Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Nach der Wahl Enkhbayars (Mitte) zum Vorsitzenden des Großen Staatskhurals
Nambaryn Enkhbayar zum Vorsitzenden des Großen
Staatskhurals gewählt
Endlich. Am Freitag, dem 13., wurde
Ministerpräsident Nambaryn Enkhbayar zum neuen Vorsitzenden des Großen
Staatskhurals gewählt. Er erhielt alle Stimmen der 69 anwesenden Abgeordneten,
auch die von L. Gundalai, seinem Widersacher der letzten vier Jahre.
Präsident Natsagiin Bagabandi bestätigte die Wahl, der Abgeordnete Demberel, der
bis dahin den Parlamentsvorsitz innehatte, räumte seinen Platz. Zuvor war
Enkhbayar von seiner Funktion als Ministerpräsident entbunden worden.
Bis zur Wahl des neuen Ministerpräsidenten führt Wirtschafts- und
Finanzminister, Ch. Ulaan, die Geschäfte.
Fast zwei Monate sind vergangen, seit die Mongolen ihr neues Parlament gewählt
haben. Nicht zum ersten Mal bereiteten die Wähler allen Beobachtern und
wahrscheinlich auch sich selbst eine faustdicke Überraschung: Für die regierende
Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP) wurde ein glatter Sieg
vorhergesagt. Doch es kam anders. Das Wahlbündnis aus Demokratischer Partei (DP),
Mutterland – Demokratischer Neuer Sozialistischer Partei (MDNSP) und
Bürgermut-Partei – Mutterland – Demokratie-Koalition (MDK), errang 34 Sitze,
wobei zwei Wahlkreise noch umstritten sind. 36 Sitze gingen an die MRVP, drei an
unabhängige Kandidaten und einer an den Vorsitzenden der Republikanischen Partei
(RP), J. Jargalsaikhan.
Nach einigem Hin und Her – Demonstrationen, lautstarken Protesten beider Seiten,
bis hin zu Prügeleien auf offener Straße – berief Präsident Bagabandi die erste
Sitzung des neu gewählten Parlaments für den 26. Juli ein.
Bei der Wahl ihres Vorsitzenden ließen sich die Abgeordneten Zeit.
Zwar einigten sich beide Lager auf Anregung des Präsidenten, eine
Koalitionsregierung zu bilden und jeweils der Nominierung des Khuralvorsitzenden
durch die MRVP sowie des Ministerpräsidenten durch die Demokratie-Koalition
zuzustimmen, doch die Streitereien innerhalb der Parteien und zwischen den
Lagern bestimmten zunächst die Verhandlungen.
Erdenebat (MDNSP). oben Mitte. 11.08.04
Vereinbarungen wurden getroffen und unterschrieben,
um zu Makulatur zu werden, weil Mitglieder des Führungszirkels der MDK
Widerspruch anmeldeten. Den Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen, als
am Mittwoch, dem 11. August, der Vorsitzende der MDNSP, B. Erdenebat, die
Bürgermutpartei als „Wahlunterstützerin" für die Koalition bezeichnete, sie
jedoch nicht als eigenständiges Subjekt innerhalb des Bündnisses sehen wollte.
Die Partei hätte den Bündnisvertrag nicht unterschrieben. Gleichzeitig
kritisierte er die Bildung der MDK - Fraktion mit S. Oyun, Vorsitzende der
Bürgermutpartei, an der Spitze, vor der Wahl des Parlamentsvorsitzenden als
illegal. Damit sprach er Oyun auch das Recht ab, für die MDK zu sprechen.
Oyun hatte einige Tage zuvor M. Enkhsaikhan, Vorsitzender der DP und der MDK als
Sprecherin abgelöst. Nichtsdestotrotz nahm Enkhsaikhan an allen Verhandlungen,
auch mit der MRVP, teil und bleibt Vorsitzender seiner Partei und des
Wahlbündnisses.
Parlamentsvorsitzender Enkhbayar dankte seinen Kollegen für das Vertrauen und
kündigte die Fortsetzung der Sitzungsperiode für Montag, den 16. August an. Dann
sollen seine Stellvertreter, die Ausschussvorsitzenden, deren Stellvertreter
sowie der Ministerpräsident – die MDK hat Exministerpräsident Ts. Elbegdorj
nominiert, gewählt werden.
MRVP-Abgeordnete
Auf einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag
verwies der neu gewählte Vorsitzende des Großen Staatskhurals, N. Enkhbayar, auf
das Neue der politischen Situation – eine Große Koalition hätte es in der
Geschichte der Mongolei noch nicht gegeben. Das Aushandeln der Verträge, die
Formulierung des Regierungsprogramms, die Bildung einer Regierung erforderten
Zeit, Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick.
