Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
„One World One Dream"
29 mongolische Sportler nehmen an den XXIX.
Olympischen Spielen vom 08. – 24. August in Peking teil. Sie kämpfen in der
Leichtathletik, im Schwimmen, im Boxen, im Judo, im Freistilringen, im
Gewichtheben und im Sportschießen um gute Platzierungen.
Ihr ganz konkreter Traum und der vieler Mongolen zu Hause ist der Gewinn einer
Goldmedaille. Bisher haben mongolische Sportler Silber- und Bronzemedaillen bei
Olympia gewonnen, eine goldene fehlt noch.
Voraussagen in „Sports Illustrated" räumen dem Boxer E. Badar-Uugan und dem
Judoka Kh. Tsagaanbaatar gute Chancen auf Gold bzw. Bronze ein.
Am 02. August verabschiedete Ministerpräsident Bayar die mongolischen
Olympioniken im Regierungspalast, am 04. August traf sich Präsident Enkhbayar
mit der Olympiamannschaft vor dem Chinggis-Khaan-Denkmal auf dem Sukhbaatarplatz,
eine gute Reise und natürlich sportliche Erfolge wünschend. „Möge die Farbe
Ihrer Olympiafestkleidung ein gutes Omen für die Medaillenausbeute sein."
Die mongolischen Frauen tragen sonnengelbe Blazer, blaue Halstücher und weiße
Röcke, die Männer ebenfalls Blazer in Gelb, dazu blaue Binder und weiße Hosen.
Die Kopfbedeckung für Männer und Frauen: strahlendweiße Hüte.
Trotzdem gab es Kritteleien am Outfit der Mannschaft. Die Farbe der Jacken
ähnelte der der chinesischen Frauen. Der eine oder andere Ausländer könnte
denken, die Mongolei sei eine Provinz Chinas.
Das NOK der Mongolei sah sich gezwungen, Erklärungen zur Kleiderwahl abzugeben.
Über die Farbe sei mit den Sportlern gemeinsam beraten worden. Gelb sei bisher
bei Olympia von mongolischen Mannschaften noch nie getragen worden, es sei bei
vielen, vor allem asiatischen Völkern eine Glücksfarbe und erinnere an das Ziel,
wenigstens eine Goldmedaille gewinnen zu wollen.
Der Einmarsch der Mannschaften in das Nationalstadion („Vogelnest") erfolgte
nach Regeln der chinesischen Schriftzeichen. Die Mongolen waren wie die
Deutschen erst ziemlich spät an der Reihe.
Als Fahnenträger führte der Judoka B. Bayarjavkhlan die mongolische Mannschaft
ins Stadion. Er war in die mongolische Nationaltracht, einen festlichen,
goldschimmernden Deel mit passender Kopfbedeckung, gekleidet.
Präsident Enkhbayar und seine Frau O. Tsolmon, erhoben sich von ihren Plätzen
auf der Ehrentribüne, winkten ihrer Mannschaft zu, die ihrerseits mit dem
Schwenken ihrer vielen kleinen und der großen Nationalfahne zurück grüßten.
Wünschen wir den mongolischen Sportlern Bestleistungen, viele vordere Plätze und
wenigstens eine der begehrten Goldmedaillen.
Übrigens: Eine gebürtige Mongolin, die Schützin D. Munkhbayar, wurde vor
sechs Jahren deutsche Staatsbürgerin und startet für ihre neue Heimat bereits
zum zweiten Mal bei Olympia.
Drei Schützlinge des mongolischen Trainers der kanadischen Freistilringer, N.
Lkhamsuren, haben sich für Peking qualifiziert. .
Kh. Tsagaanbaatar hat leider seinen ersten Kampf gegen seinen israelischen
Kontrahenten verloren.
Präsident Enkhbayar empfängt Angehörige der Opfer
vom 02. Juli
Auf einem Treffen Präsident Enkhbayars mit
Hinterbliebenen der fünf Opfer vom 01./02. Juli am 06. August im
Regierungspalast beantwortete der Präsident deren Fragen nach dem
Entscheidungsverlauf im Zusammenhang mit der Verhängung des Ausnahmezustandes,
dem Stand der Ermittlungen gegen die Todesschützen bzw. warum es so lange
dauert, diese dingfest zu machen. Warum die Regierung nicht rechtzeitig auf die
Situation reagiert habe?
Der Präsident sprach den Anwesenden im Namen des Staates und in seinem eigenen
Namen sein tiefempfundenes Beileid aus. Wir müssen die Wahrheit herausfinden und
wir werden sie herausfinden.
Bei einem Treffen mit den Vorsitzenden aller im Parlament vertretenen Parteien
am 01. Juli habe er diese aufgefordert, ihre Mitglieder zu bewegen, die drohende
Eskalation der Demonstration zu stoppen, auf die Demonstranten einzuwirken, sich
zu zerstreuen.
Nicht über Lautsprecher, aber über das Fernsehen habe ich zur Mäßigung
aufgerufen.
