Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
 November 2005

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar / Berlin

Bush in der Mongolei
Im Verlauf seiner Asienreise hat US-Präsident George W. Bush am 21.11. der Mongolei einen offiziellen Besuch abgestattet. Damit betrat zum ersten Mal in der Geschichte der Mongolei ein US-Staatsoberhaupt mongolischen Boden.
Bush wurde auf dem Sukhbaatarplatz in Ulaanbaatar mit militärischen Ehren empfangen, ehe er sich zu Gesprächen mit dem mongolischen Präsidenten Enkhbayar und mit Ministerpräsident Elbegdorj in den Regierungspalast zurückzog.
Die Mongolei gehört zu den Ländern, die Bushs Irakpolitik unterstützen, auch wenn die Bevölkerung der Entsendung von mongolischen Friedenssoldaten in den Irak kritisch gegenübersteht.
Präsident Bush wurde von 150 amerikanischen Journalisten begleitet. Er war das erste Staatsoberhaupt der USA
In Ulaanbaatar herrschte höchste Sicherheitsstufe – der Sukhbaatarplatz und das Regierungsgebäude waren weiträumig abgesperrt.
Die Sicherheitsvorkehrungen übertrafen noch die beim Besuch des Dalai-Lamas im November 2003.
Das Interesse der Bevölkerung am Staatsbesuch war groß – die TV-Direktübertragungen vom Empfang des höchsten amerikanischen Staatsgastes erzielten höhere Einschaltquoten als die überaus beliebten koreanischen Seifenopern. Ärgerlich nur, dass ausgerechnet zu Beginn der Übertragungen in einigen Stadtteilen von Ulaanbaatar der Strom ausfiel.
Bush versicherte den Mongolen seine Hochachtung für das Erreichte auf dem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft und versprach weitere finanzielle Unterstützung.


Deutschland nach den Wahlen

MRVP zeigt großes Interesse an politischer Entwicklung in Deutschland
Die Mongolei wird seit August 2004, Deutschland seit November 2005 von einer Großen Koalition regiert. Auf einer Veranstaltung in der deutschen Botschaft in Ulaanbaatar am 03. November boten mongolische Politiker den Deutschen an, ihnen ein paar Tipps für die Gestaltung der Regierungsarbeit zu geben. Natürlich war das eher scherzhaft gemeint, aber deutlich wurde, dass die Mongolen ihre deutschen Kollegen nicht unbedingt beneideten – ihre Erfahrungen mit einer Großen Koalition sind hauptsächlich negativ.
Die Gastgeber – der deutsche Botschafter, U. Dreesen, der Landesvertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Mongolei, R. Feicht sowie eine Delegation von SPD-Bundestagsabgeordneten mit H. Däubler-Gmelin an der Spitze, mussten eine Menge Fragen beantworten.
Das Thema der Veranstaltung „Deutschland nach der Wahl vom 18. September 2005" lockte fast die gesamte Spitze der Mitregierungspartei MRVP in die deutsche Botschaft: den Fraktionsvorsitzenden, den Chef des Präsidialamtes, den Sekretär der Partei, Minister und den Vorsitzenden des Gewerkschaftsverbandes.


In der deutschen Botschaft am 03.11.05

Die ehemalige Justizministerin und SPD-Abgeordnete Däubler-Gmelin betonte in ihrem Vortrag die Chancen, die eine Große Koalition für die Lösung von Problemen wie die Föderalismusreform bot, gleichzeitig verschwieg sie nicht die möglichen harten Auseinandersetzungen um die Durchsetzung von typisch sozialdemokratischen auf der einen und typisch christlich-demokratischen Forderungen und Konzepten auf der anderen Seite.
Außer den MRVP-Politikern hatten auch die mongolischen Repräsentanten der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Hanns-Seidel-Stiftung, Mitarbeiter juristischer Fakultäten mongolischer Hochschuleinrichtungen sowie zwei Führungsmitglieder der Bürgermut-Republikanischen Partei den Weg in die deutsche Botschaft gefunden.


