Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Letzte Ruhestätte für die Opfer des Hubschrauberunglücks in Altan Ulgii.22.06.07
Staatsbegräbnis für die Opfer des
Hubschrauberunglücks
Am 22. Juni nahmen Ehefrauen, Väter,
Mütter, Großeltern, Töchter, Söhne und Enkel, Freunde und Kollegen in einer
bewegenden Trauerfeier Abschied von den 15 Männern, die beim Absturz eines
Hubschraubers vom Typ Mi– 8 tödlich verunglückt waren.
Nach der Trauerzeremonie im Kulturpalast von Ulaanbaatar – Ehrengardisten
hielten Wache an den Särgen, vor denen sich Präsident, Parlamentsvorsitzender,
Ministerpräsident, Abgeordnete und die Mitglieder der Regierung verneigten -
wurden die 15 Todesopfer auf dem Ehrenfriedhof „Altan Ulgii" zur letzten Ruhe
gebettet.
Die Trauerrede hielt der stellvertretende Ministerpräsident Enkhsaikhan, die
lamaistischen Bestattungsrituale leitete der Oberlama des Dashchoilon-Klosters,
Ch. Dambajav.
Für den 22. Juni wurde Staatstrauer angeordnet.
Die Flaggen auf allen öffentlichen Gebäuden waren auf Halbmast gesetzt.
Wer trägt wofür die Verantwortung?
Die Angehörigen der Luftstreitkräfte, der
Feuerwehr und des Amtes für Angelegenheiten des Katastrophenschutzes waren am
14. Juni von Ulaanbaatar aus zur Bekämpfung von Wald- und Steppenbränden in den
Mandal-Sum des Selenge-Aimags geflogen.
Nach dem Abbruch der Verbindung zum Hubschrauber 10.07? 10.44 Uhr? - die letzte
Meldung soll über die Landung in einem schwierigen Gelände an der Ostgrenze des
Sums und die Absicht, in etwa zwei Stunden den Rückflug antreten zu wollen,
informiert haben – begann die Suche erst am späten Donnerstagnachmittag.
Im Mandal-Sum bereits im Einsatz befindliche Brandbekämpfer hatten sich nach dem
Verbleib der Hubschrauberbesatzung erkundigt.
Verteidigungsminister Sonompil wurde am Donnerstagabend von Minister Otgonbayar
informiert. Sonompil: Verantwortlich für sämtliche Flugbewegungen ist die
Zivilluftfahrtbehörde, das Amt für Katastrophenschutz legt Aufgabe und Richtung
des Einsatzes fest.
Da die Suche vom Boden aus erfolglos blieb, wurde sie aus der Luft fortgesetzt.
Zu diesem Zweck mussten Flugzeuge von privaten Luftfahrgesellschaften genutzt
werden, von denen das erste frühestens am 15. starten konnte.
Verteidigungsminister M. Sonompil: Diese erste Suchmannschaft hatte keinen
Erfolg. Am Morgen des 17. startete eine zweite Maschine mit mir an Bord.
13.15 Uhr entdeckte diese zweite Suchmannschaft schließlich den abgestürzten
Hubschrauber in einem dichten Waldgebiet bei Eröögiin Khaluun Rashaan im
Mandal-Sum.
Beim Start von Eröögiin Khaluun Rashaan am 14. hatte höchstwahrscheinlich ein
Propeller einen Baumwipfel berührt, aufgekommener dichter Nebel machte eine
Orientierung unmöglich.
Die Bergungsarbeiten gestalteten sich sehr schwierig, der Rettungshubschrauber
musste mehrere Kilometer von der Unfallstelle entfernt landen. Hier fanden die
Retter acht Überlebende, 14 der Sondereinsatzkräfte hatten den Absturz und die
vier Tage und Nächte im Freien nicht überlebt. Der Militärflieger, „Verdienter
Pilot der Mongolei" und Chef der Besatzung des Hubschraubers, T. Sugar, erlag am
19. Juni um 17.35 Uhr im Unfallkrankenhaus von Ulaanbaatar seinen schweren
Verletzungen. Seine beiden Kollegen waren bereits an der Absturzstelle
gestorben.
