Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Zum dritten Mal verweigern die DP-Abgeordneten den Eid. 29.07.08
Auch der dritte Versuch scheitert
Für den 29. Juli hatte Präsident Enkhbayar
die bisher bestätigten 66 Abgeordneten erneut in den Großen Sitzungssaal des
Parlaments eingeladen, den Eid auf die Verfassung abzulegen.
38 MRVP-Abgeordnete, der unabhängige Z. Altai sowie Ts. Elbegdorj und Z.
Enkhbold, der Leiter der DP-Arbeitsgruppe zur Beilegung der aktuellen Konflikte,
waren erschienen. Die beiden Letztgenannten jedoch nur, um ihre Position zu
bekräftigen, das veröffentlichte Wahlergebnis vom 14. Juli sei ungesetzlich,
einverstanden (dann würden wir zumindest den Eid ablegen) wäre die DP jedoch mit
dem Ergebnis vom 10. Juli.
Am 10. Juli hatte B. Battulga, der Vorsitzende der ZWK, dem Präsidenten als
bisheriges amtliches Ergebnis eine Liste mit 62 Namen und 21 Wahlkreisen
übergeben, die der Präsident so kurz vor Naadam jedoch nicht entgegengenommen
hatte.
Auf der Liste, die am 14. übergeben worden wäre, hätten 66 Namen und 23
Wahlkreise gestanden – Battulga hätte das auf der Sitzung der ZWK bestätigte
Ergebnis auf dem Weg von der ZWK in den Regierungspalast verändert, zwei noch
strittige Wahlkreise und vier Namen hinzugefügt und damit der MRVP die Mehrheit
zugeschanzt, kritisierte Elbegdorj.
Nach der Liste vom 10. hätte keine Partei eine Mehrheit (MRVP 36, DP 24)
Mehrheit und könnte keine Alleinregierung bilden, so Z. Enkhbold, der dem
Präsidenten ein Dokument mit Verfehlungen bei den Wahlen übergab.
Auch die zweite Forderung der DP, die Inhaftierten nach den Unruhen am 01. und
02. Juli zu amnestieren und den Polizeichef abzulösen, hatten die Mitglieder der
MRVP-Arbeitsgruppe zurückgewiesen. Eine Amnestie zu gewähren und den Rücktritt
eines Behördenchefs zu veranlassen, gehöre nicht in die Befugnis der politischen
Parteien.
Geeinigt hatten sich die beiden Arbeitsgruppen darauf, dass das Parlament so
schnell wie möglich Änderungen und Hinzufügungen zum Grundgesetz, zum
Wahlgesetz, zu den Gesetzen über die örtlichen Verwaltungen, zu den politischen
Organen, zur administrativen Gliederung, zum Gesetz über die politischen
Parteien, zum Staatsdienst und natürlich zum Bergbaugesetz diskutieren und
beschließen soll.
Übereinstimmung erzielten beide Seiten zudem über die Ziele, mehr Arbeitsplätze
zu schaffen, den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern und die Inflation
zu bekämpfen.
Bayarsaikhan widerspricht Battulga
Auf einer überraschend einberufenen
Pressekonferenz der ZWK am 31. Juli wies ihr Vorsitzender, B. Battulga, alle
Vorwürfe der DP zurück und erklärte, die Parteien hätten nicht das Recht, die
Wahlergebnisse zu verändern, den Willen der Wähler mit Füßen zu treten.
Außerdem sei er nicht allein die Wahlkommission und Parteizugehörigkeiten
spielten bei den Entscheidungen keine Rolle.
Dem widersprach B. Bayarsaikhan (DP), der Sekretär der ZWK. Die ZWK würde
durchaus von einer Partei dominiert, sechs Mitglieder seien von der MRVP gewählt
worden, zwei von der DP und einer gehörte keiner Partei an. Die
Parteimitgliedschaft ruhe nur formal.
Bei manchen Entscheidungen sei er von der Mehrheit überstimmt worden.
