Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
18. bis 24. August 2008

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Ulaanbaatar am 24.08.08

Zweimal Gold für mongolische Olympiakämpfer – Die Erben Chinggis-Khaans jubeln
Am letzten Wettkampftag gelang dem mongolischen Leichtathleten Bat-Ochiryn Ser-Od im Marathon mit dem 52. Platz ein Achtungserfolg für die mongolische Leichtathletik.
Am Start waren 98 Läufer aus 57 Ländern.
Die Aufmerksamkeit der Mongolen richtete sich jedoch seit Tagen auf die Boxwettkämpfe.
Purevdorjiin Serdamba im Halbfliegengewicht und Enkhbatyn Badar-Uugan im Bantamgewicht hatten je eine Silbermedaille bereits sicher und kämpften am letzten Tag der Olympischen Spiele in Peking um Gold.
Den Kampf Serdambas gegen den Chinesen Zou Shiming brach der Ringrichter auf Grund einer Armverletzung des Mongolen vorzeitig ab. Zou Shiming holte die 50. Goldmedaille für sein Land, Serdamba konnte sich erst ein paar Minuten später über seine Silbermedaille, die erste für mongolische Boxer bei Olympia, freuen.
Pünktlich 14.06 Uhr begann der Kampf um Gold zwischen Badar-Uugan und dem Kubaner Leon Alarcon.
Überlegen wie bei seinen Kämpfen zuvor holte der Mongole Punkt für Punkt und damit die zweite Goldmedaille für sein Land.
Er genoss den Jubel der mongolischen Zuschauer, unter denen sich Ministerpräsident Bayar befand, der am Abend Gast der Abschlussfeiern sein wird.
Präsident Enkhbayar hat die Kämpfe in Ulaanbaatar auf einem Großbildschirm im Zentrum der Stadt verfolgt.
Überall feiern die Menschen als seien Tsagaan Sar und Naadam auf einen Tag gefallen.
In Geschäften und Dienstleistungseinrichtungen freuen sich Angestellte und Kunden gemeinsam. Der Schaumwein steht bereit.
Am Montag soll die mongolische Olympiamannschaft auf dem Sukhbaatarplatz feierlich begrüßt werden.
29 Olympiateilnehmer hat die Mongolei nach Peking entsandt. Sie kommen mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen zurück, erreichten den 31. Platz unter 204 Nationen und sind zu Recht stolz darauf.


Goldfeier in Dalanzadgad (Ömnögovi) 24.08.2008 Foto: B. Munkhzul

Große Staatsversammlung 2008
Jeden Tag werden Gerüchte laut, bald, sehr bald würden die neu gewählten Abgeordneten ihren Eid ablegen, die Parteien hätten sich geeinigt. Jeden Tag werden diese Gerüchte widerlegt.
Die MRVP-Führung hält sich merkwürdig bedeckt, aus der DP-Parteizentrale sind die unterschiedlichsten Nachrichten zu hören: „Wir werden den Eid ablegen und dann alle strittigen Fragen in der parlamentarischen Auseinandersetzung klären", „Solange der Vorsitzende der ZWK den Beschluss über alle 76 gewählten Abgeordneten nicht vorlegt, werden wir an den Sitzungen nicht teilnehmen".
DP-Vorsitzender Elbegdorj zeigt sich unzufrieden mit dem gemeinsamen Papier der beiden Arbeitsgruppen aus DP und MRVP zur Beilegung der Krise. (Einigung über notwendige Gesetzesänderungen). Außerdem fürchtet er, ZWK-Vorsitzender Battulga sei als Justizminister vorgesehen, deshalb die verzögerte Übergabe der noch strittigen Wahlkreise Bayangol und Dornod. (Hier sind nach den bisherigen Ergebnissen der aktuelle Justizminister Munkh-Urgil und der ehemalige Justizminister Odbayar, beide MRVP, gewählt worden).
Innerhalb der MRVP wird bereits über die Zusammensetzung der neuen Regierung und über die Verteilung anderer Posten spekuliert. „Wer wird neuer Vorsitzender der Staatsversammlung?" Im Gespräch sind Exaußenminister N. Enkhbold, der auch innerhalb der DP auf Zustimmung hoffen könnte und Exlandwirtschaftsminister D. Terbishdagva.
D. Lundeejantsan werden nur geringe Chancen eingeräumt.
In aller Stille hat Shadar Said M. Enkhbold seine Position weiter gestärkt: Zum neuen Stadtbezirkschef in Chingeltei wurde ein naher Verwandter Enkhbolds gewählt.
Den Durchschnittsmongolen beschäftigt zurzeit eher die Sorge um die nahe Zukunft. Der Winter ist nicht mehr weit. Für viele sind die erhöhten Preise für Heizung und Lebensmittel nicht mehr erschwinglich.
„Es ist eine Schande, wie viel Elend es in diesem Land gibt. Hungernde Menschen sind eine Tatsache und das bei einer Bevölkerungszahl von 2,6 Millionen und dem bekannten Reichtum an Bodenschätzen." Ein mongolischer Künstler, politisch und gesellschaftlich sehr engagiert, äußert sich eher pessimistisch über die Zukunft seiner Heimat.