Das Unglück hat nicht nur Fragen nach der Informationspolitik im
Katastrophenfall, sondern auch Fragen nach den Arbeits- und Lebensbedingungen
der Rettungskräfte, ihrer Ausrüstung sowie der Kompetenz des Führungspersonals
aufgeworfen. Besonders in der Kritik steht der Minister für Angelegenheiten des
Katastrophenschutzes, S. Otgonbayar. Kompetentes Führungspersonal fehlte in den
ihm unterstellten Bereichen, dafür hätte er sich mit fachfremden, aber ihm
nahestehenden Personen umgeben.
Es mangelt offenbar nicht nur an Fahrzeugen, Fluggerät und technischer
Ausstattung, z.B. mit Leuchtraketen, Funkgeräten oder Satellitentelefonen. „Sie
werden mit dem billigsten Schuhwerk ausgestattet, die Verpflegung ist
mangelhaft, sogar einfache Werkzeuge wie Beile und Äxte reichen nicht aus".
Angehörige der Feuerwehrleute, Piloten und Fallschirmspringer äußern sich empört
über den Umgang mit den Kräften, die Staat und Bevölkerung in Notfällen schützen
sollen.
In einem Interview für die „Ardyn Erkh" sagte Sonompil, dass die Zeiten, in
denen von den zuständigen Stellen Forderungen nach besserer technischer
Ausrüstung der Rettungseinheiten, dem Ankauf von Hubschraubern und Fahrzeugen
mit dem Hinweis „Wir haben kein Geld" abgewehrt wurden, vorbei sein sollten.
1986 hätte das Verteidigungsministerium über 12 Flugzeuge verfügt, heute seien
es vier, die veraltet seien, die nicht mehr eingesetzt werden können.
S. Ouyun. 19.06.07
Überwältigende Hilfsbereitschaft
Dem Aufruf zu freiwilligen Blutspenden für
die Überlebenden des Hubschrauberabsturzes folgten Studenten, Schüler, ganze
Belegschaften von Betrieben und Behörden.
Die MIAT - Angestellten spenden einen Tagesverdienst, Banken und andere große
Unternehmen haben Millionentugrugspenden für die Hinterbliebenen der Opfer
überwiesen.
Der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar versprach allen 22 betroffenen Familien
die Übergabe von Neubauwohnungen.
Allerdings steht bis heute nicht fest wo und wann.
S. Oyun, Vorsitzende der Bürgermutpartei, hat auf der von ihrer Partei
vorgeschlagenen Sondersitzung des Großen Staatskhurals am 19. Juni nicht nur die
Zahlung einer Unterhaltsbeihilfe für alle Kinder der Opfer des
Hubschrauberunglücks bis zum 18. Lebensjahr gefordert. Gleichzeitig forderte sie
den Rücktritt der Minister für Katstrophenschutzangelegenheiten, S. Otgonbayar,
für Transport, Wege und Tourismus, Ts. Tsengel sowie von Shadar Said M.
Enkhsaikhan.
Die Demokratische Partei unterstützt diese Forderungen. 13.05.07. Inzwischen
steht General Lkhagvaasuren wieder auf seinem Sockel.
Arzt vom Dienst suspendiert
Offenbar aufgrund eines Interviews für die
Presse, in dem er die Überzeugung äußerte, drei der Unglücksopfer hätten bei
rechtzeitiger Hilfe überlebt, wurde der Arzt der Gerichtsmedizin, G. Munkhbat,
vom Dienst suspendiert.
Er gehörte zu den 20 Medizinern, die die Leichenschau nach dem
Hubschrauberunglück vornahmen.
Die Verunglückten hätten Knochenbrüche, innere Verletzungen,
Rückenmarksverletzungen davon getragen, einige seien wahrscheinlich erfroren.
Psychologische Betreuung für Verletzte
Vier der Überlebenden werden nach wie vor
auf der Intensivstation des Unfallkrankenhauses betreut. Ihr Zustand ist sehr
ernst. Alle Überlebenden mussten sich mehreren Operationen unterziehen.
Während der Trauerzeremonien für ihre Kameraden wurden alle sieben psychologisch
betreut.