Die Mongolen und ihre Politiker hätten bewiesen, dass im Land stabile
demokratische Verhältnisse herrschen.
Inwieweit die drei Unabhängigen, darunter das ehemalige Mitglied der DP und
Exministerpräsident Amarjargal sowie der einzige Abgeordnete der
Republikanischen Partei, der Kaschmirunternehmer Jargalsaikhan, an der
Regierungsbildung beteiligt werden, steht nicht fest. Nötig hätten es die beiden
„Großen" nicht.
Statistik Juli 2004
Die Angaben beruhen auf den
veröffentlichten Zahlen des Nationalen Amtes für Statistik für Juli 2004.
In den ersten sieben Monaten des Jahres
2004 erreichte die Industrieproduktion einen Wert von 147,6 Milliarden Tugrug,
das sind 6,1 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Die Zahl der offiziell arbeitslos Gemeldeten betrug 37 200, 103 weniger als im
Juli 2003.
54,5 Prozent der Arbeitslosen sind Frauen.
In den 1038 (Ulaanbaatar 195, Land 843) wirtschaftlichen Einheiten und
Organisationen sind insgesamt 151 900 Menschen beschäftigt, ihr
Durchschnittslohn beträgt monatlich 95 000 Tugrug, 12,8 mehr als im Vorjahr. Das
Durchschnittsgehalt der Männer (99 200Tgr.) übersteigt das der Frauen um 8 400
Tugrug.
Das Außenhandelsvolumen beläuft sich auf 950 Millionen US-Dollar, davon
entfallen auf den Export 378,1 Millionen. 57,5 Prozent der Exportgüter gingen
nach China, 19,2 Prozent in die USA. Beim Import entfallen 30,8 Prozent auf
Russland und 26,8 Prozent auf China.
In der Mongolei arbeiten acht Internetdienstleistungsanbieter, es gibt 120
Internetcafes und 13 000 Mongolen, die regelmäßig das Internet nutzen. 368 000
verfügen über ein Handy und 19 000 über schnurlose Telefone.
Bis zum Juli wurden 26 100 Kinder geboren, 260 weniger als bis zum Juli des
Vorjahres.
25 Mütter verloren bei der Geburt ihr Leben, 594 Kinder starben vor Vollendung
ihres ersten Lebensjahres.
Laut Kriminalpolizei wurden 11 538 Verbrechen begangen, 668 weniger als im
Vorjahr.
1 331 Menschen starben durch Fremdeinwirkung, das sind mehr (Zahlen wurden
nicht genannt) als im Vorjahr.
Von den 10 400 Verdächtigen und Angeklagten waren 938 Kinder und Jugendliche bis
18 Jahre, 964 Frauen.
Die höchsten Temperaturen wurden mit 41,0 Grad im Tes-Sum des Uvs-Aimags, in
Choibalsan (Dornod-Aimag) und im Orkhon-Sum des Selenge-Aimags gemessen.
Am kältesten war es im Bayanbulag-Sum des Bayankhongor-Aimags: Hier wurden –
im Juli! - minus vier Grad gemessen.
Die Mongolei – ein Rinderpest freies Land
Auf ihrer 72. Tagung hat die
Weltorganisation für Veterinärmedizin die Mongolei erstmals zum rinderpestfreien
Land erklärt.
Nach 1992 ist die Krankheit nicht mehr aufgetreten. Davor gab es Fälle in den
Grenzaimags zu Russland, Dornod und Uvs.
Mongolische Experten hoffen, dass der Beschluss positive Auswirkungen auf den
Fleisch- und Lebendviehexport der Mongolei haben wird.
65 Jahre Schlacht am Khalkhyn Gol
Aus Anlass des 65. Jahrestages der Schlacht
am Khalkhyn Gol (nach anderer Lesart der Schlacht bei Nomin Khan) wird der
Denkmalkomplex zu Ehren der mongolisch-sowjetischen Waffenbrüderschaft im
Khalkhyn-Gol-Sum im Dornod-Aimag generalüberholt. Einen Monat sollen die
Arbeiten dauern.
Am 13. August fand im Gebäude des Außenministeriums in Ulaanbaatar ein
internationales Symposium statt, an dem Veteranen und der Generalstabschef der
mongolischen Streitkräfte, Ts. Togoo, der Staatssekretär im
Verteidigungsministerium, S. Baasankhuu, und Militärhistoriker sowie Vertreter
Russlands und Japans teilnahmen.