Albert II. von Monaco und Präsident Enkhbayar. 22.08.08

Albert II. von Monaco in der Mongolei
Auf Einladung von Präsident Enkhbayar stattete Fürst Albert II. von Monaco der Mongolei am 21. und 22. August einen offiziellen Staatsbesuch ab.
Seit dem 22. Mai 2008 verbinden die Mongolei und das Fürstentum diplomatische Beziehungen.
Der erste mongolische Botschafter im Fürstentum, R. Altangerel, überreichte am 24. Juni sein Beglaubigungsschreiben.
Seit 2008 gehört die Mongolei, neben den Philipinnen, zu den EZ-Partnerländern Monacos in Asien.
Dabei konzentriert sich Monaco auf die Unterstützung von Projekten im Gesundheits- und Bildungswesen, im Natur- und Umweltschutz sowie auf die Förderung kleiner Wirtschaftsunternehmen durch die Vergabe von Kleinstkrediten im Arkhangai-Aimag.
Während des Staatsbesuches unterzeichneten Albert II. und Außenministerin Oyun ein Memorandum über die kulturelle Zusammenarbeit.


Unterzeichnung des Memorandums über Zusammenarbeit zwischen der Mongolei und Monaco. 22.08.08

Seit 2006 arbeitet eine gemeinsame mongolisch-monegassische archäologische Expedition unter der Schirmherrschaft der UNESCO und des Fürsten in Tsatsyn Ereg, 50 km von Tsetserleg, dem Zentrum des Arkhangai-Aimags und 10 km vom Ikh-Tamir-Sum entfernt. Tsatsyn Ereg ist reich an Hinterlassenschaften aus der Bronzezeit, Hirschsteine, Grabanlagen und Felszeichnungen.
Ebenfalls mit Hilfe der UNESCO und des Fürstentums Monaco wird das im Jahr 1631 unweit des heutigen Bulgan-Sums gegründete "Zaya-Gegeen-Kloster" mit seinen wichtigsten Tempeln, gewidmet den Zaya Panditas, Luvsanperenlei, Luvsannyandag, Luvsanjigmeddorj und Luvsanjigmednamjil, restauriert.
Mongolische Archäologen hatten 2007 und 2008 die Gelegenheit, ihr theoretisches und praktisches Wissen bei Studienaufenthalten in Monaco zu erweitern.
Junge monegassische Archäologen engagieren sich bei den gemeinsamen französisch-mongolischen Ausgrabungen in Gol Mod im Khairkhan-Sum.
Spektakuläre Funde dieser Grabungen waren in Ulaanbaatar, in Paris und 2004 auch in Monte Carlo zu sehen.
Seit Mitte der 80-er Jahre nehmen mongolische Zirkusartisten am Internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo teil und konnten mehrmals höchste Auszeichnungen erringen.
Im Jahre 2005 wurde Jean Claude Gondu zum Ehrenkonsul der Mongolei in Monaco ernannt.
Bei seinem ersten Besuch des Fürsten von Monaco in der Mongolei besuchte er die Ausgrabungsstätte in Tsatsyn Ereg, nahm die Ehrendoktorwürde der AdW der Mongolei entgegen und traf sich mit Präsident N. Enkhbayar, dem Vorsitzenden der Großen Staatsversammlung, D. Lundeejantsan und Ministerpräsident S. Bayar zu einem Meinungsaustausch.


