Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 19. bis 25. Mai 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar

Hu Jintao besucht die Mongolei
Der chinesische Staatschef, Hu Jintao, wird am 04. und 05. Juni der Mongolei einen offiziellen Staatsbesuch abstatten. Damit folgt er einer Einladung von Präsident N. Bagabandi.
Es wird die erste Mongoleireise Hu Jintaos nach seiner Wahl zum Staatsoberhaupt im März dieses Jahres sein. Begleitet wird er unter anderem von seiner Frau, Liu Junzin.
Der stellvertretende chinesische Außenminister, Van I, traf am 21.05. in Ulaanbaatar mit seinem mongolischen Amtskollegen, S. Batbold, zusammen, um den Besuch vorzubereiten, dem beide Seite hohe Bedeutung beimessen.


A. V. Gordeev und B. Jigjid

Vierte Tagung der mongolisch - russischen Regierungskommission
Vom 22.-24.05. trafen sich nach wiederholten Terminverschiebungen die Mitglieder der mongolisch-russischen Regierungskommission in Ulaanbaatar auf ihrer vierten Tagung.
Infrastrukturminister B. Jigjid leitete die mongolische, A. V. Gordeev, der russische Landwirtschaftsminister und Vizepremier, die russische Delegation.
Auf dem Verhandlungsprogramm stand der neue Joint-Venture-Vertrag über das Bergbauunternehmen „Erdenet", die Tarife für die russischen Stromlieferungen in die Westaimags, die Erhöhung der mongolischen Fleischexporte nach Russland, die Altschuldenregulierung („Big debt") und die russischen Investitionen in der Mongolei.
Beide Seiten unterzeichneten ein Protokoll über die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Staaten und einzelnen Regionen bis zum Jahr 2004.
Einem Erlass Präsident Bagabandis zufolge, wurde A. V. Gordeev mit dem Orden „Polarstern" ausgezeichnet.
Auf einer Pressekonferenz am 24.05. betonten beide Minister die Wichtigkeit der mongolisch-russischen Beziehungen. Gordeev hob die veränderte Situation in den Beziehungen der beiden Staaten nach dem Ende des Sozialismus hervor. Alle Probleme müssten nicht nur politisch, sondern auch unter ökonomischen Gesichtspunkten gesehen werden.
Der Staatsbesuch von Ministerpräsident N. Enkhbayar in Moskau, ebenfalls mehrere Male verschoben, soll nun am 01. Juli dieses Jahres beginnen.