Japaner und Russen diskutierten u. A. um Begriffe: In russischen und
mongolischen Geschichtsbüchern ist von „Schlacht" und „Krieg" die Rede, in
japanischen wird von einem „Grenzkonflikt" gesprochen. Professor Ganbold hielt
dem entgegen, für die Mongolei sei es in jedem Fall ein Krieg gewesen.
Von den beteiligten mongolischen Soldaten leben noch 318. Sie und etwa 40
Vertreter Russlands, Burjatiens, Kasachstans, Weißrusslands und der Ukraine
werden zu den Gedenkfeierlichkeiten im Dornod-aimag im herbst erwartet.
MoneyGram in der Mongolei
Am 05. August unterzeichneten die
Repräsentanten von MoneyGram International Limited, einem renommierten Institut
für internationalen Geldtransfer und der mongolischen Handels- und
Entwicklungsbank einen Vertrag über die Erweiterung ihrer strategischen
Partnerschaft.
Zurzeit bietet die Entwicklungsbank in 105 Filialen ihrer Kooperationsbanken
(Mongolische Postbank, Capitron Bank, Anod Bank, Khas Bank, Erel Bank, Inter
Bank, Sparkasse und Capital Bank) den Geldtransferservice an.
Als sehr nützlich erweise sich dieses Angebot für im Ausland lebende Mongolen,
die Geld in die Heimat überweisen. Um eventueller Geldwäsche vorzubeugen, darf
der Überweisungsbetrag 10 000 US-Dollar nicht übersteigen.
Seit diesem Jahr bietet MoneyGram in der Mongolei die Möglichkeit von
Geldüberweisungen per Internet (über Yahoo) an.
Türkische Kulturdenkmäler in der Mongolei
Auch im nächsten Jahr gehen die
Forschungsarbeiten an den türkischen Geschichts- und Kulturdenkmälern in der
Mongolei weiter. Das haben das Türkische Amt für Internationale Zusammenarbeit
und das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Mongolei
vereinbart.
Mongolische und türkische Wissenschaftler haben die archäologischen Erkundungs-
und Restaurierungsarbeiten am Bilge-Khaan-Komplex (Arkhangai-Aimag) fast
abgeschlossen.
Besonderes Augenmerk richten die Gelehrten auch auf die Kultegin-Denkmäler? im
Delgerkhan-Sum im Zentralaimag und im Arkhangai-Aimag, einen Kilometer vom Bilge
(Mogiljan) – Komplex entfernt.
Vom 18. – 22. August wird ein Mitarbeiter des Anatolischen Museums für
Zivilisation in Ulaanbaatar Vorlesungen und Seminare über „Die Rolle der Museen
bei der Bewahrung des kulturellen Erbes" abhalten.
Ferienlager werden überprüft
Der Verwaltungsrat von Ulaanbaatar hat im
Zusammenhang mit der Erkrankung mehrerer Kinder an Gelbsucht und anderen
Infektionen während ihres Aufenthaltes in Sommerlagern personelle Konsequenzen
angekündigt.
Acht der 18 Sommerlager werden von einem Management geleitet, das auf
Vertragsbasis arbeitet. Die Verträge mit einigen der Anbieter werden mit
Sicherheit nicht verlängert, verlautete aus der Stadtverwaltung Ulaanbaatar.
Mongolische Fahne weht im Himmel über Athen
Am 11. August, zwei Tage vor der Eröffnung
der Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen, wurde in einer feierlichen Zeremonie
die mongolische Staatsflagge gehisst.
Ts. Damdin, der Chef des Nationalen Olympischen Komitees leitete die mongolische
Delegation.
Die Berichte der Korrespondenten aus Athen bezüglich des Wetters stimmen die
Mongolen nicht optimistisch: Sehr heiß und sehr schwül. Drei Tage benötigte der
Mensch, um sich einigermaßen auf Klimaänderungen einstellen zu können.
„Frauenhaus"
Vom 11. – 18. August zeigt die junge
mongolische Malerin J. Munkhtsetseg 20 ihrer Werke in der Kunstgalerie des
Mongolischen Künstlerverbandes.
Die Ausstellung trägt den Titel: „Frauenhaus".
Es ist die siebente Ausstellung ihrer Bilder, unter anderem waren Werke
Munkhtsetsegs in Japan und New York zu bewundern.
Informationen zur Mongolei:
MongoleiOnline
Kurfuerstenstr. 54, 53115 Bonn, Germany
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Last Update: 04. Januar 2024