Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 1
5. bis 18. April 2004

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Orchester des Nationalen Gesangs- und Tanzensembles mit Jantsannorov

Statistik 2004
Nach den Angaben des Nationalen Amtes für Statistik für das erste Quartal 2004 betrugen die Einnahmen des Staatshaushaltes (einschließlich Entwicklungshilfe) 137,4 Milliarden Tugrug, die Ausgaben 132,8 Milliarden. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres stiegen die Steuereinnahmen um 47,7 Prozent.
Die Verbraucherpreise stiegen um 6,2 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2003 und um 20,1 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2000.
Die Industrieproduktion erreichte einen Wert von 52,5 Milliarden Tugrug, das sind 1,3 Milliarden mehr als im Vorjahresvergleich.
Außenhandelvolumen: 316,3 Millionen US-Dollar, davon entfielen auf den Export 131,4 Millionen, auf den Import 184,9 Millionen. Somit stieg der Außenhandel insgesamt um 6,8 Prozent, davon 1,7 Prozent für den Export und 10,8 Prozent für den Import.
Die Exportzuwächse basieren auf den Preissteigerungen für Bergbauprodukte (Kupfer, Gold), desgleichen wurden mehr Textilien exportiert.
Viehwirtschaft: Die Ergebnisse der Viehzählung 2003 ergaben 25 427 700 Herdentiere, das entspricht einer Steigerung gegenüber 2002 um 1,5 Millionen. Während die Zahl der Kamele, Schafe und Ziegen stieg sank sie bei Pferden und Rindern um 20 000 bzw. 91 500.
In der Mongolei gibt es 236 200 Haushalte mit privatem Viehbesitz, davon 172 400, die nomadische oder halbnomadische Viehwirtschaft betreiben.
42,6 Prozent der 377 900 Viehzüchter sind Frauen.
16,7 Prozent der Viehhalter verfügen über Elektrizität, 19,3 Prozent besitzen Fernsehgeräte, 11,5 Prozent Autos, 19,4 Prozent Motorräder und 2,7 Prozent Traktoren.
Im Vergleich zu 2002 bedeuten diese Zahlen einen Anstieg um 0,8 bis 3,0 Prozent.
Die Viehverluste im ersten Quartal 2004 betrugen 93 000 Stück, davon entfielen 65,7 Prozent auf den Sukhbaatar-Aimag.
Nach Angaben aus dem Gesundheitsministerium kamen in den ersten drei Monaten dieses Jahres 4,2 Geburten auf 1 000 Einwohner, die Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen: 1,5 auf 1 000 Einwohner.

Mongolische Frauenpartei offiziell registriert
Am 12. April wurde die "Vereinigte Nationale Frauenpartei der Mongolei" beim Obersten Gericht registriert. Damit existieren im Land 20 offiziell eingetragene politische Parteien.
Laut einer Parteisprecherin gehören der Partei zurzeit 2 000 Mitglieder an.
Nur Frauen sind als Mitglieder zugelassen, trotzdem sind Männer als Unterstützer sehr willkommen.
Die Vorsitzende, G. Tungalggerel, meinte, es sei höchste Zeit, den Frauen eine aktivere Rolle, eine hörbarere Stimme im politischen Leben der Mongolei zu verschaffen.
Bei einem Einzug ins Parlament hoffen die Parteiaktivisten auf eine zügigere Umsetzung von Gesetzesvorhaben zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Kinder, auch im häuslichen Bereich.
Welche der 20 Parteien tatsächlich zu den Parlamentswahlen zugelassen wird, musste von der Zentralen Wahlkommission abschließend geklärt werden.
Nach einem Gesetz aus dem Jahre 2003 hätten sich alle Parteien bis zum 01. bzw.12. wieder oder neu registrieren lassen müssen. Das haben nur elf Parteien (MRVP, Mutterlandpartei, Bürgermut-Republikanische Partei, Demokratische Partei, Grüne, Frauenpartei, Liberale Partei, Vereinigte Traditionelle Partei...) erfüllt.