L. Gundalai

Ablenkungsmanöver oder Sorge um die Sicherheit des mongolischen Staates?
Der Parlamentsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Demokratischen Partei (DP), L. Gundalai, beschuldigt den Minister für Justiz und innere Angelegenheiten, N. Nyamdorj, der Zusammenarbeit mit einem ausländischen Geheimdienst.
Diesen ungeheuerlichen Vorwurf glaubt er durch Geheimdokumente, die ihm zugespielt wurden, belegen zu können.
Es begann im Herbst 1996. Die Demokratische Koalition mit Ministerpräsident M. Enkhsaikhan an der Spitze, regierte das Land.
Dem Nachrichtendienst wurde vorgeworfen, die Telefone führender MRVP-Politiker und einiger Abgeordneter abgehört zu haben. Der Vorsitzende der eingesetzten parlamentarischen Untersuchungskommission hieß N. Nyamdorj.
Im Ergebnis der Untersuchungen verlor General J. Baatar, der Chef des Dienstes, sein Amt.
Bereits kurz nach der Wahl 2000, die der regierenden Koalition eine verheerende Niederlage bescherte, erhob L. Gundalai die Vorwürfe, wonach der designierte Justizminister Nyamdorj in Diensten einer ausländischen Macht steht.
Wieder wurde eine Untersuchungskommission beauftragt, der von der Opposition die Abgeordnete und Vorsitzende der Bürgermutpartei, S. Oyun, angehörte.
Die Kommission kam zu dem Schluss, dass der zukünftige Minister für Justiz und innere Angelegenheiten zu Unrecht beschuldigt wurde, mit einem ausländischen Geheimdienst zu kooperieren.
Da verschwanden 45 Seiten geheime Dokumente des Sicherheitsdienstes, die in die Hände Gundalais gelangten. Er informierte die zuständigen Behörden und hielt mehrere Pressekonferenzen ab, den hohen Geheimhaltungsgrad der Papiere nicht achtend.
General J. Baatar und ein Lehrer an der Hochschule des Nachrichtendienstes wurden in Untersuchungshaft genommen, der Lehrer kurze Zeit später wieder frei gelassen.
Inzwischen hatte der sicherheits- und außenpolitische Parlamentsausschuss die Ergebnisse der Untersuchungskommission aus dem Jahre 2000 bestätigt.
Auf der Parlamentssitzung am Freitag nahmen der Vorsitzende und der Ministerpräsident Stellung zu den Vorkommnissen, sprachen dem Minister ihr uneingeschränktes Vertrauen aus und kritisierten den Umgang verantwortlicher Oppositionspolitiker mit Papieren, die die Sicherheit des Staates berührten.
Mehrere Abgeordnete vertraten die Auffassung, Angriffe gegen einen Politiker, ob zu Recht oder Unrecht, sei eine Sache, eine andere, wie mit Geheimpapieren umgegangen würde.
Tumur-Ochir meinte, der Nationale Sicherheitsrat müsste zusammentreten. Das hätte Präsident Bagabandi zunächst mit der Begründung abgelehnt, die Angelegenheit sei längst geklärt. Jetzt sei das Ganze aber keine persönliche Sache des Justizministers mehr, sondern eine des Staates.
L. Gundalai wurde in den letzten Wochen in der Presse attackiert wegen eines längst verjährten Delikts im Zusammenhang mit Alkoholschmuggel aus Deutschland in die Mongolei.
Das sage noch einer, mongolische Innenpolitik sei nicht spannend.

Wintervorbereitung in der Hauptstadt
Die neu gestalteten Grünanlagen im Zentrum Ulaanbaatars sind noch nicht alle bepflanzt, da denken die Stadtväter und –mütter schon an den Winter.
Oberbürgermeister M. Enkhbold verpflichtete die Stadtbezirksgouverneure, die zuständigen Verwaltungsbehörden und die Leiter der Wirtschaftseinheiten, bis zum 01. September alle notwendigen Instandsetzungsarbeiten zu planen und zu organisieren.
Enkhbold verwies auf die Tatsache, dass 5 000 Haushalte in den Jurtenviertel nicht an das Stromnetz angeschlossen sind.
Die Regenfälle der vergangenen Tage hätten erhebliche Schäden an Wohn- und öffentlichen Gebäuden verursacht. Die Kosten für ihre Behebung könnten nicht ohne Weiteres dem Budget für die Renovierung und Sanierung von Schulen und Kindergärten entzogen werden.
Insgesamt sind für die Instandsetzungsarbeiten in Vorbereitung auf den Winter 2003/04 13,8 Milliarden Tugrug im Stadthaushalt eingeplant worden.

Mongolische Botschaft in Wien?
Der Vorsitzende des mongolisch-österreichischen Business- und Wirtschaftsklubs und stellvertretende Minister für Wirtschaft und Finanzen, Prof. Dr. L. Enkhtaivan, kündigte an, dass im Juli in Wien eine mongolische Botschaft eröffnet werden soll.
Im Juli feiern Mongolen und Österreicher den 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Bis zur Wende 1990 war Österreich das westliche Land, zu dem die Mongolei die engsten Beziehungen unterhielt.
Österreich hat den Transformationsprozess in der Mongolei zwar auf vielfältige Weise gefördert und unterstützt, das Land steht jedoch nicht auf der Liste der von Österreich offiziell unterstützten Länder.
Präsident N. Bagabandi wird im Juli zu einem offiziellen Besuch in die Alpenrepublik reisen.

