Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 17. bis 30. November 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Mongolische Gesichter

Vor 79 Jahren wurde die erste Verfassung der Mongolei angenommen
Nach dem Tod des VIII. Bogd Gegeen im Mai 1924 war der Weg für die Mongolische Volkspartei (später Mongolische Revolutionäre Volkspartei) und ihre Mentoren, die russischen Bolschewiki, frei, die konstitutionelle Monarchie (1921-1924) abzuschaffen und die Volksrepublik auszurufen.
Am 26. November 1924 wurden auf dem I. Staatskhural die Annahme der ersten Verfassung der Mongolei sowie die Proklamation der Mongolischen Volksrepublik beschlossen.
Der Tag ist ein offizieller Feiertag. Präsident Bagabandi beglückwünschte die Mongolen zu den Erfolgen, die sie auf dem langen Weg hin zu einem modernen Staat mit einer demokratischen Verfassung erzielt haben.
Bagabandi zeichnete anlässlich des Feiertages Künstler, Wissenschaftler, Arbeiter, Ärzte u. v. m. mit Staatstiteln aus.
Auf Symposien und Konferenzen diskutierten Mongolen mit internationalen Gästen über die Bedeutung der ersten Verfassung für die weitere Entwicklung der Mongolei und die Verfassungswirklichkeit in der Gegenwart.

Europareise des Parlamentsvorsitzenden
S. Tumur-Ochir, der Vorsitzende des Großen Staatskhurals, wird vom 01.-05.12. auf Einladung seines italienischen Amtskollegen zu einem Arbeitsbesuch nach Italien reisen.
Außer vom italienischen Staatspräsidenten und anderen politischen Amtsträgern wird Tumur-Ochir von Papst Johannes Paul II. empfangen werden.
Am 08. und 09.12. ist ein Arbeitsbesuch im deutschen Bundestag geplant, ehe der mongolische Parlamentschef vom 10.-12. in der Schweiz an einer Konferenz „Die informierte Gesellschaft" teilnimmt.

335 Millionen US-Dollar für Mongolei
Auf einer Pressekonferenz in Ulaanbaatar informierten die Minister für Wirtschaft und Finanzen, Ch. Ulaan sowie für Arbeit und Soziales, Sh. Batbayar, über die Ergebnisse der Mongolei-Geberkonferenz vom 19.-21. November in Tokio (Japan).
Die internationalen Geber (zu den größten gehören Japan, die Weltbank, die Asiatische Entwicklungsbank und Deutschland) schätzten die mongolische Wirtschaftspolitik als gut und richtig ein, die mongolischen Vorschläge für neue Programme und Projekte wurden akzeptiert.
Insgesamt wurden der Mongolei 335 Millionen US-Dollar zugesprochen.
Ulaan erklärte, dass gegenwärtig 52 Prozent der zugewiesenen internationalen Gelder nichtrückzahlbare Zuwendungen und 48 Prozent günstige Kredite seien.
1999 hätte zwischen Kreditaufnahme und Bruttoinlandprodukt ein ausgeglichenes Verhältnis bestanden, heute lägen die Kredite acht Prozent unter dem Wert des BIP.
Die Kredite würden zukünftig wie bisher für die Verbesserung der Infrastruktur, zunehmend jedoch für Bildung, Gesundheit, soziale Sicherungssysteme, Schaffung von Arbeitsplätzen, Verbesserung der Wohnverhältnisse sowie für die Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben ausgegeben.
Der Wirtschaftsminister weiter: In den vergangenen zehn Jahren hätte die Mongolei insgesamt 2,4 Milliarden US-Dollar an Krediten und Zuwendungen erhalten, 72 Prozent davon seien bereits verwendet worden.
Die 335 Millionen bedeuten eine erneute Steigerung gegenüber dem Vorjahr: 2001 erhielt die Mongolei 330, 2002 333 Millionen US-Dollar an Krediten und Finanzhilfen.
Auf der jüngsten Geberkonferenz beschlossen die Teilnehmer, die Veranstaltung zukünftig in der Mongolei stattfinden zu lassen.