Kandidatenkür abgeschlossen
Vorfristig hat die Bürgermut-Republikanische Partei die Aufstellung ihrer Kandidaten für die Wahlen zum Goßen Staatskhural abgeschlossen.
Danach beteiligt sich die Partei (im Rahmen der Dreierkoalition aus Mutterland-, Demokratischer- und Bürgermut-Republikanischer Partei) in den Wahlkreisen 7, 8, 9, 17, 22, 23, 31, 58, 59, 64, 72 und 76 an den Wahlen.

Schweizer Staatssekretär zu Gast in der Mongolei
Vom 14. bis zum 16. April stattete der Staatssekretär im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Schweizer Eidgenossenschaft, Franz von Däniken, der Mongolei einen offiziellen Besuch ab.
Anlass waren der bevorstehende 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Saaten am 22. Mai und die Eröffnung des Schweizerisch-Mongolischen Informationszentrums am 14. April in Ulaanbaatar.
Der Schweizer Gast wurde von Präsident Bagabandi, Ministerpräsident Enkhbayar und Außenminister Erdenechuluun empfangen. Außerdem informierte er sich über die Arbeit und die Probleme des mongolischen Katastrophenschutzes.
Die Schweizer Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit (SDC) hat seit 2000 insgesamt 6,1 Millionen Schweizer Franken für die Beseitigung von Zud- und Naturkatastrophen übergeben.

Wenn am nächsten Sonntag Wahlen wären...
Das demographische Institut "Prognose" hat zwischen dem 15. und 25. März landesweit 8 460 Bürger nach ihren politischen Ansichten und ihrer wirtschaftlichen Lage befragt.
Danach sind nur 6,9 Prozent (5 in Ulaanbaatar, 7,1 auf dem Land) mit dem allgemeinen Zustand der Mongolei zufrieden, 5,6 Prozent empfinden die Lage als sehr schwierig, 6,1 Prozent (3,8 in UB, 6,1 auf dem Land) verweigerten die Antwort.
9,9 Prozent sind mit der Arbeit der Regierung sehr zufrieden (7,8 in UB, 10,1 auf dem Land).
6,3 Prozent (9,3 in UB, 6,1 auf dem Land) sind sehr unzufrieden. 46,7 Prozent sind ziemlich zufrieden.
Auf die Frage nach den Hauptproblemen der mongolischen Gesellschaft in der Gegenwart die Arbeitslosigkeit, für 36,6 Prozent die Armut, für 17,4 Prozent der Alkoholismus.
53,4 Prozent (52,4 UB, 53,5 Land) würden der MRVP ihre Stimme bei den nächsten Wahlen geben, 28,6 Prozent der Mutterland-Demokratischen Koalition, 1,9 Prozent der Republikanischen Partei.
Der beliebteste Politiker ist Ministerpräsident Enkhbayar, gefolgt von Präsident Bagabandi und dem Präsidiumsmitglied der DP, R. Gonchigdorj. L. Gundalai kommt auf den vierten Platz.

Enkhbayar siegt vor Gericht
Das Zivilgericht im Sukhbaatar-Duureg in Ulaanbaatar gab Ministerpräsident Enkhbayar Recht, der gegen die Journalistin G. Uyanga geklagt hatte, die ihn der Bestechung beschuldigt hatte. Der Fall geht auf eine Fernsehsendung im Dezember 2002 zurück. Uyanga warf dem Ministerpräsidenten vor, sich den Parteivorsitz erschlichen zu haben, Bestechungsgelder im Zusammenhang mit der Macao-Spielkasino-Affäre angenommen zu haben und am Sturz der drei demokratischen Regierungen (1996-2000) mitgewirkt zu haben.
Das Gericht sprach Enkhbayar in allen Punkten frei.
Der Ministerpräsident verzichtet auf die Zahlung einer Geldstrafe, er sei nur daran interessiert gewesen, dass sein Name nicht beschmutzt würde.

Powell schreibt an Erdenechuluun
Der Chef des State Departments, C. Powell, hat sich in einem Schreiben an Außenminister L. Erdenechuluun für die Unterstützung der Mongolei im Kampf gegen den internationalen Terrorismus und für den humanitären Einsatz mongolischer Armeeangehöriger nach dem Ende des Krieges im Irak bedankt.
Powell informiert in dem Schreiben über die aktuelle Lage im Irak und würdigt "die Unerschrockenheit der mongolischen Soldaten".


