Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar
2. v. l. R. Hagan, WHO, 4. P. Nyamdavaa
SARS-Gefahr für Mongolei vorerst gebannt
Unmittelbar nach der außerordentlichen
Kabinettssitzung am 09.05. informierte Gesundheitsminister, P. Nyamdavaa, auf
einer Pressekonferenz über den aktuellen Stand bezüglich des „Schweren Akuten
Atemwegssyndroms" (SARS) in der Mongolei.
Insgesamt wiesen 16 Personen Anzeichen einer SARS-Erkrankung auf, davon 14 in
Ulaanbaatar, eine im Darkhan-Uul-Aimag und eine im Dornogov‘ (Ostgobi)-Aimag.
Bei sieben von ihnen konnte eine SARS-Infektion ausgeschlossen werden. Von den
insgesamt neun Verdachtsfällen sind zwei nach ersten Untersuchungen in einem
Labor in Tokio bestätigt worden. Dabei handelt es sich um ein Ehepaar (60 und 63
Jahre alt), das am 12. April aus Khukh-Khot in die Mongolei zurückgekehrt war.
Die Frau konnte am 30. April aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen werden.
Weitere fünf Patienten konnten ebenfalls das Krankenhaus verlassen, so dass noch
drei Patienten im „Nationalen Forschungszentrum für Infektionskrankheiten"
behandelt werden. Sie werden jetzt alle in der Kategorie „wahrscheinlich
verdächtig" (probable case) geführt.
Im Unterschied zu allen anderen betroffenen Ländern hat sich in der Mongolei
nicht ein Angehöriger des medizinischen Personals angesteckt.
Seit sieben Tagen ist zudem kein neuer Verdachtsfall aufgetreten.
Bis auf einen – und dabei handelt es sich um die Tochter einer aus Khukh-Khot
zurückgekehrten Frau - sind alle bisherigen Fälle aus dem Ausland
„eingeschleppt" worden.
Gemeinsam haben Regierung und Gesundheitsbehörden daher beschlossen, die
vorbeugenden Schutzmaßnahmen in der Hauptstadt ab dem 10.05. zu lockern. Die
Seuche habe sich in der Mongolei nicht ausbreiten können und sei vollständig
unter Kontrolle. Restaurants und Bars können ab dem 10.05. auch nach 22.00 Uhr
geöffnet bleiben, Kino-, Theatervorstellungen und Konzerte sind wieder erlaubt.
Besonders groß war der Andrang am Samstag in den Diskos und Karaokebars der
Hauptstadt.
Trotzdem sollten die Hygienehinweise weiter befolgt werden, auch an den Grenzen
zu China gelten weiterhin besondere Kontrollmaßnahmen.
Nyamdavaa dankte im Namen der mongolischen Regierung und des Abgeordnetenhauses
den Ärzten, Schwestern und Pflegern für ihren Einsatz, dem Außenministerium, den
mongolischen Botschaften im Ausland, in Sonderheit in Deutschland, Korea und
China, der „MIAT", der Eisenbahn und allen Behörden für die Unterstützung der
Regierungsrichtlinien zur Abwendung der Seuchengefahr.
Der WHO, Japan, der kanadischen Botschaft in Peking sowie der kanadischen Firma
„Ivanhoe Mines" dankte der Minister für finanzielle und materielle Hilfen bei
der Organisierung der Schutz- und Kontrollmaßnahmen.
Am 30. April reisten Mitarbeiter der mongolischen Gesundheitsbehörden, der
WHO-Mongolei und ein Berater der WHO-Infektionskontrolle an den
mongolisch-chinesischen Grenzkontrollpunkt Zamyn-Uud, um sich von der
Wirksamkeit der getroffenen Abwehrmaßnahmen zu überzeugen.
Die Krankenhäuser in Zamyn-Uud und in Sainshand wurden mit Isolier- und
Quarantänestationen ausgerüstet, konsequent wurden auch die anderen Vorgaben
umgesetzt (Mundschutz für alle Passagiere, Desinfektion, Gesundheitskontrolle).