„Besuchen Sie die Mongolei!"
Auf der Sitzung der Tourismusbehörde vom 14. November wurde beschlossen, das Jahr 2004 ebenfalls unter das Motto „Willkommen in der Mongolei" zu stellen.
Das Jahr 2003 bescherte dem Land anstatt der erwarteten 200 000 Auslandstouristen nur 168 300. Damit sank die Zahl der Touristen um zehn Prozent und damit die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft um 13 Prozent.
6 997 Japaner besuchten die Mongolei, 2002 waren es 9 424. Japan gilt als wichtigster Tourismusmarkt für die Mongolei.
Als Hauptgrund für die negative Entwicklung sehen die Experten den Ausbruch der Lungenkrankheit SARS im Frühjahr des Jahres an.

Hundeschlitten in der Mongolei – Der Beginn von Wintertourismus?
Der 40-jährige Jules Rasin will in der Mongolei den Hundeschlittensport und –transport verbreiten.
Im März dieses Jahres kam der Franzose mit 16 Hunden, sieben Schlitten und zehn Paar Ski in Ulaanbaatar an, zog in den Khentii-Aimag, um dort zu testen, ob Hundeschlittenfahrten in der Mongolei überhaupt möglich sind, wie die Viehhalter auf das für sie ungewöhnliche Transportmittel reagieren und ob die Hunde das mongolische Klima vertragen.
In einem Interview, das Jules der Tageszeitung „Udriin Sonin" gab, zeigte er sich optimistisch, was die Umsetzung seiner Idee betrifft.
Er arbeitet eng mit den Betreibern des Touristencamps „Bayan Bulag", unweit Ulaanbaatars gelegen, zusammen. Seit Mittwoch bietet das Unternehmen die neue Dienstleistung und Touristenattraktion an.
Zunächst wird eine Strecke zwischen Ulaanbaatar und Khentii für Touristen befahren, Jules selbst will mit seinem Schlitten bis zum Khuvsgul reisen.
Das Fressen für seine Tiere hat er mitgebracht, hofft aber, dass sie sich bald an mongolische Kost gewöhnt haben. Da auf der Welt nur drei Hunderassen für Schlittenrennen und –fahrten geeignet seien, hoffe er überdies, dass die Hunde hier schnell heimisch werden, erfolgreiche Kreuzungen mit mongolischen Hunden schließt er auch nicht aus.
Junge Mongolen und Mongolinnen – seinen verblüfften Gesprächspartnern erklärte der Franzose, Frauen seien international mindestens genauso erfolgreich im Hundeschlittensport wie Männer – will er gerne ausbilden.
Sollten die Mongolen und die potenziellen Kunden ihn und sein Angebot tolerieren und annehmen, könne er sich ein Leben auf Dauer in der Mongolei durchaus vorstellen.


S. Dolgor, Stadtansichten

Jurten und Landschaften
„Ikh Khuliin Gazar" – „Belebte Plätze" ist eine Ausstellung überschrieben, die am 26. November in der Galerie des Mongolischen Künstlerverbandes eröffnet wurde.
Ser-Odyn Dolgor heißt die Malerin, deren Werke zu sehen sind. Geboren 1973, hatte Dolgor nach dem Studium an den Colleges für Kunst und Kultur ihre erste Einzelausstellung im Jahr 1998. 2002 nahm sie an einer internationalen Kunstausstellung in Seoul (Südkorea) teil.
Mongolische Landschaften und Jurten – das Übliche halt, mag mancher gedacht haben, als er von der Ausstellungseröffnung erfuhr.
Die Künstlerin verwendet souverän Farben, Linien und Flächen als selbständige Ausdrucks- und Gestaltungsmittel. Die Farbe Rot herrscht auf den Jurtenbildern vor, daneben bevorzugt sie Grün, Blau und Gelbtöne in allen Schattierungen. Mit kräftigen Strichen und satten Farben entstehen so keine Landschaften mit Jurte, sondern „Jurtenlandschaften".
Ihre Tiere, Dolgor bevorzugt Kamele, wirken demgegenüber wie hingehaucht: Zarte Farben, leichte Striche.
Die Aquarelle, Ölbilder, Tusche- und Farbstiftzeichnungen von Ser-Odiin Dolgor sind noch bis zum 03. Dezember in der Ausstellungshalle des Künstlerverbandes zu sehen.