Statistik April 2003
Nach Angaben aus dem Nationalen Amt für Statistik erreichte die Industrieproduktion einen Wert von 70,7 Milliarden Tugrug, 3,6 Milliarden mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Kohleförderung, die Chemie-, Textil- und Papierwarenproduktion sank allerdings um 2,4 bis 63,6 Prozent.
Bis April wurden 5,1 Millionen Jungtiere geboren, 471 300 mehr als im Vorjahr.
Das Handelsdefizit beläuft sich auf 57,7 Millionen US-Dollar.
Es wurden 14 617 Kinder geboren, 67 weniger als bis April 2002.
In den ersten vier Monaten dieses Jahres starben von 1 000 lebend geborenen Kindern 24 vor ihrem ersten Geburtstag. In den Aimags Bulgan, Umnugov‘ (Südgobi), Bayankhongor, Zavkhan, Khentii, Gov‘-Altai, Bayan-Ulgii, Khovd und Dornogov‘ (Ostgobi) liegt die Kindersterblichkeit über dem landesweiten Durchschnitt.
Mit plus 32 Grad war es im Khanbogd-Sum im Südgobi-Aimag am wärmsten, mit minus 28 Grad im Rinchenlkhumbe-Sum am kältesten. Die Neuschneedecke erreichte 26 Zentimeter.


A. Bayarbaatar "Königinnen"

Puppenausstellung
Mit einer Ausstellung ihrer Werke am 19.05. im Zanabazar-Museum in Ulaanbaatar feierten 18 Künstler und Kunsthandwerker die Gründung des „Verbandes der Puppenmaler". Der neue Verband trägt den Namen „Königspuppe" (Xaan x]]xäldäj), seine Wurzeln reichen zurück ins Jahr 1960, als auf Initiative des mongolischen Künstlerverbandes, junge Mongolen zur Ausbildung als Kunsthandwerker für die Herstellung von Geschenk- und Souvenirpüppchen in die damalige ĈSSR entsandt wurden.
Anfang der 80-er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde an der Schule für bildende und darstellende Kunst eine Klasse für die Herstellung und Bemalung von Souvenirgegenständen aus Holz eingerichtet.
Mit der Gründung der Schule für Produktion und Kunst „Rajiv Gandhi" im Jahr 1998 erhielten Herstellung, künstlerische Gestaltung und Verkauf von Andenken und Geschenkartikeln neue Impulse.
Modernes Design ergänzt heute die traditionellen Formen und Schmuckelemente.
Avirmediin Bayarbaatar, der Verbandspräsident, geboren 1947, hat in Prag, Sofia und Wien Malerei und Kunsthandwerk studiert.
Seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen sind zwischen 42 und 22 Jahre alt, arbeiten freiberuflich oder sind die Inhaber kleiner oder größerer Handwerksbetriebe zur Herstellung von Puppen, von denen sich nur wenige als Kinderspielzeug eignen, andere liebenswürdig-kitschig, in ihrer üppigen Farbigkeit hübsch anzusehen sind, zur Erinnerung an den Aufenthalt in einer exotischen Welt taugen und einige eine deutliche künstlerische Handschrift erkennen lassen.