200 Millionen Soforthilfe
Die Regierung hat den Hinterbliebenen und
Angehörigen der Unglücksopfer 200 Millionen Tugrug Soforthilfe zugesagt.
Kritiker dazu: Im vergangenen Jahr hätten sich die Minister allein für neue
Fahrzeuge 500 Millionen gegönnt.
Präsidentendienstreise
Vom 24. Juni bis zum 01. Juli bereist
Präsident N. Enkhbayar die Aimags Uvur- und Arkhangai, Bayankhongor, Zavkhan
sowie Gobialtai.
Unter anderem wird er sich mit Einwohnern verschiedener Sums treffen, um sich
über die Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Land zu informieren.
Lundeejantsan neuer Parlamentsvorsitzender
Der bisherige stellvertretende Vorsitzende
des Großen Staatskhurals, D. Lundeejantsan, ist am 19. Juni zum Vorsitzenden
gewählt worden. 13 der 60 anwesenden Abgeordneten stimmten gegen, 47 für ihn.
Nach seiner Wahl sagte Lundeejantsan, dass ihm diese Funktion in schwierigen
Zeiten übertragen worden sei und es jetzt darauf ankäme, das Versäumte
nachzuholen. Auf die Abgeordneten warte viel Arbeit.
Aus MRVP - Kreisen verlautet, dass der Fraktionsvorsitzende Idevkhten für den
Posten des stellvertretenden Parlamentsvorsitzenden nominiert werden soll. Ts.
Nyamdorj ist als Fraktionsvorsitzender im Gespräch.
Am 22. beschäftigten sich die Abgeordneten fast den ganzen Tag lang mit
Diskussionen über die Verteilung der zusätzlichen Staatshaushaltseinnahmen.
Ein Vorschlag zielt auf die Erhöhung der Monatslöhne für Arbeiter auf mindestens
200 000 Tugrug bis zum Jahresende.
Steuersenkungen, Erhöhung der Sozialausgaben, Entschädigungszahlungen für die
Kreditgenossenschaftsopfer, Geld für die geplante Einführung elektronischer
Pässe lauten andere Vorschläge. „Wer nichts zu essen hat, hat für einen
elektronischen Pass eher keine Verwendung". „Auch die Bürger eines armen Landes
können moderne Pässe gebrauchen".
Eine Einigung wurde bisher nicht erzielt.
„Wirtschaftswachstum und Veränderungen in Asien und
in der Welt"
Unter diesem Thema stand eine vom
Mongolischen Institut für Entwicklungsstrategie gemeinsam mit der Williamsburg -
Konferenz der Asien-Gesellschaft in Ulaanbaatar organisierte Konferenz.
Auf einer Pressekonferenz informierte der Unterstaatssekretär im amerikanischen
Außenministerium, Christopher Hill, am 16. Juni darüber, dass die Mongolei als
einer der ersten Staaten die Kriterien für die zusätzlichen
Entwicklungshilfegelder aus der „Jahrtausendstiftung" erfüllt habe.
Hauptthema der Pressekonferenz war jedoch Nordkorea und sein Atomwaffenprogramm.
Hill zeigte sich zuversichtlich, dass die Sechsseitengespräche zwischen
Russland, China, Japan, der USA sowie Süd- und Nordkorea letztendlich zu einem
Stopp des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms führen werden.
Mongolisch-Italienische Beziehungen vertieft
Am 22. Juni empfingen Präsident Enkhbayar
und Ministerpräsident Enkhbold den Staatssekretär im italienischen
Außenministerium, J. Vernetti.
Beide Seiten seien an einer Erweiterung der wirtschaftlichen und politischen
Beziehungen interessiert, heißt es im Protokoll über die Kooperation zwischen
beiden Ländern, das am gleichen Tag unterschrieben wurde.
In der Mongolei arbeiten 20 italienische Firmen. Der mongolisch-italienische
Außenhandelsumsatz erreichte 2006 46 Millionen USD.
Chinesischer Außenminister besucht die Mongolei
Auf Einladung seines mongolischen
Amtskollegen und Mitglieds des Großen Staatskhurals, N. Enkhbold, wird der
Außenminister der VR China der Mongolei vom 30. Juni bis zum 02. Juli einen
offiziellen Besuch abstatten.
