Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 13. bis 19. Dezember 2004

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Finanzminister Altankhuyag

Präsidentenveto gegen Erhöhung der Alkohol- und Tabaksteuer
Finanzminister Altankhuyag informierte die Abgeordneten des Großen Staatskhurals am 17.12. über das Veto des Präsidenten gegen die geplante Erhöhung der Alkohol- und Tabaksteuer. Er werde, sobald wie möglich mit dem Präsidenten das Problem besprechen und hoffe, ihn umstimmen zu können, erklärte der Finanzminister.
Die Hauptsteuerzahler seien die größten Alkoholproduzenten „APU" und „Spirt bal Baram", für die aber die Erhöhung keine allzu große Belastung darstelle.


Parlamentssitzung am 17.12.

Neuer Regierungssprecher
Auf Anordnung von Ministerpräsident Elbegdorj wurde Ch. Saikhanbileg von seinem Posten als Leiter der Presse- und Informationsabteilung der Regierung und als Pressesprecher abberufen. An seine Stelle tritt D. Boldkhuyag, vormals Mitarbeiter in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der DP.
B. Bilegt wurde neuer Chef des Sicherheitsdienstes (General Intelligence Agency).

Einweihung von „Mongol News"
Am 16. Dezember wurde in Ulaanbaatar das neue Informationszentrum „Mongol News" eingeweiht. Bei der Zeremonie anwesend war auch Staatspräsident N. Bagabandi, der in Gesprächen mit den Pressevertretern ungewöhnlich harsche Worte an die Adresse der Regierung und an die Medienverantwortlichen richtete.
So kritisierte er die Tatsache, dass einige Zeitungen finanzielle Unterstützung aus dem Staatshaushalt erhielten, andere nicht, die Unabhängigkeit der Medien sei nicht gewährleistet, die Privatisierung bedeute oft nur „aus dem Maul des Wolfes in das des Tigers zu geraten".
Freiheit und Verantwortungsbewusstsein dürften nicht einander ausschließen.
Außerdem äußerte er sich enttäuscht über die Diskussionen im Kabinett und im Parlament hinsichtlich seiner Versorgung mit Wohnraum nach dem Ende seiner Amtszeit. Der Abgeordnete Jargalsaikhan hätte ihm eine Zweiraumwohnung in Tolgoit „angeboten".
Unter dem Dach von „Mongol News" haben sich die Redaktionen der Tageszeitung „Unuudur", der Wochenzeitungen „UB Post", „Tavan Tsagirag" und „Nyam Garig" sowie der Fernsehsender MN-25 eingerichtet.


PM Zandanshatar, Otgontsetseg (Mongolyn neg udur), Oyuntsetseg (Seruuleg)

Änderungen an Fraktionsspitze der MDK
Auf einer Fraktionssitzung der „Mutterland-Demokratie-Koalition" (MDK) am 13.12. „hinter verschlossenen Türen" wurde die bisherige Fraktionschefin und Vorsitzende der Bürgermut-Partei, S. Oyun, von ihrer Funktion entbunden, desgleichen ihre Stellvertreter S. Bayartsogt, R. Erdeneburen und N. Batbayar. Neuer Fraktionschef wurde der Vorsitzende der Demokratischen Partei, M. Enkhsaikhan, als seine Stellvertreter wurden L. Gundalai, Ts. Jargal und M. Zorigt gewählt.
Damit hat die Demokratische Partei nahezu alle Posten innerhalb der Koalition „erobert". Die Verschiebungen an der Fraktionsspitze werden auch in Zusammenhang mit den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen gebracht. Der Vorsitzende der Mutterland-Demokratischen Neuen Sozialistischen Partei und Verteidigungsminister, B. Erdenebat, will kandidieren. Der mehr als sperrige Parteiname soll in „Mutterland – Partei" geändert werden.
MDK-Fraktion und der von ihr gestellte Regierungschef Elbegdorj sind auch nicht immer ein Herz und eine Seele. Offiziell entzündet sich der Streit immer wieder am ursprünglichen Wahlversprechen, für jedes Kind 10 000 Tugrug monatliches Kindergeld zu zahlen und der Regierungsentscheidung, diese Summe auf 3 000 und eventuell noch weniger zu reduzieren. Außerdem soll das Geld nur einkommensschwachen Familien zugute kommen.

Enkhsaikhan als Parteivorsitzender zurückgetreten
Auf der Klausurtagung der Demokratischen Partei (DP) am Wochenende in Nukht (am Stadtrand von Ulaanbaatar gelegenes Naherholungsgebiet) wurde R. Gonchigdorj zum neuen Vorsitzenden der Partei gewählt. Er löst M. Enkhsaikhan, der wenige Tage zuvor zum neuen Fraktionschef gewählt wurde, ab.
Beobachter gehen davon aus, dass damit Gonchigdorj die besten Chancen hat, der Präsidentschaftskandidat der DP zu werden.

Keine Preiserhöhungen für Strom und Heizung
Shadar Said Ulaan sowie seine Ministerkollegen Batbold, Altankhuyag und Khurelsukh (Industrie, Finanzen und Staatsangelegenheiten) erteilten den Wünschen der Energieunternehmen, die Preise für Strom und Heizung zu erhöhen erneut eine absage. Die Unternehmen sollten zunächst dafür sorgen, die Verluste, die durch eigenes Verschulden entstehen zu reduzieren. Im Winter 2004/2005 dürfen die Preise nicht erhöht werden.