Mehr Mitspracherecht für die Opposition
In Vorbereitung auf die V. Konferenz der
„Neuen Demokratien" vom 18. – 20.06. in Ulaanbaatar, organisierte die
Demokratische Partei (DP) ein Treffen aller im Parlament vertretenen politischen
Parteien, um über Fortschritte, Hemmnisse und Möglichkeiten der
Demokratieentwicklung in der Mongolei zu diskutieren.
D. Lundeejantsan, Abgeordneter der Mongolischen Revolutionären Volkspartei (MRVP)
und Vorsitzender des Ständigen Komitees für Sicherheit und Außenpolitik,
forderte, der Stimme der Minderheit im Parlament mehr Gewicht zu verleihen. Die
regierende MRVP hätte die Parlamentsdebatten in der Vergangenheit zu stark
dominiert.
Demokratie und Pressefreiheit seien kostbare Güter, die nicht ohne Anstrengungen
zu erhalten und zu stabilisieren seien.
M. Enkhsaikhan, Vorsitzender der DP, wies in seinem Redebeitrag darauf hin,
Regierung und Opposition müssten gemeinsam daran arbeiten, die
Demokratiekonferenz zum Erfolg zu führen.
Außer den Genannten nahmen an dem Treffen teil: B. Erdenebat, Vorsitzender der
Mutterland-Neuen Sozialistischen Demokratischen Partei (MNSDP), N. Chuluunbaatar,
Generalsekretär der MNSDP, die Mitglieder des Politischen Rates der
Bürgermut-Republikanischen Partei, L. Dashnyam und Ch. Bazar, der erste
demokratisch gewählte Staatspräsident der Mongolei, P. Ochirbat, der
Generalsekretär der MRVP, D. Idevkhten, der Vorsitzende des Ständigen
Wirtschaftsausschusses, T. Ochirkhuu, der politische Berater des Parlamentschefs
G. Chuluunbaatar und Außenminister L. Erdenechuluun.
Einmal mehr als schärfster Kritiker der Regierungspolitik erwies sich B.
Batbayar von der DP.
S. Oyun, die Vorsitzende der Bürgermut-Republikanischen Partei, hält sich
gegenwärtig zu Studienzwecken in den USA auf.
Bodenpreise
Am 08.05. wurden die von der Regierung
beschlossenen Bewertungsmaßstäbe und Preise für den für die Privatisierung
vorgesehenen Boden veröffentlicht.
Ein Quadratmeter kostet demnach in Ulaanbaatar, das in fünf Zonen eingeteilt
wurde, zwischen 13 200 und 44 000 Tugrug. Der Preis ist abhängig von der
Grundstückslage und der Anbindung an Wasser- und Stromleitungen sowie die
Kanalisation.
In Darkhan kostet der Quadratmeter 30 000, in Erdenet 20 000 und in Choibalsan
12 000 Tugrug. (1 200 Tugrug entsprechen etwa einem Euro). In den Aimagzentren
bis 50 000 Einwohner kostet der Quadratmeter 5 000, bis 30 000 Einwohner 4 000
Tugrug.
In größeren Siedlungen und in den Sumzentren bis 15 000 Einwohner müssen für den
Quadratmeter Boden 800 Tugrug und in den übrigen Siedlungen bis 500 Einwohner
500 Tugrug bezahlt werden.
Der Preis für Ackerland hängt von der Bodenqualität und der geographischen Lage
ab.
Als Grundpreis für einen Hektar Ackerfläche im Khangai wurden 3 859 000 Tugrug,
im Altai 2 253 000, in der Gobi 1 738 000 und in den Steppengebieten 3 843 000
Tugrug veranschlagt.
Unterschiedliche Bewertung für Natur- und
Umweltprojekt
UNO und mongolische Regierung vertreten bei
der Bewertung des Umweltschutzprojektes „Erhaltung der biologischen
Artenvielfalt im Osten der Mongolei" unterschiedliche Auffassungen, was die
Erfüllung der Aufgaben und die Projektziele betrifft.