Der Beschluss für eine Neuauszählung in Dornod wurde zwischenzeitlich von der
ZWK bestätigt. Der Vorsitzende des örtlichen Wahlkomitees (MRVP) hatte sich dem
Beschluss widersetzt und sein Stellvertreter (DP) war ihm darin gefolgt. Gegen
beide ermittelt die Polizei.
In einem Interview für die „Udriin Sonin" am 02.08. fordert Bayarsaikhan eine
gründliche Revision des Wahlgesetzes. Vieles sei unklar, z. B. muss die ZWK
einen Beschluss fassen, ehe sie die Wahlergebnisse übergibt oder nicht? Außerdem
seien die technischen Voraussetzungen für die Ausgabe der Personaldokumente, die
Aufstellung und Veröffentlichung der Wählerlisten und die Stimmenauszählung zu
verbessern. Die Mongolei verfüge nicht, wie fortgeschrittene Länder, über
entsprechende Maschinen, die Stimmauszählung erfolge dort in großen Sälen vor
der Öffentlichkeit.
Verwunderung erregt die Tatsache, dass Bayarsaikhan bisher auf allen
Pressekonferenzen geschwiegen hat, auch am 14. Juli nach der Übergabe der
Wahlergebnisse an den Präsidenten hat er auf der unmittelbar darauf folgenden
Pressekonferenz die jetzt erhobenen Vorwürfe der DP, die Ergebnisse wären von
Battulga verändert worden, nicht bestätigt.
(Sh. auch Neues aus der Mongolei vom 14.-20. Juli. R. B.)
Mongolei wird PECC-Mitglied
Auf der 7. Tagung des Ständigen Komitees
des Rates für wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Pazifikregion (Pacific
Economic Cooperation Council) am 24./25. Juli wurde die Mongolei als Mitglied in
den Rat gewählt.
Seit 2000 hatte die Mongolei an der Arbeit des PECC als Beobachterin
teilgenommen.
Der PECC, die eng mit der APEC zusammenarbeitet, gehören 25 Mitglieder an.
Die Mongolen erhoffen sich von ihrem neuen Status Möglichkeiten für eine
aktivere Zusammenarbeit mongolischer Unternehmen mit Unternehmen der
Asien-Pazifik-Region.
Sitzstreik. 30.07.08
Sitzstreik auf dem Sukhbaatarplatz
Angehörige von Personen, die im
Zusammenhang mit den Unruhen am 01./02. Juli festgenommen worden waren und immer
noch in Gants Khudag einsitzen, wollen mit einem Sitzstreik auf dem
Sukhbaatarplatz für die Freilassung ihrer Verwandten demonstrieren.
Initiatoren des „stummen Streiks" sind die Vorsitzende der „Bewegung der
Mongolischen Grünen", U. Saruul und der Vorsitzende der „Front ehrlicher
Bürger", G. Arslan.
Sie fürchten eine Abkehr der Mongolei von demokratischen Prinzipien, politische
Häftlinge dürfe es in einem demokratischen Land nicht geben. Die Wahlen seien
massiv manipuliert worden und die Bürger hätten das Recht, dagegen zu
protestieren. Die Krawalle seien von der MRVP selbst und von Polizisten und
Sicherheitskräften in Zivil provoziert worden.
G. Arslan, der im Darkhan-Uul-Aimag als Unabhängiger kandidiert hatte und auf
den 2 625 Stimmen oder 6,69 Prozent entfielen, meinte, ohne die Manipulationen
hätte er höchstwahrscheinlich einen Sitz in der Großen Staatsversammlung
gewonnen.
Die Streikenden wollen ihre Aktion bis zur Freilassung der Inhaftierten
fortsetzen.
Jugend und demokratische Bildung
70 Sozialarbeiter aus Ulaanbaatar, den
Aimags Dornod, Khentii, Sukhbaatar und Südgobi nahmen vom 21. – 24. Juli am 11.
Symposium „Jugend und Demokratieverständnis" am Buir Nuur im Dornod-Aimag teil.
Fünf Spezialisten für die schulische und außerschulische Erwachsenen- und
Jugendbildung vom Arbeitskreis Deutscher Bildungsstätten (ADB) vermittelten
Methoden „wie wir in Deutschland außerschulische Bildung gestalten."