Die Gewalt nahm hingegen zu. Nicht nur das MRVP-Gebäude, auch andere wichtige
Einrichtungen (Polizeistationen, Kraftwerk) drohten zum Angriffsziel zu werden.
Eine solche Situation habe es in der Mongolei noch nicht gegeben. Entscheidungen
mussten schnell getroffen werden
Den Gebrauch von scharfer Munition auch nach der Ausrufung des Ausnahmezustandes
habe er ausdrücklich untersagt.
Auf die Frage, wer für den materiellen Schaden, der den Familien der Opfer
entstanden sei, die Verantwortung übernähme, antwortete der Präsident, „Das
werden wir wissen, sobald die Schuldigen gefunden sind."
Staatsbesuche
Beim Staatsbesuch des kasachischen
Präsidenten N. Nazarbaev in der Mongolei am 06. und 07. August vereinbarten
beide Seite eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit im Energiesektor,
(kasachische Erdöllieferungen in die Mongolei), bei der Entwicklung der
Infrastruktur (Eisenbahnverbindung Kasachstan-Mongolei, Straßenbau,
Flugzeugverbindung Bayan-Ulgii-Öskemen, Ulaanbaatar-Alma-Ata).
Ökonomen und Unternehmer aus beiden Ländern versammelten sich am 07. August auf
einem Wirtschaftstreffen in der Industrie- und Handelskammer der Mongolei.
Am 12. und 13. August wird der Generalgouverneur von Neuseeland, Anand Satyanand,
der Mongolei einen offiziellen Staatsbesuch abstatten. Beide Länder wollen ihre
Zusammenarbeit in der Landwirtschaft, im Tourismus und im Bildungswesen
intensivieren.
Am 20. August wird der dänische Kronprinz Frederik, am 22. und 23. Fürst Albert
II. von Monaco in der Mongolei erwartet.
Abgesandter der Labour Party in der Mongolei
Die Beziehungen zwischen der britischen
Labour Party und der MRVP haben sich seit dem Beitritt der MRVP zur
Sozialistischen Internationale sehr intensiv entwickelt.
Der Vorsitzende der britisch-mongolischen Parlamentariergruppe, John Grogan,
nahm bei seinem Besuch in der Mongolei Anfang August auch Stellung zur
entstandenen Krise nach den Parlamentswahlen. „Ich teile die Meinung aller
internationalen Beobachter, die Wahlen sind fair und regelgemäß verlaufen."
Demokratie bedeute nicht nur siegen lernen, sondern auch verlieren lernen.",
erklärte er in einem Interview für die „Ardyn Erkh", das am 06. August
veröffentlicht wurde.
Kein Ausweg aus der Parlamentskrise in Sicht
Der Ton zwischen der DP und der MRVP ist
wieder schärfer geworden.
Die DP hat angekündigt, ihre Forderungen auszuweiten. Das Haupthindernis auf dem
Weg zu einer Einigung sei der ZWK-Vorsitzende, B. Battulga.
Außerdem brachte die DP wieder neue strittige Wahlkreise ins Spiel. Zu Bayangol
und Khentii sind nun wieder Zavkhan, Bulgan und Bayan-Ulgii hinzu gekommen,
Dornod fehlt merkwürdigerweise auf dieser DP-Liste.
Hier kämpft der Kandidat der Zivilcouragepartei für eine Neuauszählung.
Die DP hatte es auch abgelehnt, dass die Parteivorsitzende S. Oyun an den
Parteiengesprächen zur Klärung der strittigen Fragen teilnimmt. Die MRVP hat der
DP-Abweisung nicht widersprochen.
Präsident Enkhbayar hatte alle im neu gewählten Parlament vertretenen Parteien
aufgefordert, gemeinsam zu beraten.
Die meisten befragten Mongolen winken nur ab, wenn sie auf die aktuelle
Situation angesprochen werden. Sie haben mit den steigenden Preisen zu kämpfen.
Die Benzinpreise haben sich um 200 bis 350 Tugrug erhöht, für viele Unternehmen,
vor allem auch für Tourismusunternehmen, ein harter Schlag.
Ein Kilo junge mongolische Möhren kostet mittlerweile 2 000 Tugrug.
Nicht nur Bauminister und Vorsitzender der Neuen Nationalpartei, Ts. Tsolmon,
meint, die Diskussionen um Vor- und Nachteile der parlamentarischen Demokratie
gegenüber einem Präsidialsystem müssten wieder belebt werden. Sind in der
Mongolei die Voraussetzungen für eine funktionierende, dem Wohl der Bevölkerung
verpflichtete parlamentarische Demokratie vorhanden?
Sitzstreik auf dem Sukhbaatarplatz
A. Saruul und G. Arslan festgenommen
Am 05. August hat die Polizei den
Vorsitzenden der „Front Ehrlicher Bürger", G. Arslan und die Vorsitzende der
„Nationalen Bewegung der Mongolischen Grünen", A. Saruul festgenommen.
