Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
18. bis 24. Juni 2007

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Letzte Ruhestätte für die Opfer des Hubschrauberunglücks in Altan Ulgii.22.06.07

Staatsbegräbnis für die Opfer des Hubschrauberunglücks
Am 22. Juni nahmen Ehefrauen, Väter, Mütter, Großeltern, Töchter, Söhne und Enkel, Freunde und Kollegen in einer bewegenden Trauerfeier Abschied von den 15 Männern, die beim Absturz eines Hubschraubers vom Typ Mi– 8 tödlich verunglückt waren.
Nach der Trauerzeremonie im Kulturpalast von Ulaanbaatar – Ehrengardisten hielten Wache an den Särgen, vor denen sich Präsident, Parlamentsvorsitzender, Ministerpräsident, Abgeordnete und die Mitglieder der Regierung verneigten - wurden die 15 Todesopfer auf dem Ehrenfriedhof „Altan Ulgii" zur letzten Ruhe gebettet.
Die Trauerrede hielt der stellvertretende Ministerpräsident Enkhsaikhan, die lamaistischen Bestattungsrituale leitete der Oberlama des Dashchoilon-Klosters, Ch. Dambajav.
Für den 22. Juni wurde Staatstrauer angeordnet.
Die Flaggen auf allen öffentlichen Gebäuden waren auf Halbmast gesetzt.

Wer trägt wofür die Verantwortung?
Die Angehörigen der Luftstreitkräfte, der Feuerwehr und des Amtes für Angelegenheiten des Katastrophenschutzes waren am 14. Juni von Ulaanbaatar aus zur Bekämpfung von Wald- und Steppenbränden in den Mandal-Sum des Selenge-Aimags geflogen.
Nach dem Abbruch der Verbindung zum Hubschrauber 10.07? 10.44 Uhr? - die letzte Meldung soll über die Landung in einem schwierigen Gelände an der Ostgrenze des Sums und die Absicht, in etwa zwei Stunden den Rückflug antreten zu wollen, informiert haben – begann die Suche erst am späten Donnerstagnachmittag.
Im Mandal-Sum bereits im Einsatz befindliche Brandbekämpfer hatten sich nach dem Verbleib der Hubschrauberbesatzung erkundigt.
Verteidigungsminister Sonompil wurde am Donnerstagabend von Minister Otgonbayar informiert. Sonompil: Verantwortlich für sämtliche Flugbewegungen ist die Zivilluftfahrtbehörde, das Amt für Katastrophenschutz legt Aufgabe und Richtung des Einsatzes fest.
Da die Suche vom Boden aus erfolglos blieb, wurde sie aus der Luft fortgesetzt. Zu diesem Zweck mussten Flugzeuge von privaten Luftfahrgesellschaften genutzt werden, von denen das erste frühestens am 15. starten konnte. Verteidigungsminister M. Sonompil: Diese erste Suchmannschaft hatte keinen Erfolg. Am Morgen des 17. startete eine zweite Maschine mit mir an Bord.
13.15 Uhr entdeckte diese zweite Suchmannschaft schließlich den abgestürzten Hubschrauber in einem dichten Waldgebiet bei Eröögiin Khaluun Rashaan im Mandal-Sum.
Beim Start von Eröögiin Khaluun Rashaan am 14. hatte höchstwahrscheinlich ein Propeller einen Baumwipfel berührt, aufgekommener dichter Nebel machte eine Orientierung unmöglich.
Die Bergungsarbeiten gestalteten sich sehr schwierig, der Rettungshubschrauber musste mehrere Kilometer von der Unfallstelle entfernt landen. Hier fanden die Retter acht Überlebende, 14 der Sondereinsatzkräfte hatten den Absturz und die vier Tage und Nächte im Freien nicht überlebt. Der Militärflieger, „Verdienter Pilot der Mongolei" und Chef der Besatzung des Hubschraubers, T. Sugar, erlag am 19. Juni um 17.35 Uhr im Unfallkrankenhaus von Ulaanbaatar seinen schweren Verletzungen. Seine beiden Kollegen waren bereits an der Absturzstelle gestorben.
Das Unglück hat nicht nur Fragen nach der Informationspolitik im Katastrophenfall, sondern auch Fragen nach den Arbeits- und Lebensbedingungen der Rettungskräfte, ihrer Ausrüstung sowie der Kompetenz des Führungspersonals aufgeworfen. Besonders in der Kritik steht der Minister für Angelegenheiten des Katastrophenschutzes, S. Otgonbayar. Kompetentes Führungspersonal fehlte in den ihm unterstellten Bereichen, dafür hätte er sich mit fachfremden, aber ihm nahestehenden Personen umgeben.
Es mangelt offenbar nicht nur an Fahrzeugen, Fluggerät und technischer Ausstattung, z.B. mit Leuchtraketen, Funkgeräten oder Satellitentelefonen. „Sie werden mit dem billigsten Schuhwerk ausgestattet, die Verpflegung ist mangelhaft, sogar einfache Werkzeuge wie Beile und Äxte reichen nicht aus". Angehörige der Feuerwehrleute, Piloten und Fallschirmspringer äußern sich empört über den Umgang mit den Kräften, die Staat und Bevölkerung in Notfällen schützen sollen.
In einem Interview für die „Ardyn Erkh" sagte Sonompil, dass die Zeiten, in denen von den zuständigen Stellen Forderungen nach besserer technischer Ausrüstung der Rettungseinheiten, dem Ankauf von Hubschraubern und Fahrzeugen mit dem Hinweis „Wir haben kein Geld" abgewehrt wurden, vorbei sein sollten.
1986 hätte das Verteidigungsministerium über 12 Flugzeuge verfügt, heute seien es vier, die veraltet seien, die nicht mehr eingesetzt werden können.


