es, die Mongolei wirtschaftlich, kulturell und politisch voranzubringen, die Lebensverhältnisse, auch auf dem Land, zu verbessern sowie Wissenschaftler, Künstler, Sportler und Politiker im In- und Ausland zu motivieren, an der Lösung der Probleme mitzuwirken.
R. Gonchigdorj, der Präsident von „Polarstern", schlug in seiner Rede unter anderem vor, Englisch als zweite Amtssprache einzuführen, die modernen Informations- und Kommunikationssysteme allen zugänglich zu machen, internationale Standards für Bildung, Wettbewerb, Verwaltung und Produktion einzuführen sowie auf dem Lande die Voraussetzungen für eine Mischwirtschaft aus nomadischer und sesshafter Viehhaltung bzw. von Viehhaltung und Ackerbau zu schaffen.
Einmal in der Woche soll eine Diskussionsveranstaltung zu einem bestimmten Thema organisiert werden.


Ein Schaffell kostet nur noch 200 Tugrug

Dramatischer Preissturz bei Schaffellen
Auf Grund der überaus schlechten Qualität der Felle von verendeten Schafen sanken die Preise in diesem Jahr auf 200 Tugrug. Die in großer Stückzahl aus den zudbetroffenen Ostaimags gelieferten Felle finden kaum Käufer, negativ bemerkbar macht sich vor allem der Ausfall der chinesischen Händler, die wegen der schlechten Qualität auf die Abnahme mongolischer Schaffelle verzichten.
Im vergangenen Jahr kostete ein Schaffell noch 5000 bis 7000 Tugrug.
Auf dem „Tsaiz"-Markt werden für eine Rindshaut 10 000, für eine Pferdehaut 13 000 und für ein Ziegenfell 5 000 Tugrug verlangt. Ein Kilo Rohkaschmir kostet 24 000 und ein Wolfsfell 20 000 Tugrug.

Bulgan-Aimag: 94 000 Stück Vieh verendet
70 Prozent des Territoriums des Bulgan-Aimags waren im vergangenen Sommer von Trockenheit oder Dürre betroffen. Der Winter begann zeitig und es fiel überdurchschnittlich viel Schnee. Das Frühjahr brachte immer noch Nachttemperaturen von minus 20 Grad. Tauwetter am Tag erschwerte die Weidegänge. Das Viehsterben ging weiter.
Seit 2001 haben 601 Viehhalterfamilien ihr gesamtes Vieh verloren.
Im Winter/Frühjahr 2002/03 (Stand 10.03.) verendeten im Aimagmaßstab 94 000 Tiere.
Im vergangenen Jahr ergab die Viehzählung noch einen Bestand von 1,3 Millionen.

Privatisierung der Landwirtschaftsbank abgeschlossen
Die japanische Unternehmensgruppe „H S. Securities" hat die Ausschreibung für die Privatisierung der Landwirtschaftsbank gewonnen.
6,58 Millionen US-Dollar waren das höchste Gebot nach 6,2 Millionen, die die russische „Alpha-Bank" bot und den 5,28 Millionen der mongolischen Golomt-Bank.
Am 25.03. unterschrieben H. Savada, der Präsident von „H S. Securities" und L. Purevdorj, der Chef des „Komitees für Staatliches Eigentum", die Verträge.
An der Vertragsunterzeichnung nahmen außer zahlreichen Journalisten die Botschafter Japans und der USA, T. Toda und J. Dinger, teil.
Die neuen Eigentümer signalisierten, weiter mit dem amerikanischen Management der Bank unter Leitung von Peter Morrow zusammenarbeiten.