Nach Angaben aus dem Umweltministerium hätten für das Projekt mit einer Laufzeit
von sieben Jahren 12 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestanden, von denen zehn
Millionen ausgegeben worden seien.
Die Arbeiten am Projekt begannen im Jahr 1998 in den drei östlichen Aimags
Khentii, Dornod und Sukhbaatar.
Allein für den Dornod-Aimag sind 12 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Ein Ziel des
Projektes sollte es sein, die ortsansässige Bevölkerung zu motivieren, ihre
Umwelt zu schützen und auf Raubbau an der Natur zu verzichten. Die Interessen
der Menschen in den Projektgebieten für die Verbesserung ihrer
Lebensbedingungen, ihre Existenzsicherung überhaupt, sollten dabei eine zentrale
Rolle spielen.
Zu diesem Zweck waren Seminare und Informationsveranstaltungen vorgesehen, um
ein effektives Natur- und Umweltmanagement aufzubauen.
Nach Einschätzung von U. Barsbold, Minister für Natur und Umwelt, sei das nur
sehr unzureichend geschehen. Ebenso hätte die Zusammenarbeit mit der Regierung
und den lokalen Behörden zu wünschen übrig gelassen.
So seien mongolische Forschungsarbeiten zur weißen Feldmaus ignoriert worden,
nur um mit „neuen teuren Untersuchungen" zu ähnlichen Erkenntnissen zu kommen,
der mongolischen Regierung und dem Umweltministerium gegenüber wäre keine
Rechenschaft über den Projektverlauf abgelegt worden. Ein konkretes Ergebnis
hätte die Arbeit der Projektmitarbeiter gebracht: Die
geplante Brücke über den Fluss Numrug (N³mr³g) sei bisher noch nicht gebaut
worden.
S. Menon, die UN-Koordinatorin und UNDP-Repräsentantin in der Mongolei, wertet
hingegen das Projekt als Erfolg und plädiert für eine Fortsetzung.
Mongolische und ausländische Mitarbeiter in den Umweltorganisationen und –projekten
weisen darauf hin, dass Armutsbekämpfung nicht zu den Hauptzielen dieses
Projektes gehörte, außerdem seien in den 12 Millionen US-Dollar Mittel für
kleinere, teilweise bereits abgeschlossene Projekte, mit eingerechnet worden.
Golomtbank am Sukhbaatarplatz in Ulaanbaatar
Golomtbank eröffnet Filiale in London
L. Bold, Präsident des mongolischen
Bankenverbandes, sagte anlässlich der Eröffnung einer Filiale der privaten
Golomtbank in London, er hoffe, dass mit der Präsenz einer mongolischen Bank an
einem der wichtigsten europäischen Finanzplätze das Interesse an der Mongolei
allgemein und an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zunehmen werde.
„Es werde Licht..."
200 Millionen Tugrug kostet die neue
Beleuchtung auf dem Sukhbaatarplatz.
Die notwendige Technik wird aus Russland, der Volksrepublik China und
Deutschland eingeführt.
Bereits im Juli soll der Platz im neuen Licht erstrahlen.
In der vergangenen Woche begannen die Arbeiten für die groß angelegte
Umgestaltung des Sukhbaatarplatzes. Zuvor hatten die Khamba-Lamas (Äbte) der
hauptstädtischen Klöster den Segen der Götter für das Vorhaben erbeten.
Keine Energiepreiserhöhung
Die Energiebehörde hat die von den
Stromerzeugern geforderten Preiserhöhungen von 47 Tugrug auf 53 Tugrug pro
Kilowattstunde vorerst abgelehnt.
Die Unternehmen sollten zunächst betriebsintern nach Möglichkeiten der
Kostenersparnis suchen und sich um die weitere Reduzierung der Energieverluste
bemühen.