S. Ouyun. 19.06.07

Überwältigende Hilfsbereitschaft
Dem Aufruf zu freiwilligen Blutspenden für die Überlebenden des Hubschrauberabsturzes folgten Studenten, Schüler, ganze Belegschaften von Betrieben und Behörden.
Die MIAT - Angestellten spenden einen Tagesverdienst, Banken und andere große Unternehmen haben Millionentugrugspenden für die Hinterbliebenen der Opfer überwiesen.
Der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar versprach allen 22 betroffenen Familien die Übergabe von Neubauwohnungen.
Allerdings steht bis heute nicht fest wo und wann.
S. Oyun, Vorsitzende der Bürgermutpartei, hat auf der von ihrer Partei vorgeschlagenen Sondersitzung des Großen Staatskhurals am 19. Juni nicht nur die Zahlung einer Unterhaltsbeihilfe für alle Kinder der Opfer des Hubschrauberunglücks bis zum 18. Lebensjahr gefordert. Gleichzeitig forderte sie den Rücktritt der Minister für Katstrophenschutzangelegenheiten, S. Otgonbayar, für Transport, Wege und Tourismus, Ts. Tsengel sowie von Shadar Said M. Enkhsaikhan.
Die Demokratische Partei unterstützt diese Forderungen. 13.05.07. Inzwischen steht General Lkhagvaasuren wieder auf seinem Sockel.

Arzt vom Dienst suspendiert
Offenbar aufgrund eines Interviews für die Presse, in dem er die Überzeugung äußerte, drei der Unglücksopfer hätten bei rechtzeitiger Hilfe überlebt, wurde der Arzt der Gerichtsmedizin, G. Munkhbat, vom Dienst suspendiert.
Er gehörte zu den 20 Medizinern, die die Leichenschau nach dem Hubschrauberunglück vornahmen.
Die Verunglückten hätten Knochenbrüche, innere Verletzungen, Rückenmarksverletzungen davon getragen, einige seien wahrscheinlich erfroren.

Psychologische Betreuung für Verletzte
Vier der Überlebenden werden nach wie vor auf der Intensivstation des Unfallkrankenhauses betreut. Ihr Zustand ist sehr ernst. Alle Überlebenden mussten sich mehreren Operationen unterziehen.
Während der Trauerzeremonien für ihre Kameraden wurden alle sieben psychologisch betreut.