Botschafter Galbaatar

Es muss nicht immer Naadam sein
Am 26. November vor 81 Jahren wurde in der Mongolei die Staatsform der theokratischen konstitutionellen Monarchie abgeschafft und die Mongolische Volksrepublik ausgerufen, gleichzeitig trat die erste Verfassung des neuen Staates in Kraft, Niislel Khuree wurde in Ulaanbaatar umbenannt.
Aus diesem Anlass hatten der Botschafter der Mongolei, SE T. Galbaatar und der Bürgermeister von Schönefeld, Dr. U. Haase, am 24. November zu einem Empfang in die Räume des Schönefelder Rathauses eingeladen.
In ihren Ansprachen versäumten beide Gastgeber nicht, auf die Bedeutung der Gründung des ersten modernen mongolischen Nationalstaates für die wirtschaftliche, politische und kulturelle Entwicklung des Landes hinzuweisen. Trotz aller Unzulänglichkeiten und Abhängigkeiten nutzten die Mongolen die Möglichkeiten zur Reformierung ihres Bildungs- und Gesundheitswesens und wurden, wenn auch durch die enge Bindung an die ehemalige UdSSR nur in eingeschränktem Maße, vom bloßen Objekt zum Subjekt der Geschichte.
In den Jahrzehnten zwischen 1924 und 1990 reiften die Voraussetzungen für die tief greifenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die im Übergang von der zentralen Plan- zur Marktwirtschaft, vom Einparteiensystem zur pluralistischen Demokratie gipfelten.


Blick auf den Sukhbaatarplatz mit Sukhbaatardenkmal

Bis heute wollen die Gerüchte nicht verstummen, die Russen hätten beim Tod des VIII. Bogd-Khaans (1869-1924) (Oberhaupt der lamaistischen Kirche in der Mongolei und seit 1911 auch weltlicher Herrscher) die Hand im Spiel gehabt, genauso wie beim Tod des damaligen Oberbefehlshabers der mongolischen Streitkräfte Damdiny Sukhbaatar (1893-1923).
Der Bogd war zwar kaum noch handlungsfähig, er war schwer syphiliskrank, jedoch nach wie vor für die meisten Mongolen die einzige Identifikationsfigur und das Symbol ihres Befreiungskampfes gegen die Chinesen.
Sukhbaatar galt auch nicht unbedingt als pflegeleicht. Er war ein glühender Verteidiger der mongolischen Unabhängigkeit und nach wie vor eher Anhänger des Lamaismus als der kommunistischen Ideologie.
In der offiziellen Geschichtsschreibung werden die Verschwörungs- und Mordtheorien nicht gestützt.
Der Tod Sukhbaatars ist danach auf eine schwere Lungenentzündung zurückzuführen, er wurde seinerzeit nach lamaistischem Ritus begraben, Lamaärzte waren in den letzten Lebensstunden bei ihm. Sein Tod wurde immer schon von den jeweiligen Machthabern instrumentalisiert: Eine attestierte Vergiftung diente als Waffe im Kampf gegen den lamaistischen Klerus.
Der Bogd war durch seine Krankheiten, mit hervorgerufen durch seinen exzessiven Lebenswandel schon seit mehreren Jahren mehr tot als lebendig. Erwiesen ist allerdings der politisch motivierte Mord an seiner letzten Ehefrau, die einen großen Einfluss auf ihren Mann gehabt haben soll.
Im Schönefelder Rathaus ging es am Abend des 24. November 2005 fröhlicher zu.


Folkloregruppe Egshiglen

Fünf Musiker der Folkloregruppe „Egshiglen" erfreuten die deutschen, mongolischen, koreanischen und chinesischen Gäste mit traditionellen mongolischen Gesängen und mit Musik, gespielt auf Pferdekopfgeigen.
Im Foyer des Rathauses konnten zudem Werke mongolischer Maler (u. A. von Sanchir und Davaakhuu) bewundert werden.

Umweltseminar
An einem dreitägigen internationalen Seminar zum Schutz der mongolischen Tierwelt nahmen Anfang November im Naturschutzgebiet „Khustain Nuruu" 70 Wissenschaftler aus der Mongolei, Kanada, Deutschland, den USA, Großbritannien, Holland und Japan teil.
Es ging um die Erhaltung der Fischbestände und den Schutz der Säugetiere im Rahmen der Bewahrung der biologischen Vielfalt.
Am Biologischen Institut der Mongolischen Staatsuniversität soll ein Handbuch erarbeitet werden, in dem die seltenen Säugetiere der Mongolei aufgelistet und regelmäßig über ihren aktuellen Bestand informiert werden soll.


   

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