Ser-Odyn Dolgor

„Miss Mongolia - 2003"
Die schönste Frau der Mongolei heißt Purevdorjiin Ariunbileg, ist 17 Jahre alt und studiert seit September an der Universität für Geisteswissenschaften in Ulaanbaatar.
Zum 12. Mal fand der Wettbewerb „Wer ist die Schönste im ganzen Land" statt. Als Austragungsort wählten die Veranstalter diesmal den Großen Saal im „UB-Palace", der größten und modernsten Diskothek der Mongolei.
150 Mädchen und Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren und zwischen 165 und 175 cm groß hatten sich ursprünglich um die neun Kronen beworben. Den Endausscheid erreichten schließlich 28, von denen vier wegen Krankheit auf ihre Chance verzichten mussten.
Elf der 24 Finalteilnehmerinnen zwischen 17 und 19 Jahren kamen aus Ulaanbaatar, die Anderen aus Darkhan, den Aimags Uvs, Zavkhan, Orkhon und Selenge.
Die Bewerberinnen um die Gold-, Silber-, Kupfer-, Korallen-, Perlen-, Türkis- Lapislazuli-, Perlmutt- und Porzellankronen defilierten im Badeanzug, im Abendkleid, in Tageskleidung und in mongolischer Nationaltracht vor einem lebhaften Publikum über den schmalen Laufsteg.
Zusätzlich hatten sie künstlerische oder handwerkliche Talente unter Beweis zu stellen sowie Fragen, die über Allgemeinbildung und Sprachvermögen Auskunft geben sollten, zu beantworten.
Die Zuschauer erfreuten sich an Tanzeinlagen, Gesangs- und Gedichtvorträgen und an akrobatischen Kunststücken, allerdings brachten nicht alle der zuschauenden Gäste die nötige Gelassenheit auf, manche der Darbietungen wenigstens höflich zu tolerieren.
Stürzende und stolpernde junge Damen wurden ausgelacht, es wurde gejohlt und gepfiffen, wenn den Mädchen die nötigen antworten oder die Worte fehlten.
Auch die Entscheidung der Jury, Ariunbileg die Krone der Kronen zuzusprechen, fand nicht den Beifall des Publikums. Dessen Favoritin, Ariuntsetseg, sie trug die Nummer 15, ging gänzlich leer aus.
Einig waren sich Zuschauer und Jury aber, dass Ts. Khishgee die Schönste in mongolischer Nationaltracht war. Sie errang die Kupferkrone und konnte sich über einen Werbeauftrag für die Firma „Revlon" freuen, der sie für eine Woche nach Hainan (VR China) führen wird.
Ariunbileg gewann einen „Toyota" und wie die Zweit- und Drittplatzierte 500 US-Dollar, gestiftet von japanischen Geschäftsleuten.
Einige der Teilnehmerinnen sollen dem Vernehmen nach vier bis fünf Millionen Tugrug in Vorbereitung auf den Wettbewerb (Gesangs- und Tanzunterricht, Kleider, Kosmetik etc.) ausgegeben haben.
Auch das Rahmenprogramm wird von Jahr zu Jahr mit mehr Aufwand, mehr Glamour, mehr und besseren Popstars zelebriert.
Trotz einiger Misshelligkeiten und technischer Pannen wurde die Veranstaltung als gelungen und sehr unterhaltend eingeschätzt.
Wir dürfen gespannt sein, wer von den Schönen es auf die asiatischen oder gar auf die europäischen und amerikanischen Laufstege, vielleicht sogar auf die Titelseiten der Modemagazine, schaffen wird.