Ihnen werden Verstöße gegen das Versammlungs- und Demonstrationsgesetz
vorgeworfen.
Das weisen die beiden und ihr Verteidiger zurück. Nirgendwo stehe geschrieben,
ein friedlicher Sitzstreik verstoße gegen Gesetze. Außerdem hätten sie die
Aktion ordnungsgemäß angemeldet, allerdings hätten sie im Vorfeld natürlich
nicht wissen können, wie viele Demonstranten sich versammeln würden.
Ihre Festnahme sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Diktatur.
Eine Richterin am Verwaltungsgericht im Sukhbaatar-Stadtbezirk hat beide zu 14
Tagen Haft verurteilt. Das Ulaanbaatar-Stadtgericht hat das Urteil am 07. August
bestätigt.
Am 06. August nahm die Polizei weitere Demonstranten, darunter eine schwangere
Frau und eine 79-jährige Großmutter, vorübergehend fest.
Die Demokratische Partei, die Bürgerbewegung „Radikale Reformen" und der Freie
Seniorenbund haben gegen diese Verletzung der demokratischen Bürgerrechte
protestiert. „Dagegen und für eine angstfreie Gesellschaft wollen wir kämpfen,
dafür brauchen wir die Unterstützung des Volkes.", so der Vorsitzende von
„Radikale Reformen", D. Enkhbat, in der „Udriin Sonin" vom 07.08.08.
Seit dem 30. Juli protestieren Angehörige für die Freilassung ihrer Verwandten,
die im Zusammenhang mit den Krawallen am 01. und 02. Juli festgenommen worden
waren. (Sh. auch Neues aus der Mongolei vom 28. Juli bis zum 03. August)
Auch nach den Verhaftungen und weiteren Verhaftungsandrohungen wollen sie
ihren Sitzstreik fortsetzen.
J. Batzandan im Mai 2006
Batzandan aus Haft entlassen
Der am 04. Juli festgenommene Vorsitzende
der Bürgerbewegungspartei, J. Batzandan, ist am 07. August gegen Kaution aus der
Haft entlassen worden.
Sein Verteidiger und seine Angehörigen hatten wegen ernster gesundheitlicher
Probleme Batzandans entsprechende Anträge eingereicht.
Badeanstalt im Gerviertel eingeweiht
Am 07. August wurde im 16. Khoroo des
Chingeltei-Duuregs in Ulaanbaatar eine neue öffentliche Badeanstalt mit
fließendem kaltem und warmem Wasser eingeweiht.
Vier Jahre haben die Bauarbeiten gedauert. Die nötigen Investitionen stammen von
„Amarlin Trade".
Mit der Inbetriebnahme des Dienstleistungszentrums, zu dem auch ein
Internetzentrum gehört, hätten sich die Lebensverhältnisse der Bewohner des
Gerviertels spürbar verbessert. Außerdem seien 12 neue Arbeitsplätze entstanden.
In den nächsten Jahren ist der Bau von 106 ähnlichen Dienstleistungszentren in
den zentrumsfernen Wohnvierteln geplant.
Aus der Regierungssitzung
Auf der Kabinettsitzung am 06. August
berichtete Bildungsministerin N. Bolormaa über den Stand der Vorbereitungen auf
das Schuljahr 2008/09.
Der Übergang zum 12-Klassen-Schulsystem (Lehrbücherausstattung, Erarbeitung der
Lehrpläne) verlaufe planmäßig, 2 400 Lehrer für die Unterrichtung der 40 700
Sechsjährigen seien neu ausgebildet worden bzw. hätten an Schulungsmaßnahmen
teilgenommen.
54 Schulen, 19 Internate und 27 Sporthallen müssten rekonstruiert werden. 31
davon sind fertig gestellt.
Die 150 Universitäten und Hochschulen hätten 35 200 neue Studenten aufgenommen.
Stimmen der Zukunft
„Stimmen von morgen"
Die Absolventen des Gesangskurses am
Kulturzentrum „ Nature Sound" stellten in einem Galakonzert am 09. August im
Schauspielhaus von Ulaanbaatar ihr Können vor.
Die jungen Frauen und Männer von verschiedenen Schulen und Hochschulen des
Landes, boten zunächst einen Ausschnitt aus der eigens für sie komponierten
Rockoper, ehe sie ihre Soloauftritte hatten.
Ausgewählt hatten sie internationale und nationale Popsongs, Balladen und
Breakdancetitel, die meisten in mongolischer Sprache vorgetragen.
Eine der jungen Sängerinnen gestaltete ihren Vortrag mit Unterstützung von
Mitgliedern des Tanzsportclubs „Line of Dance".
Keine Frage, dass alle die Prüfung bestanden haben.
Wer bisher asiatische Popmusik eher nicht besonders prickelnd fand, könnte durch
die mongolische Popmusik eines besseren belehrt werden.
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Last Update: 04. Januar 2024