200 Millionen Soforthilfe
Die Regierung hat den Hinterbliebenen und Angehörigen der Unglücksopfer 200 Millionen Tugrug Soforthilfe zugesagt.
Kritiker dazu: Im vergangenen Jahr hätten sich die Minister allein für neue Fahrzeuge 500 Millionen gegönnt.

Präsidentendienstreise
Vom 24. Juni bis zum 01. Juli bereist Präsident N. Enkhbayar die Aimags Uvur- und Arkhangai, Bayankhongor, Zavkhan sowie Gobialtai.
Unter anderem wird er sich mit Einwohnern verschiedener Sums treffen, um sich über die Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Land zu informieren.

Lundeejantsan neuer Parlamentsvorsitzender
Der bisherige stellvertretende Vorsitzende des Großen Staatskhurals, D. Lundeejantsan, ist am 19. Juni zum Vorsitzenden gewählt worden. 13 der 60 anwesenden Abgeordneten stimmten gegen, 47 für ihn.
Nach seiner Wahl sagte Lundeejantsan, dass ihm diese Funktion in schwierigen Zeiten übertragen worden sei und es jetzt darauf ankäme, das Versäumte nachzuholen. Auf die Abgeordneten warte viel Arbeit.
Aus MRVP - Kreisen verlautet, dass der Fraktionsvorsitzende Idevkhten für den Posten des stellvertretenden Parlamentsvorsitzenden nominiert werden soll. Ts. Nyamdorj ist als Fraktionsvorsitzender im Gespräch.
Am 22. beschäftigten sich die Abgeordneten fast den ganzen Tag lang mit Diskussionen über die Verteilung der zusätzlichen Staatshaushaltseinnahmen.
Ein Vorschlag zielt auf die Erhöhung der Monatslöhne für Arbeiter auf mindestens 200 000 Tugrug bis zum Jahresende.
Steuersenkungen, Erhöhung der Sozialausgaben, Entschädigungszahlungen für die Kreditgenossenschaftsopfer, Geld für die geplante Einführung elektronischer Pässe lauten andere Vorschläge. „Wer nichts zu essen hat, hat für einen elektronischen Pass eher keine Verwendung". „Auch die Bürger eines armen Landes können moderne Pässe gebrauchen".
Eine Einigung wurde bisher nicht erzielt.

„Wirtschaftswachstum und Veränderungen in Asien und in der Welt"
Unter diesem Thema stand eine vom Mongolischen Institut für Entwicklungsstrategie gemeinsam mit der Williamsburg - Konferenz der Asien-Gesellschaft in Ulaanbaatar organisierte Konferenz.
Auf einer Pressekonferenz informierte der Unterstaatssekretär im amerikanischen Außenministerium, Christopher Hill, am 16. Juni darüber, dass die Mongolei als einer der ersten Staaten die Kriterien für die zusätzlichen Entwicklungshilfegelder aus der „Jahrtausendstiftung" erfüllt habe.
Hauptthema der Pressekonferenz war jedoch Nordkorea und sein Atomwaffenprogramm.
Hill zeigte sich zuversichtlich, dass die Sechsseitengespräche zwischen Russland, China, Japan, der USA sowie Süd- und Nordkorea letztendlich zu einem Stopp des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms führen werden.

Mongolisch-Italienische Beziehungen vertieft
Am 22. Juni empfingen Präsident Enkhbayar und Ministerpräsident Enkhbold den Staatssekretär im italienischen Außenministerium, J. Vernetti.
Beide Seiten seien an einer Erweiterung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen interessiert, heißt es im Protokoll über die Kooperation zwischen beiden Ländern, das am gleichen Tag unterschrieben wurde.
In der Mongolei arbeiten 20 italienische Firmen. Der mongolisch-italienische Außenhandelsumsatz erreichte 2006 46 Millionen USD.

Chinesischer Außenminister besucht die Mongolei
Auf Einladung seines mongolischen Amtskollegen und Mitglieds des Großen Staatskhurals, N. Enkhbold, wird der Außenminister der VR China der Mongolei vom 30. Juni bis zum 02. Juli einen offiziellen Besuch abstatten.

