Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Mongolische Gesichter
Rücktritt der Regierung eher unwahrscheinlich
In der vergangenen Woche tagten die
Führungsgremien der MRVP und die Regierung fast ununterbrochen, um über den
Misstrauensantrag der DP, die Arbeit der Regierung im Allgemeinen und die
einiger Minister im Besonderen zu beraten. Der Minister für Industrie und
Handel, B. Jargalsaikhan, war trotz Terminverschiebung nach Russland gereist,
der Minister für Energie und Brennstoffe, B. Erdenebat, hat mit einem
chinesischen Unternehmen einen Kreditvertrag über den Bau eines
Wasserkraftwerkes am Egiin Gol ohne Rücksprache mit dem Ministerpräsidenten
abgeschlossen, der Minister für Gesundheit, L. Gundalai wollte munter seine
umstrittenen Personalumbesetzungen fortsetzen. Die Verantwortung für das
Egiin-Gol-Projektes wurde jetzt in die Hände des Finanzstaatssekretärs gelegt,
der kürzlich berufene Leiter des Tumorzentrums wurde seines Postens enthoben,
bis zur Ernennung des neuen Direktors wurde mit Tumurbaatar eine Interimslösung
gefunden. Der Minister erklärte sich bereit, sich mit den Ärzten an einen Tisch
zu setzen, damit die gegenseitigen Beleidigungen aufhörten.
Ministerpräsident Enkhbold hat sich an die Öffentlichkeit gewandt und den
DP-Misstrauensantrag als schädlich für den Staat bezeichnet. Gleichzeitig lobte
er die in den vergangen acht Monaten geleistete Arbeit der Regierung:
Die Löhne der Staatsangestellten seien um 30 Prozent gestiegen, Renten und
Sozialhilfen um 25 Prozent, die viele Jahre lang diskutierten Ungleichheiten bei
den Altersrenten wurden gemindert, für alle Kinder wird Kindergeld in gleicher
Höhe gezahlt, den Schülern der ersten und zweiten Klassen werde eine kostenlose
Vesper gereicht, mit der Verwirklichung des Programms „Gesunde Mongolen" sei
begonnen worden. Die Wirtschaft wachse 2006 um acht Prozent, das BIP pro Kopf
der Bevölkerung sei in nur einem Jahr von 750 auf 950 Dollar gestiegen. Im
nächsten Jahre werde ein Wirtschaftswachstum von neun Prozent erwartet, Renten
und Löhne stiegen weiter, den Nachmittagstee erhielten im nächsten Jahr auch die
Schüler der dritten und vierten Klassen, das Kindergeld werde von 3 000 auf 5
000 Tugrug erhöht. Die Regierung arbeite daran, praktikable Finanzierungsmodelle
für das beschlossene Wohnungsbauprogramm (40 000 bezahlbare Wohnungen) zu
etablieren.
Die Diskussionen verliefen vor allem in der MRVP kontrovers, es wurden Stimmen
laut, die den Rücktritt der umstrittenen Minister, aber auch den Rücktritt des
gesamten Kabinetts forderten. Beschlossen wurde schließlich, an der
Zusammensetzung des Kabinetts vorerst nichts zu ändern. Dieser Vorschlag wurde
auch der MRVP-Fraktion unterbreitet.
Über den Misstrauensantrag gegen die Regierung wird das Parlament in der
nächsten Woche abstimmen.
Sonderparteitag der MRVP
Die Forderungen von MRVP-Mitgliedern nach
Einberufung eines Sonderparteitages und der Einberufung einer erweiterten
Präsidiumstagung im Oktober werden geprüft. Die Parteiführung erklärte sich
bereit, mit den innerparteilichen Kritikern über die angesprochenen Probleme zu
sprechen: Zollkorruptionsfall, Konkurs der Kredit- und Spargenossenschaften
sowie andere Korruptionsfälle, in die MRVP-Führungsmitglieder verwickelt sein
sollen.