Usukhbayar Sieger im Ringkampf anlässlich der Republiksgründung
Landesmeister (Ulsyn Avarga) G. Usukhbayar gewann den Wettkampf im traditionellen Ringen aus Anlass des 79. Jahrestages der Proklamation der Mongolischen Volksrepublik am 26. November.
256 Ringer kämpften um den Sieg. Zweiter wurde Landesmeister A. Sukhbat.

Gemietete Schläger
Immer häufiger werden in der Mongolei bei Verbrechen neben Messern auch Schusswaffen verwendet. Eine Erscheinung, die nicht nur bei der Polizei Besorgnis hervorruft.
Der erste bewaffnete Banküberfall in der Geschichte der Mongolei erlangte bereits traurige Berühmtheit. Der oder die Täter konnten bisher nicht gefasst werden.
Nun hat eine weitere Verbrechensart die Mongolei erreicht: Ein syrischer Geschäftsmann hat vier junge Mongolen angeheuert, um zwei türkischen Konkurrenten „eine Lektion zu erteilen".
Sie lauerten den beiden Türken in ihrem Wohnhaus auf, schlugen sie mit Knüppeln. Eines der Opfer wurde schwer verletzt.
500 000 Tugrug zahlte der Auftraggeber für die Ausführung der Tat.
Die Opfer sind wie ihr Widersacher im Bereich Verarbeitung und Export von Häuten und Därmen tätig.

Haftbedingungen in der Mongolei verbessern sich nur langsam
Einem Vorschlag der EU-Botschaft in der Mongolei folgend, informierten sich Angehörige diplomatischer Vertretungen an Ort und Stelle über die Situation in mongolischen Haftanstalten.
Für die Realisierung des Vorhabens zeichnete das Ministerium für Justiz und Innere Angelegenheiten verantwortlich.
Die Botschafter der drei EU-Mitgliedsstaaten Frankreich, Großbritannien und Deutschland, der Kandidaten Ungarn, Polen Tschechei und Bulgarien sowie der 3. Sekretär der türkischen Botschaft, die US-Botschafterin und ein Menschenrechtsexperte der UNO besuchten drei Gefängnisse und eine Haftanstalt in und um Ulaanbaatar..
In Gantskhudag, einem von 25 Untersuchungshaftanstalten in der Mongolei, sind zurzeit 750 Häftlinge untergebracht, die Kapazität reicht eigentlich nur für 600. 40 der Eingesperrten sind Kinder.
Die Diplomaten bemängelten fehlendes Tageslicht, die meisten Fenster zeigten nach Norden.
Einiges wurde seit der letzten Überprüfung verbessert: Baderäume eingebaut, einige der Holzpritschen ausgetauscht. Auch die noch vor wenigen Jahren anzutreffende Praxis, die Gefangenen zu 30 bis 100 auf einer langen Holzbank in einer kleinen Zelle unterzubringen, gehört der Vergangenheit an, genauso wie die vielen Todesfälle wegen Hunger und Tuberkulose.
Nicolas Chapuis, der Botschafter Frankreichs in der Mongolei, sprach die Gefängnisdirektoren auf Gewalt und Folter in ihren Einrichtungen an, die einmal von Gefangenen gegen Gefangene und zum anderen vom Aufsichtspersonal gegen Gefangene ausgeübt werden. Der Chef der Gefängnisverwaltung informierte daraufhin über Maßnahmen zur Verbesserung der Kontrollmechanismen in den Gefängnissen sowie zur Fortbildung und Schulungen für Soldaten und Offiziere.

Baatar weiter in Haft
Ex Geheimdienstchef, General J. Baatar, der beschuldigt wird, Staatsgeheimnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben, muss mindestens noch bis zum 30 Dezember im Gefängnis bleiben. Das entschied die Staatsanwaltschaft von Ulaanbaatar vor wenigen Tagen.


   

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