Panzerdenkmal am neuen Standort
Panzerdenkmal „Mongol Ard" jetzt am Zaisan-Hügel
Am 07. Mai erfolgte die geplante Umsetzung
des legendären Panzers vom Typ T 34, Symbol des mongolischen Beitrags für den
Sieg der über Hitlerdeutschland im Jahr 1945, zum Zaisan-Hügel. Seinen neuen
Standort bekam das Panzerdenkmal unweit des Gedenkkomplexes zu Ehren der
gefallenen sowjetischen Soldaten im zweiten Weltkrieg.
Chinggis-Khaan-Geburtstag
Während die Normalsterblichen auf die
Premiere der Oper „Chinggis-Khaan" noch warten müssen, konnten der Vorsitzende
des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, Ministerpräsident N. Enkhbayar, die
Mitglieder des Vorbereitungskomitees für die Chinggis-Khaan-Feierlichkeiten
sowie die Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, A. Tsanjid und für
Auswärtige Angelegenheiten, L. Erdenechuluun, bereits am 03. Mai eine
Voraufführung erleben.
Enkhbayar äußerte sich anschließend begeistert: „Möge die Oper ‚Chinggis-Khaan‘
das Geistesleben innerhalb und außerhalb der Mongolei bereichern".
Außerdem wurde der Geburtstag des ersten mongolischen Großkhans mit einer
Ausstellung „Geschichte und Kultur der Mongolei zu Zeiten Chinggis-Khaans" im
Museum für Nationalgeschichte sowie der Aufführung eines neuen Dokumentarfilmes
über den charismatischen Sippenführer, Heerführer und Staatsgründer im
Kulturpalast von Ulaanbaatar gewürdigt.
Statistik 2002
Im Jahre 2002 schlossen 11 074 mongolische
Paare den Bund fürs Leben, 7,6 Prozent mehr als 2001. Die meisten
Heiratswilligen gab es in Ulaanbaatar und den Aimags Selenge, Khuvsgul und Tuv.
70,5 Prozent heiraten im Alter zwischen 20 und 29 Jahren.
558 Paare ließen sich scheiden, 2,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 53,5
Prozent geben als Scheidungsgrund Unvereinbarkeit der Charaktere an, bei 39,6
Prozent ist es Alkoholmissbrauch. In den Aimags Gobialtai, Dundgov‘ und
Sukhbaatar gab es im Jahr 2002 keine Ehescheidungen.
46 919 Kinder (32 743 Jungen und 14 176 Mädchen) wurden geboren, 13 491 davon in
Ulaanbaatar.
13 091 Menschen starben. Die Haupttodesursachen waren Krebs, Herz- und
Kreislaufstörungen. Die Zahl der Todesfälle auf Grund von Erkrankungen der
Atemwege und bei der Geburt ging im Vergleich zu 2001 zurück.
Kriminalität gestiegen
In den ersten vier Monaten des Jahres 2003
wurden in der Mongolei 7 466 Straftaten und Verbrechen begangen. Dabei verloren
656 Menschen ihr Leben, 2 078 wurden verletzt.
Damit erhöhte sich die Verbrechensquote im Vergleich zum April 2002 um 0,5 bis
7,7 Prozent.
Die schwersten Verbrechen ereigneten sich in den Aimags Gov’sumber, Dornogov‘
(Ostgobi), Dornod, Dundgov‘ (Mittelgobi) und Zavkhan sowie in den Stadtbezirken
Bayanzurkh, Sukhbaatar, Khan-Uul und Chingeltei von Ulaanbaatar.
Todesstrafe für Mehrfachmörder
Im Fall der Ermordung von vier Mitgliedern
einer Familie, darunter zwei Kinder, hat die Staatsanwaltschaft des
Darkhan-Uul-Aimags für die beiden geständigen Täter die Todesstrafe gefordert.
Über den Wunsch von Angehörigen und Freunden, Mitschülern und Lehrern der Opfer,
an der Gerichtsverhandlung zur Urteilsverkündung teilzunehmen, haben die
zuständigen Stellen noch nicht entschieden.
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Last Update: 04. Januar 2024