„Tag der Offenen Tür" des Ministeriums für
Industrie und Handel
Vom 20. bis zum 22. Oktober stellen sich
auf dem Sukhbaatarplatz das Ministerium für Industrie- und Handel, mit ihm
verbundene Regierungsagenturen, Projekte und Programme vor.
Die Veranstaltung dient auch als Vorbereitung auf den 85. Jahrestag der
Entstehung eines eigenständigen mongolischen Handelswesens.
Betriebe und Handelseinrichtungen zeigen ihre Produkte, informieren über
Zukunftspläne und Aussichten.
Hungerstreik auf dem Sukhbaatarplatz. 22.10.06
Hungerstreik wird fortgesetzt
Sieben Opfer von Spar- und
Kreditgenossenschaften haben am Dienstag einen Hungerstreik auf dem
Sukhbaatarplatz begonnen.
Der Minister für Justiz und Innere Angelegenheiten, D. Odbayar, sprach mit den
sieben und forderte sie auf, den Hungerstreik zu beenden.
Gegen Abend wurden die Demonstranten von der Polizei in Gewahrsam genommen. Am
nächsten Morgen setzten sie ihren Hungerstreik fort.
„Boroo Gold" verkauft gefördertes Gold ab 2007 an
die Mongolbank
In naher Zukunft wollen „Boroo Gold" und
die mongolische Regierung über eventuelle Änderungen des Stabilitätsabkommens
beraten.
Fest steht, dass das kanadische Unternehmen ab nächstem Jahr das geförderte Gold
an die Mongolbank verkaufen will. Bisher wurde das Gold (legal) außer Landes
gebracht.
Die der Mongolbank übergebene Goldmenge ist in den letzten Monaten rapide
gesunken. Wegen des Wind-Fall-Taxgesetzes bringen die kleinen und größeren
Goldunternehmen ihr in der Mongolei gefördertes Gold lieber (illegal) ins
Ausland.
Statistik September 2006
Nach Angaben des Nationalen Amtes für
Statistik beliefen sich die Einnahmen des Staatshaushaltes in den ersten
neun Monaten des Jahres auf 895,4 Milliarden, die Ausgaben auf 635,9 Milliarden
Tugrug. Das entspricht einem Plus von 259,5 Milliarden Tugrug. Der Überschuss im
Jahr 2005 betrug 73 Milliarden.
Das Außenhandelsvolumen erreichte in den ersten neun Monaten 2 148,1 Millionen Dollar, davon entfielen auf den Export 1 080,2 Millionen und auf den Import 1 067,9 Millionen, das entspricht einem Außenhandelsüberschuss von 12,3 Millionen Dollar. Zu verdanken ist das in ersten Linie den gestiegenen Weltmarktpreisen für Kupferkonzentrat, Kaschmir und einigen Textilprodukten.
Landwirtschaft:
10,3 Millionen Jungtiere werden aufgezogen, das sind
1,3 Millionen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Viehverluste: 377
800 erwachsene Tiere, 198 200 weniger als bis 01. Oktober 2005.
Bis zum 01. Oktober wurden landesweit 57 700 Tonnen Getreide, 78 800 Tonnen
Kartoffeln, 45 300 Tonnen Gemüse und 862 700 Tonnen Heu eingebracht.
Die Getreideernte fiel im Vergleich zum Vorjahr um 9 200 Tonnen, die Gemüseernte
um 2 400 Tonnen geringer aus, die Kartoffelernte stieg hingegen um 13 500
Tonnen, Heu um 123 800 Tonnen.
Gesundheit:
Nach Angaben des Nationalen Zentrums für Gesundheit wurden in den ersten neun
Monaten des Jahres 35 748 Kinder geboren, 1 700 mehr als im Vorjahr. 26 Mütter
starben bei der Geburt, 706 Säuglinge starben vor dem Erreichen des ersten
Lebensjahres, ein Kind mehr als in den ersten neun Monaten 2006, 162 Kinder vor
ihrem 5. Geburtstag, sechs weniger als 2006.
Die Zahl der an Infektionen Erkrankten beläuft sich auf 26 300, 2 600 mehr als
im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Mit 37,4 Prozent erreicht die Infektion mit
Syphilis die höchste Steigerungsrate.