Feiern in der Mongolei
Was bei uns die Weihnachtsfeiern, das sind für die Mongolen die „Neujahrsfeiern". Sie beginnen Ende November und gehören zu den beliebtesten Festen, die die Mitarbeiter der Bildungseinrichtungen, der Behörden und Organisationen, die Belegschaften der Unternehmen gemeinsam begehen.
Man trifft sich in eigens gemieteten Lokalen oder Restaurants, Frauen und Männer ziehen das eleganteste an, was die Schränke oder Truhen hergeben. Die meisten Frauen allerdings lassen sich eine neue schicke Robe schneidern, wenn sie nicht selbst zu Nadel und Faden greifen.
Auch die Journalisten, Korrespondenten und Pressefotografen treffen sich jährlich zu ihrer Jahresabschlussfeier. In diesem Jahr fiel sie besonders großartig aus. Der vor kurzem gegründete „Verband der Parlamentskorrespondenten" hatte ins „Chinggis-Hotel" geladen. Und alle, alle kamen: Abgeordnete des Großen Staatskhurals, darunter ihr Vorsitzender N. Enkhbayar, die Journalisten der politischen Tages- und der Regenbogenpresse, Fernsehansager, Mitarbeiter der Presseabteilung des Parlaments. Politische Gegner prosteten einander zu und wünschten sich Glück und Erfolg.
Wunderkerzen wurden geschwenkt, mit Sekt auf ein Gutes Neues Jahr angestoßen und auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen und hören lassen.
J. Otgondavaas Fotoausstellung stieß immer noch auf großes Interesse, nicht nur bei seinen Kollegen. Die unvermeidlichen Pferdekopfgeigenspieler, Popsänger, eine Hip-Hop-Gruppe, ein Komödiant vom Schauspielhaus – alle konnten mit großem Beifall rechnen. Den erhielten auch die zehn mongolischen Spitzenmodels, die Designermodelle vorführten, bei denen diesmal die traditionellen Elemente überwogen.


Mongolische Schönheit

„Goyol 2005"
Von den erwarteten Modemachern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien ist zwar keiner angereist, trotzdem war die Modenschau „Goyol 2005" (Schönheit – 2005) ein Erfolg.
Zum 17. Mal ging die Wintermesse über die Bühne. Zum zweiten Mal defilierten die 60 weiblichen und 16 männlichen Models über die bewusst schmucklos gehaltene Bühne des Großen Saals im „UB Palace".
20 Designer zeigten 500 Kleider, Anzüge, Mäntel und Hosen. Die meisten wollten nicht auf Anleihen aus der traditionellen mongolischen Mode verzichten. Bevorzugte Materialien waren Filz, Seide und Pelze. Gold- und silberglänzende Stoffe, Glitzersteine und -knöpfe sind ein Muss für die modebewusste und finanzkräftige Dame in der kommenden Saison. Aufwändige Applikationen und Stickereien, alten Felszeichnungen nachempfunden, Wasser und Wolken darstellend, die vor allem die Mäntel und Capes aus Filz schmückten riefen mehr als einmal den lautstarken Beifall des nicht sehr zahlreich erschienen Publikums hervor.
Die Jury (Regisseure, Modedesigner aus der Mongolei, Russland und China) zeichnete Tsogtgerel vom Modeunternehmen „Tsast Uul" mit dem Grand Prix aus. Bester Produktionsbetrieb wurde „Gobi" und als „Beste Models" wurden Bayarzul und Munkhnaran ausgezeichnet.

900 000 Arme in der Mongolei
Erhebungen der Weltbank, des Nationalen Amtes für Statistik und UNDP zufolge, leben in der Mongolei 900 000 Menschen in Armut – das entspricht 36 Prozent der Bevölkerung. Zugrunde gelegt wurde ein monatliches Mindesteinkommen von 25 000 Tugrug pro Person.
Mehr als die Hälfte der Menschen, die dieses Einkommen nicht erreichen leben außerhalb der Stadtgrenzen der Hauptstadt und ein Drittel auf dem Land.
Dabei nimmt die Armut von Ost nach West stetig zu. Die meisten Armen leben in den Westaimags, dort gelten mehr als die Hälfte der Bewohner als arm. Außerdem gibt es saisonal bedingte Unterschiede: Im zweiten und vierten Quartal ist die Armutsrate um 5% höher als im Rest des Jahres.

Fünfjähriger verbrannt
Bei einem Wohnungsbrand im Bayanzurkh-Duureg ist ein fünfjähriger Junge ums Leben gekommen.
Er war allein in der verschlossenen Wohnung. Als die Feuerwehr und die Rettungskräfte eintrafen, war die Wohnung nahezu völlig ausgebrannt. Die Eltern des Kindes wurden in Polizeigewahrsam genommen.

Usukhbayar gewinnt Ringerturnier
Den Ringkampf anlässlich des 15. Jahrestages des Beginns der Demokratisierung in der Mongolei gewann Ulsyn Avaraga (Titan, Landesmeister) G. Usukhbayar vor Garuda Sumyabazar.
An dem Wettkampf beteiligten sich 128 Ringer, darunter Dalai-Titan A. Sukhbat und Löwe D. Munkh-Erdene.


   

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