Chinggisismus. 2. v. l. Nyam-Osor, 3. Bat-Ochir

Chinggisismus – Heilslehre oder Beitrag zur Globalisierungsdiskussion?
Balingiin Bat-Ochir, Vizepräsident der Akademie für Nomadenzivilisation ist Maschinenbauingenieur, Philosoph und Dichter.
Seine Forschungsergebnisse zum Thema „Chinggis-Khaan als Ideengeber, Weltenerforscher, Staats- und Demokratiebegründer, als Kriegs- und Friedensheld, als Gesetzgeber und Moralist veröffentlichte er kürzlich in dem Büchlein: „Chingisizm orshvoi". Der Terminus bezeichnet die Philosophie der Nomadenzivilisation. Bat-Ochir fasst darunter: Weltgesetz und Nomadismus, Mensch und Sprache, Eigentum und Freiheit, Rechtskultur und Zivilisation, Wahrheit und Lüge, Allgemeines und Besonderes, Moral, Familie und Gesellschaft.
Er plädiert dafür, Chinggis-Khaan nicht nur als genialen Heerführer zu würdigen, sondern auch als Denker, Visionär und Zivilisationsbegründer, der für die Mongolei, Zentralasien und die ganze Welt Bedeutung hatte und hat.
Eine Pressekonferenz in der Akademie am 22. Mai entwickelte sich zu einem lebhaften Meinungsaustausch über die Probleme der gegenwärtigen Welt, über östliche und westliche Werte, über das Bild Chinggis-Khaans in der wissenschaftlichen und belletristischen Literatur.
„Viele Fragen von heute könnten gelöst werden, wenn die Lehren und das Werk ‚eines der Größten der Weltgeschichte‘ mehr beachtet würden". Bat-Ochir weiter: Es existiert keine „fernöstliche" oder „westliche" Zivilisation, sondern es existieren so viele wie es Völker gibt. Und keine ist schlechter als die andere." B. Bat-Ochir wünscht, dass der Begriff „Chinggisismus" dem mongolischen Wortschatz hinzugefügt wird.
Zum Abschluss der Pressekonferenz wies der Präsident der Akademie für Nomadenzivilisation und Rektor der Ikh-Zasag-Universität, Prof. Namsrain Nyam-Osor, auf die enge Zusammenarbeit beider Einrichtungen und den hohen Stellenwert der Chinggis-Khaan-Forschungen für die Ausbildung der Studenten hin. Diese umfasst die drei Fachrichtungen Recht, Tourismusmanagement und Finanzwirtschaft.

Kharanga"-Sänger in Untersuchungshaft
Gegen Kh. Lkhagvasuren, den Sänger der Gruppe „Kharanga", wird wegen Rowdytums - er hatte vor etwa einem halben Jahr im Hochzeitspalast von Ulaanbaatar einen Angestellten misshandelt – ermittelt.
Seit fast zwei Wochen sitzt er in Untersuchungshaft in „Gants-Khudag".
Mittlerweile wird er auch beschuldigt, mit illegalen Drogen gehandelt zu haben.

Drei Tote durch Alkoholvergiftung
In Bor-Undur, einer Siedlung im Khentii-Aimag, sind nach dem Genuss von einem Liter mit Wasser verdünntem Methyl- oder Industriealkohol drei Männer gestorben. Ein vierter wird noch im Krankenhaus behandelt.
Wie die vier Männer, die in einem nahegelegenen Bergbaubetrieb arbeiteten, an den Alkohol gelangten, auf welchen Wegen er in das Lager gelangte, wird zurzeit von der Polizeidienststelle des Aimags untersucht.

Asashoryu vor Chiyotaikai
Auch nach der 13. Runde der Sommerwettkämpfe im Sumoringen liegt Asashoryu D. Dagvadorj (12:1) vor seinem Hauptkonkurrenten Chiyotaikai (10:3) an der Spitze.
Da sein härtester Rivale, Chiyotaikai, im 13. Kampf eine Niederlage hinnehmen musste, konnte er seinen Vorsprung ausbauen.
Ausgerechnet sein Landsmann und früherer Mentor, Kyokshyozan D. Batbayar (6:7), brachte dem Großmeister in der neunten Runde dessen bisher einzige Niederlage bei.

14 Millionen Tugrug für Wettkämpfe im traditionellen mongolischen Ringen
Auf ihrer Sitzung am 22.05. bestätigten die Mitglieder der Vorbereitungskommission „Ringen" für die diesjährigen Naadamwettkämpfe einen Etat von 14 Millionen Tugrug.
512 Ringkämpfer werden antreten, den Titel „Naadamchampion 2003" zu erringen.


   

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