Demo für Wohnungsüertragung

Mieter demonstrieren vor der russischen Botschaft
Am 15. April versammelten sich zum wiederholten Male etwa 60 Einwohner Ulaanbaatars und Darkhans mit Transparenten und Spruchbändern vor der russischen Botschaft im Herzen der mongolischen Hauptstadt, um für eine kostenlose Privatisierung ihrer Mietwohnungen zu demonstrieren. In den fünf Gebäuden leben 310 Familien, insgesamt 3 000 Menschen.
Obwohl Ministerpräsident N. Enkhbayar bereits im Jahre 2003 angekündigt habe, die zur Diskussion stehenden Wohnhäuser im vierten Khoroo in Bayanzurkh würden von der russischen Regierung an die mongolische übergeben, sei nichts geschehen.
B. Sukhbaatar, einer der Mitbegründer des "Verbandes zum Schutz der Rechte der Mieter", beklagte die überdurchschnittlich hohen Mietzahlungen, die sie an die Eigentümer in Russland zu leisten hätten. Seine Dreiraumwohnung koste im Monat 50 000 Tugrug, eine Zweiraumwohnung 20 000. In den Häusern lebten besonders viele alleinerziehende Mütter, alte und körperlich behinderte Bürger. Für sie seien die Mieten nicht länger zu bezahlen.
Die Protestierer berufen sich auf mongolisch-russische Regierungsabkommen, in denen beiden Seiten die kostenlose Übergabe von Gebäuden an die jeweiligen Mieter bzw. an die jewilige Regierung festgelegt hätten. Bei einigen Wohnhäusern sei das auch geschehen, sie, die betroffenen Einwohner Bayanzurkhs und Darkhans, fordern das gleiche Recht. Auch der Boden, auf dem die Gebäude stehen, müsste kostenlos privatisiert werden können.
Die Demonstranten kündigten an, ihre friedlichen Proteste bis zu einem positiven Bescheid der russischen Regierung fortsetzen zu wollen.

Mord an Kaschmirhändlern
Im Fall des Mordes bzw. des versuchten Mordes an drei Kashmirhändlern sucht die Polizei nach einem 40 Jahre alten, ca. 1,65 m großen Mann.
Am 11. April hatten sich die Opfer, eine Frau und zwei Männer, mit ihrem späteren Mörder verabredet. Er versprach, ihnen eine große Menge Wolle zu verkaufen. Sie sollten 80 Millionen Tugrug bereithalten. Die drei fuhren im Auto zum vereinbarten Treffpunkt im Jurtenviertel des Sukhbaatar-Distrikts in Ulaanbaatar. Der Täter stieg ins Auto. Nachdem er auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, schoss er zunächst die Fahrerin zweimal in den Hinterkopf, anschließend eröffnete er das Feuer auf die beiden Mitinsassen. Die Körper warf er auf die Straße und flüchtete mit zehn Kilogramm Wolle und zwei Millionen Tugrug im Auto der drei Opfer.
Die Polizei wurde von einem Jungen gerufen, der durch die Schüsse aufmerksam geworden, auf die Straße trat. Den Täter konnte er jedoch nur noch von hinten sehen.
Die Fahrerin erlag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Sie hinterlässt drei Kinder.
Am 15. April starb auch das zweite Opfer auf der Intensivstation des Unfallkrankenhaues.
Der Mann auf dem Vordersitz wurde nur leicht verletzt, er konnte mittlerweile das Krankenhaus verlassen.
Von dem Täter fehlt bisher jede Spur. Die Polizei hat eine Belohnung in nicht genannter Höhe für sachdienliche Hinweise ausgesetzt.

Hundefleischverkauf
Ein Einwohner aus dem Bayanzurkh-Distrikt (Ulaanbaatar) wurde von der Polizei des Chingeltei-Distrikts beim Versuch Hundefleisch als Ziegenfleisch zu verkaufen, festgenommen. Der 27-Jährige hatte 70 Kilogramm Hundefleisch bei sich, das er auf Märkten und in Imbissstuben verkaufen wollte.