Irritationen über Tibetbeschluss
Auf der vom 08.-10. Juni in Ulaanbaatar abgehaltenen Versammlung des Internationalen Sozialistischen Jugendverbandes der Asien-Pazifik-Region soll ein Beschluss gefasst worden sein, der den Unabhängigkeitskampf Tibets unterstützt und einen Boykott der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking befürwortet, sollte China seine Politik gegenüber Tibet nicht ändern.
B. Dorj, Leiter der Informationsabteilung des Außenministeriums, betont, dass sich die Außenpolitik der Mongolei gegenüber Tibet in keiner Weise geändert habe. Tibet sei ein untrennbarer Bestandteil der Volksrepublik China. Die Tibetfrage somit eine innere Angelegenheit der VR China

250-Millionen-Urteil bestätigt
Das Verfassungsgericht unter Vorsitz von J. Byambadorj hat seinen Spruch über die Unrechtmäßigkeit der 250-Millionen-Tugrug-Zuwendung aus dem Staatshaushalt für jeden Wahlkreis bestätigt.
Bereits den ersten Spruch des Verfassungsgerichts hatte die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten abgelehnt.
Darüber, wie mit dem Urteil umzugehen ist, herrscht nach wie vor Unklarheit.
Kann es ignoriert werden? Muss das 250-Millionen-Geschenk zurückgezogen werden?


Klaus Burger mit Chinggis, seinem jüngsten Schüler

Abschlusskonzert „Dröhnende Hufe"
Am 23. Juni verabschiedeten sich die Teilnehmer am diesjährigen Musikfestival „Dröhnende Hufe" mit einem Festkonzert in der Staatlichen Philharmonie in Ulaanbaatar von ihrem mongolischen und internationalen Publikum.
Mit dabei die einzige mongolische Big Band „Buyan Mongol", Mitglieder des Großen Nationalen Folkloreensembles der Mongolei, Studenten und Lehrer der Musikhochschule Ulaanbaatar, ein Percussionspieler aus Taiwan, ein Tubaspieler aus Deutschland, der sich gemeinsam mit seinem jüngsten Schüler, dem siebenjährigen Chinggis, auf der Bühne präsentierte.
Insgesamt beteiligten sich Musiker aus 12 Ländern, die zuvor nicht nur in der mongolischen Hauptstadt, sondern wie in jedem Jahr an landschaftlich besonders reizvollen Plätzen des Landes musizierten, tanzten und sangen.


Mongolische Schönheiten

„Miss Mongolia – 2007"
Der diesjährige Miss-Mongolia-Wettbewerb wird bereits vor Naadam, am 06. Juni, ausgetragen.
Austragungsort ist der Kulturpalast in Ulaanbaatar.
Von den 100 in die engere Wahl gekommenen jungen Frauen haben 30 die nächste Runde erreicht.
Zu den Teilnehmerinnen zählen nicht nur Schönheiten aus der Hauptstadt, sondern auch die Miss Erdenet, die Miss Darkhan und die Miss Uvs.
Die Siegerin erwartet eine mit Zirkonen geschmückte vergoldete Krone und ein Personenkraftwagen.
Eine Eintrittskarte zur Abschlussveranstaltung am 06. Juli kostet 100 USD.


13.05.07. Inzwischen steht General Lkhagvaasuren wieder auf seinem Sockel

Übrigens…
Nachdem die durch Diebe verursachten Schäden am Standbild des Generals Lkhagvaasuren in einer staatlichen Kunstwerkstatt beseitigt wurden, steht der Nationalheld inzwischen wieder auf seinem Sockel auf dem Mittelstreifen zwischen Staatsuniversität und Chinggis-Khaan-Hotel.
Das ebenfalls durch Diebe verunstaltete Denkmal „Uulzalt" in einer kleinen Grünanlage nordwestlich des Regierungspalastes wurde vor kurzem gleich an Ort und Stelle instand gesetzt.


   

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