Arbeitslosigkeit: Offiziell waren 35 200 Arbeitslose registriert, 80 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.56,5 Prozent der Arbeitslosen sind Frauen.
Kriminalität: In den ersten neun Monaten des Jahres wurden 13 000 Straftaten begangen, 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Um 15,2 Prozent stieg die Zahl der Verbrechen gegen Leben und Gesundheit von Menschen. 220 sind einem Mord zum Opfer gefallen.
Wetter: Im September wurde im Shinejinst-Sum im Bayankhongor-Aimag mit 33 Grad die höchste, im Otgon-Sum im Zavkhan-Aimag mit minus 16 Grad die niedrigste Temperatur gemessen.
Katastrophen:
151 Menschen verloren ihr Leben bei Unglücken oder Naturkatastrophen, der
materielle Schaden wird mit 3,7 Milliarden Tugrug angegeben.
Insgesamt ereigneten sich 1 910 Katastrophen in den ersten neun Monaten des
Jahres, davon 154 Wald- und Steppenbrände, 1 558 Objektbrände, 25 Fälle von
Tollwut bei Vieh und anderen Tieren, ein Fall von Maul- und Klauenseuche, 14
Fälle von Viehpocken. Achtmal bebte die Erde, 31 Überschwemmungen und 16 Stürme
wurden registriert.
Deutschunterricht in der Goetheschule. V. l. G. Knopp, B. Khajidmaa
Generalsekretär des Goetheinstituts zu Gast in der
Mongolei
Vom 16.-19. Oktober weilte der
Generalsekretär des Goetheinstituts, Dr. Hans-Georg Knopp, zu einem offiziellen
Besuch in der Mongolei. Er folgte einer Einladung des Ministeriums für Bildung,
Kultur und Wissenschaft.
Das Arbeitsprogramm des Gastes aus Deutschland umfasste Besuche und Gespräche in
der Deutschen Informationsbibliothek, im Französischen und Japanischen
Kulturzentrum, in der Mongolischen Staatsuniversität und in staatlichen und
privaten Schulen mit verstärktem Deutschunterricht.
In der Deutschen Botschaft traf er sich mit Mitarbeitern von CIM, DAAD und des
neu eingerichteten Akademischen Prüfamtes. Im Mittelpunkt der Gespräche standen
Möglichkeiten der Förderung des Deutschunterrichts in der Mongolei, Probleme und
Perspektiven.
Während eines Empfangs in den Botschaftsräumen sangen die „Steppenmädchen",
Schülerinnen der 38. Schule von Ulaanbaatar, begleitet von ihrem Lehrer,
deutsche und mongolische Lieder, Solongo bot einen traditionellen mongolischen
Tanz dar.
In der Goetheschule in Ulaanbaatar konnte sich Dr. Knopp überzeugen, wie
erfolgreich hier Deutsch unterrichtet wird.
Die Direktorin, Purevjav Khajidmaa, betonte ausdrücklich, die Schule sei eine
mongolische Schule mit verstärktem Deutschunterricht. Die allgemeinbildenden
Fächer würden in mongolischer Sprache unterrichtet.
Am 01. September 2002 hat die Goetheschule den Unterrichtsbetrieb aufgenommen.
Vier mongolische und drei deutsche Lehrer, die von der Zentralstelle für das
Auslandsschulwesen (ZfA) gefördert werden, die auch die Unterrichtsmaterialien
stellt, sind für den Deutschunterricht verantwortlich.
Insgesamt lernen an der Schule 200 Schüler von der ersten bis zur elften Klasse.
Das jährliche Schulgeld beträgt etwa 780 Dollar.
Besonders stolz sind die Lehrer und ihre Direktorin darauf, dass die Schule seit
2005 das Deutschdiplom Nr. 2 (DSD-2) vergeben darf. Dieses Diplom berechtigt zum
Studium an Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Österreich und der
Schweiz, ohne eine Sondersprachprüfung ablegen zu müssen.