10,3 Milliarden Tugrug für 72 000 Studenten
P. Lkhagvasuren, für Finanzen verantwortlicher Mitarbeiter im Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft, beklagte die zunehmend schlechte Zahlungsmoral der College- und Hochschulabsolventen. Die Ausbildungsbeihilfen vom Staat würden zwar gern in Anspruch genommen, an die Rückzahlung der Schulden werde immer weniger gedacht.
Von den Studenten, die mit staatlicher Unterstützung im Ausland studierten, kehrten 70 gar nicht erst in die Heimat zurück.
72 000 Studenten wurden seit 1993 mit 10,3 Milliarden Tugrug unterstützt. Davon seien lediglich 265,5 Millionen zurückgezahlt worden.

Frau tötet ihr Neugeborenes
Eine 21-Jährige aus dem Bayan-Ulgii-Aimag, die seit Januar bei Verwandten im Bayanzurkh-Duureg in Ulaanbaatar lebte, hat am 26.03. ihr neugeborenes Baby mit Messerstichen umgebracht.
Die junge Frau wurde festgenommen und befindet sich gegenwärtig in psychiatrischer Behandlung.
Zuvor war im „Forschungszentrum für Mutter und Kind" in Ulaanbaatar ein Anruf eingegangen, „ein gerade geborenes Baby könne nicht atmen und sei gestorben."
Ein ähnlicher Fall ereignete sich im Oktober des vergangenen Jahres: Die 22-jährige U. hatte ihren fünf Monate alten Sohn ertränkt. Sie wurde zu einer Haftstrafe von 15 Jahren und zehn Monaten verurteilt.

Aids aus Deutschland?
Kh. Davaajav, Abteilungsleiter im „Zentrum zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten", verneinte die Frage, ob eine Mongolin, die in Deutschland lebt und arbeitet, sich dort mit dem HIV-Erreger infiziert hätte.
Davaajav weiter: Sollte sich ein Mongole oder eine Mongolin im Ausland mit dem Virus angesteckt haben, würde das Zentrum durch das Außenministerium unterrichtet. Allerdings hätte das „Infektionszentrum" keine Möglichkeiten, eigene Untersuchungen oder Erhebungen vorzunehmen.


NOK der Mongolei

Ziel: Ein bis zwei Medaillen
Das nationale Vorbereitungskomitee für die Olympischen Spiele 2004 in Athen hat für die mongolische Mannschaft einen Platz zwischen 61 und 79 als Ziel vorgegeben.
Dazu zwei Medaillen. Das wäre für die Mongolei und ihre Olympiamannschaft ein großer Erfolg nach einer langen Durststrecke. 1980 in Moskau belegten die mongolischen Sportler den 22. Platz - das beste Ergebnis seit 1964, als Mongolen zum ersten Mal an Olympischen Spielen teilnahmen. In Sydney reichte es nur für den 150. Platz.

Ostgobi-Aimag: 200. Geburtstag von Ravjaa-Khutagt
Die Bürgerversammlung des Ostgobi-Aimags (Dornogov‘) hat beschlossen, den 200. Geburtstag von "Ikh-Gobiin-Dogshin-Noyon-Khutagt Ravjaa" (1803-1856) am 25. und 26. Juli mit einer festlichen Zeremonie zu begehen.
Ravjaa wurde in einer armen Viehhalterfamilie im damaligen Tusheet-Khan-Aimag (heute Ostgobi-Aimag) geboren. Schon im Alter von acht Jahren verfasste er seine ersten Gedichte.
1809 wurde der aufgeweckte Junge ein Schüler des Ongiin-Golyn-Khuvilgaan und bald als fünfte Reinkarnation des Goviin-Noyon-Khutagt ausgewählt.
Er gründete mehrere Klöster, schrieb Gedichte und das noch heute mongoleiweit beliebte Theaterstück: „Das Leben des Mondkuckucks". Ravjaa malte und zeichnete, gründete eine Malschule für Kinder seines Heimataimags.
D. Danzanravjaa gehörte und gehört zu den am meisten respektierten und verehrten geistlichen Würdenträgern in der Mongolei.
1990 wurde sein Hauptkloster „Khamryn Khiid" rekonstruiert und dient heute als Museum.


   

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