Irritationen über Tibetbeschluss
Auf der vom 08.-10. Juni in Ulaanbaatar
abgehaltenen Versammlung des Internationalen Sozialistischen Jugendverbandes der
Asien-Pazifik-Region soll ein Beschluss gefasst worden sein, der den
Unabhängigkeitskampf Tibets unterstützt und einen Boykott der Olympischen
Sommerspiele 2008 in Peking befürwortet, sollte China seine Politik gegenüber
Tibet nicht ändern.
B. Dorj, Leiter der Informationsabteilung des Außenministeriums, betont, dass
sich die Außenpolitik der Mongolei gegenüber Tibet in keiner Weise geändert
habe. Tibet sei ein untrennbarer Bestandteil der Volksrepublik China. Die
Tibetfrage somit eine innere Angelegenheit der VR China
250-Millionen-Urteil bestätigt
Das Verfassungsgericht unter Vorsitz von J.
Byambadorj hat seinen Spruch über die Unrechtmäßigkeit der
250-Millionen-Tugrug-Zuwendung aus dem Staatshaushalt für jeden Wahlkreis
bestätigt.
Bereits den ersten Spruch des Verfassungsgerichts hatte die überwältigende
Mehrheit der Abgeordneten abgelehnt.
Darüber, wie mit dem Urteil umzugehen ist, herrscht nach wie vor Unklarheit.
Kann es ignoriert werden? Muss das 250-Millionen-Geschenk zurückgezogen werden?
Klaus Burger mit Chinggis, seinem jüngsten Schüler
Abschlusskonzert „Dröhnende Hufe"
Am 23. Juni verabschiedeten sich die
Teilnehmer am diesjährigen Musikfestival „Dröhnende Hufe" mit einem Festkonzert
in der Staatlichen Philharmonie in Ulaanbaatar von ihrem mongolischen und
internationalen Publikum.
Mit dabei die einzige mongolische Big Band „Buyan Mongol", Mitglieder des Großen
Nationalen Folkloreensembles der Mongolei, Studenten und Lehrer der
Musikhochschule Ulaanbaatar, ein Percussionspieler aus Taiwan, ein Tubaspieler
aus Deutschland, der sich gemeinsam mit seinem jüngsten Schüler, dem
siebenjährigen Chinggis, auf der Bühne präsentierte.
Insgesamt beteiligten sich Musiker aus 12 Ländern, die zuvor nicht nur in der
mongolischen Hauptstadt, sondern wie in jedem Jahr an landschaftlich besonders
reizvollen Plätzen des Landes musizierten, tanzten und sangen.
Mongolische Schönheiten
„Miss Mongolia – 2007"
Der diesjährige Miss-Mongolia-Wettbewerb
wird bereits vor Naadam, am 06. Juni, ausgetragen.
Austragungsort ist der Kulturpalast in Ulaanbaatar.
Von den 100 in die engere Wahl gekommenen jungen Frauen haben 30 die nächste
Runde erreicht.
Zu den Teilnehmerinnen zählen nicht nur Schönheiten aus der Hauptstadt, sondern
auch die Miss Erdenet, die Miss Darkhan und die Miss Uvs.
Die Siegerin erwartet eine mit Zirkonen geschmückte vergoldete Krone und ein
Personenkraftwagen.
Eine Eintrittskarte zur Abschlussveranstaltung am 06. Juli kostet 100 USD.
13.05.07. Inzwischen steht General Lkhagvaasuren wieder auf seinem Sockel
Übrigens…
Nachdem die durch Diebe verursachten
Schäden am Standbild des Generals Lkhagvaasuren in einer staatlichen
Kunstwerkstatt beseitigt wurden, steht der Nationalheld inzwischen wieder auf
seinem Sockel auf dem Mittelstreifen zwischen Staatsuniversität und
Chinggis-Khaan-Hotel.
Das ebenfalls durch Diebe verunstaltete Denkmal „Uulzalt" in einer kleinen
Grünanlage nordwestlich des Regierungspalastes wurde vor kurzem gleich an Ort
und Stelle instand gesetzt.
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Last Update: 04. Januar 2024