Fest anlässlich der Einführung der mongolischen Schriftsprache
Der 02. Mai 2004 wird erstmals als Festtag anlässlich der Einführung der nationalen mongolischen Schriftsprache vor 800 Jahren gefeiert.
Sh. Choimaa, Mitglied der "Nationalen Kommission zur Verwirklichung des Programms hinsichtlich der mongolischen Nationalsprache" erinnert daran, dass seit einem entsprechenden Erlass des Präsidenten vor wenigen Wochen, der erste Sonntag im Mai jedes Jahres als "Feiertag der nationalen Schriftsprache" begangen wird. Für das bevorstehende Fest plant die Kommission 30 Veranstaltungen: Eine wissenschaftliche Konferenz, Konzerte, Schülerwettbewerbe, ein Lyrikfestival.
Choimaa dazu: "Dieses Festival geht auf eine Initiative der Dichter und Schriftsteller T. Galsan und D. Purevdorj zurück.


Dirigent Baatarjav

Musikwochenende in Ulaanbaatar
Als 1944 das "Nationale Akademische Gesangs- und Tanzensemble" der Mongolei gegründet wurde, war damit auch der Grundstein für die Entstehung eines Orchesters gelegt, das traditionelle mongolische Musikinstrumente bevorzugt.
Am 17. April feierten die Musiker des Großen Orchesters des Nationalen Gesangs- und Tanzensembles mit einem Festkonzert im Schauspielhaus von Ulaanbaatar das Jubiläum.
Obwohl die Medien kaum über das Ereignis berichteten, war das Schauspielhaus nahezu ausverkauft. Das Publikum, viele junge Leute darunter, spendeten ein ums andere Mal Zwischenapplaus für die meisterhaft und schwungvoll dargebotenen Stücke mongolischer und japanischer Komponisten sowie der europäischen klassischen Musik.
Dem Orchester gehören heute 78 Musiker an, die in vier Instrumentengruppen spielen: Zupfinstrumente (Pferdekopfgeige, Basspferdekopfgeige, Temeen Khuuchir, Tovshuur)
Streichinstrumente (Shudarga, Yatga, Yanchir)
Blasinstrumente (Querflöte, Blockflöte, Horn, Trompete)
Schlaginstrumente (Trommel, Pauke, Zimbel).
Die Musiker des Orchesters werden nicht nur im eigenen Land gefeiert. In 50 Ländern, darunter Japan, Finnland, Russland und Amerika, begeisterten sie die Konzertbesucher.
Bei internationalen Musikfestivals in Helsinki und in Pönjang wurden sie mit Goldmedaillen ausgezeichnet.
Zum Repertoire der Musiker gehören mehr als 500 Kompositionen von Murdorj, Luvsansharav, Chuluun, Jantsannorov, Tschaikowski, Bizet, Brahms, Dvorjak, Rossini, Strauss, Sviridov u. a.
Intendant Tseden-Ish, Chefdirigent Ts. Baatarjav und der Komponist N. Jantsannorov, der durch das Programm führte, bedankten sich nach dem Ende des Konzerts herzlich beim japanischen Botschafter in der Mongolei für die Unterstützung seitens japanischer Kulturstiftungen für das Orchester.
Bereits am Freitag wurde im Kulturpalast von Ulaanbaatar Musik des zweifachen Staatspreisträgers N. Jantsannorov vorgetragen, die er eigens zum 12-jährigen Bestehen des zum Symphonieorchester der Oper gehörenden Pferdegeigenensembles komponiert hat. "Leuchtende Steppe" hieß das Konzert. Außer den Pferdekopfgeigenspielern und –spielerinnen wirkten Künstler des Symphonieorchesters und des Chores des Opern- und Balletttheaters mit.
Symphonieorchester, Pferdekopfgeigenensemble und die Ethnojazz-Gruppe "Börte" gestalteten am Sonntag ein mitreißendes Konzert mit mongolischen Volksliedern, Stücken zeitgenössischer mongolischer Künstler, darunter auch eine Komposition für Yatga von Ch. Munkherdene, der gefeierten Solistin von "Börte".


   

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