Dieter Fiesinger, Mitglied des Bundesvorstandes des ADB, betonte,
Wissensvermittlung stehe nicht unbedingt im Vordergrund unserer Arbeit in der
Mongolei und in Deutschland. Sie sei vielmehr auf die Förderung von sozialer
Kompetenz und ökologische Bildung ausgerichtet.
„Inhalt und Formen der Hospitationen und Workshops bestimmen wir gemeinsam mit
unseren mongolischen Partnern. Themen, die für die Mongolei von Bedeutung sind,
sind es auch für unsere Arbeit in Deutschland".
„Mit dem Bildungssystem eines Landes, das in einem solch rasanten Tempo einen
Transformationsprozess durchlebt hat, hatten wir zunächst keinerlei Erfahrung"
Für die Mongolei wurde auf Anraten der mongolischen Kollegen der Begriff
„demokratische Bildung" anstelle des in Deutschland verwendeten Begriffs
„politische Bildung" gewählt, da dieser in der Mongolei negativ belastet sei.
Seit 1996 ist der ADB in der Mongolei aktiv. Jedes Jahr werden sechs bis neun in
der Kinder- und Jugendarbeit tätige Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter an
entsprechenden Bildungseinrichtungen in Deutschland zum Erfahrungsaustausch, zu
Trainingskursen und zu Weiterbildungsveranstaltungen empfangen. Jedes Jahr im
Herbst wird ein Symposium in der Mongolei organisiert.
Partnerorganisationen des ADB in der Mongolei sind die Sozialabteilung der
Stadtverwaltung Ulaanbaatar, verantwortliche Mitarbeiterin ist B. Lkhamsuren, B.
Baigalmaa die geschäftsführende Direktorin des Verbandes für außerschulische
Bildung „Sunrise".
Eine enge Zusammenarbeit verbindet den ADB mit der 38. Schule und auch das
mongolische Außenministerium unterstützt die Arbeit der Organisation. Ch.
Batbileg von der Presse- und Informationsabteilung des Außenministeriums dankte
den Mitarbeitern für ihr Engagement und ist überzeugt, den bisherigen 13 Jahren
erfolgreicher Zusammenarbeit werden weitere folgen.
Olfert Dorka wies auf die Fülle an Ideen, Anregungen und auf die
„atmosphärischen Dinge" hin, die „wir mit nach Hause nehmen."
Ballonfestival. 03.08.08
3. Ballonfestival
Am 03. August wurde zum dritten Mal in
Folge auf dem Sukhbaatarplatz in Ulaanbaatar das „Internationale
Heißluftballonfestival" eröffnet. Organisiert haben es das japanische
Heißluftballonfahrtenkomitee und der Mongolische Verband der Ballonfahrer.
Eigens aus Japan angereist waren der Generalsekretär der japanisch-mongolischen
Parlamentariergruppe, sowie der Oberbürgermeister von Saku (Präfektur Nagano),
der japanischen Partnerstadt des Sukhbaatardistrikts.
Außerdem ließen sich der japanische Botschafter in der Mongolei, der
Oberbürgermeister und Gouverneur von Ulaanbaatar sowie Abgeordnete der Großen
Staatsversammlung das Spektakel am Sonntagmorgen im Zentrum der mongolischen
Hauptstadt nicht entgehen.
Ein Touristenehepaar aus Victoria in Kanada freute sich über die unerwartete
Abwechslung während ihres Morgenspaziergangs. Nach dem Erlebnis der
Sonnenfinsternis im Westen der Mongolei nun noch eine Ballonfahrt …
Enterovirus – 71
Ende Juli registrierten die
Gesundheitsbehörden 2 997 Fälle von Infektionen mit dem Enterovirus – 71
(Mund-Hand-Fußkrankheit).
Die meisten der Betroffenen sind Kinder im Alter bis ein Jahr (680) und bis zwei
Jahre (489).
Neuansiedlungen im Sukhbaatar Duureg
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Last Update: 04. Januar 2024