Anne Schulte-Hillen, seit zwei Monaten Fachschaftsberaterin für Deutsch in der
Mongolei, beklagte die mangelnde Grundschulpädagogik an den Schulen, hier könnte
durch didaktisch aufbereitete Materialien, die Fortbildung von Lehrern,
eventuell auch mit deutscher Unterstützung, einiges verbessert werden.
587 000 statt 61 000 Murmeltiere gejagt
Am 18. Oktober informierte B. Chimed-Ochir,
Direktor des Mongoleiprogramms der Weltnaturschutzstiftung über
Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der Einhaltung der Naturschutzgesetze.
Die Untersuchungen beziehen sich auf die drei Aimags Bayan-Ulgii, Khovd und Uvs
in einem Zeitraum von drei Jahren.
Das Ministerium für Umwelt und Natur hatte für die drei Aimags Lizenzen für den
Abschuss von 61 60 Murmeltieren erteilt, tatsächlich wurden 587 600! geschossen.
Diese Zahl bezieht sich nur auf die Entdeckungen auf den Schwarzmärkten der
genannten Aimags. Wie viele Murmeltiere oder –felle in Ulaanbaatar bzw. über die
Grenze verkauft wurden, vermag niemand zu sagen.
Seit zwei Jahren ist die Jagd auf Murmeltiere verboten, irgendein Erfolg hat
sich nicht eingestellt.Mittlerweile befürchten Naturschützer das Aussterben der
Tiere in den nächsten vier bis fünf Jahren.
Schneeleoparden, Wildschafe, Wildziegen, Gazellen, Antilopen, Saigaantilopen und
Rotwild sind bereits sehr selten oder vom Aussterben bedroht. Der Hauptgrund
liegt in der illegalen Jagd. Nach Schätzungen werden jährlich 20
Schneeleopardenfelle illegal über die Grenze nach Russland gebracht, bei
Chinesen, Koreanern, Vietnamesen sind Hirschgeweihe und Bärengallen sehr
begehrt.
Noch leben in der Mongolei 10-20 Gobibären (Mazaalai), 400-500 Schneeleoparden
und etwas mehr als 1 000 Saigaantilopen. Werden sie nicht nachhaltig geschützt,
gehören diese Naturreichtümer in der Mongolei bald der Vergangenheit an.
Tödlicher Unfall in Erdenet
Am 20. Oktober, gegen 11:00 Uhr ereignete
sich im Bergbauunternehmen „Erdenet" ein tragischer Arbeitsunfall. In Laborant
und ein Techniker stürzten vom höchsten Punkt einer
Gesteinszerkleinerungsanlage, wo sie planmäßige Untersuchungen vornahmen. Sie
waren sofort tot. Polizei und Arbeitsschutz untersuchen den Vorfall
Munguntuul verfehlt nur knapp eine Medaille
Bei den Jugendweltmeisterschaften im Schach
in Jerewan (Armenien), die am 17. Oktober zu Ende gingen, erreichte die
mongolische Großmeisterin B. Munguntuul mit 8,5 Punkten aus 13 Partien einen
beachtlichen vierten Platz. Eine noch bessere Platzierung verfehlte sie in der
siebenten Runde, als sie überraschend gegen die grusinische Großmeisterin Salome
Melia verlor.
Der erste und der zweite Platz gingen an die Chinesinnen, Yan Shin und Yu Fen,
die Bronzemedaille gewann S. Melia.
Insgesamt beteiligten sich 57 Sportlerinnen am Kampf um die Medaillen.
Munguntuul war die einzige, der gegen die Gold- und Silbermedaillengewinnerinnen
Siege gelangen.
Ulaanbaatar ist Millionenstadt
Im Dezember 2005 hatte Ulaanbaatar
offiziell 965 300 Einwohner.
2002 waren es 846 500, 2003 893 400 und 2004 928 400 Einwohner.
Legt man diese Steigerungsraten zugrunde, gehört Ulaanbaatar spätestens seit
2006 zu den Millionenstädten.
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Last Update: 04. Januar 2024