Prinz Frederik und Präsident Enkhbayar im Staatsger

Kronzprinz Frederik besucht die Mongolei
Aus Anlass des 40. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Mongolei und Dänemark besuchte Kronzprinz Frederik von Dänemark auf Einladung Präsident Enkhbayars vom 20. bis zum 22. August die Mongolei.
Der Kronprinz ist Mitglied der Dänisch-Mongolischen Gesellschaft und weilte bereits 1986 und 1990 mit dänischen Dokumentarfilmern in der Mongolei.
Ziel der Filmemacher war es, die Schönheiten und Besonderheiten der mongolischen Landschaften zu zeigen. Außerdem wandelten sie auf den Spuren dänischer Bürger, die in den 20-er Jahren im heutigen Khuvsgul-Aimag siedelten.
Einer von ihnen war der dänische Forschungsreisende Haslund-Kristensen, dessen Sohn Sören in Diensten der dänischen Königsfamilie stand. "Durch ihn wurde mein Interesse an der Mongolei geweckt", so der Kronprinz im Gespräch mit Präsident Enkhbayar.
Der Vater des Kronprinzen, seinerzeit Mitarbeiter im französischen Außenministerium, sollte 1967 französischer Botschafter in der Mongolei werden. Seine Hochzeit mit der damaligen Kronprinzessin Margrethe von Dänemark verhinderte das.
Zwischen 1992 und 1997 hat Dänemark in der Mongolei im Rahmen des Programms zur Unterstützung von Transformationsländern Projekte im Wert von 26 Millionen USD verwirklicht.
Die Dänisch-Mongolische Gesellschaft engagiert sich im Bildungswesen und in der Landwirtschaft.
Im Jahr 2006 wurde im Erdenbulgan-Sum im Khuvsgul-Aimag ein Wasserkraftwerk in Betrieb genommen, für das die dänische Regierung eine Million USD zur Verfügung gestellt hat.
Außer mit Präsident Enkhbayar führte der dänische Gast Gespräche mit Ministerpräsident Bayar und mit Außenministerin Oyun.
Am 21. August nahm er die Ehrendoktorwürde der Pädagogischen Universität der Mongolei entgegen.

Zehn Polizisten festgenommen
Im Zusammenhang mit den in der Nacht vom 01. zum 02. Juli erschossenen Bürgern, hat die Staatsanwaltschaft die vorläufige Festnahme von zehn Schutzpolizisten angeordnet. Fünf von ihnen wurden am 15. August in Zaamar (Zentralaimag), wo sie zum Schutz eines Bergwerksunternehmens eingesetzt waren, festgenommen. Am 19. wurden weitere 5 Polizisten der 6. Abteilung der Schutzpolizei festgenommen. Den Haftbefehl gegen Polizeigeneral Sh. Batsukh hat die Staatsanwaltschaft inzwischen wieder zurückgezogen.
Am 20. August organisierte die NGO "Bund der Angehörigen von Polizisten" auf dem Sukhbaatarplatz eine Protestkundgebung gegen die Festnahmen. Sie forderten Staat und Regierung auf, die Rechte der in ihren Diensten stehenden Sicherheitskräfte zu verteidigen, sie vor ungerechtfertigten Anschuldigungen zu schützen. "Die Polizei ist kein Spielball der politischen Parteien", "Treibt keinen Keil zwischen Polizei und Volk!".
Der Pressesprecher im Polizeipräsidium, General T. Sainjargal, und der Chef der betroffenen Polizeieinheit (Erguul Khamgaalaltyn Gazar), General Batsukh, haben in Interviews wiederholt erklärt, der Befehl zur Eröffnung des Feuers wäre zu keiner Zeit erteilt worden.
Die Polizisten seien mit Schlagstöcken, Platzpatronen, Gummigeschossen und Gaspistolen ausgerüstet gewesen.
Justizminister Munkh-Urgil hat die Demonstranten aufgefordert, die Ruhe zu bewahren, ihren Protest nicht in Gewalt ausarten zu lassen.
Im Zusammenhang mit den Festnahmen werden folgende Fragen gestellt: "Ist ein Schießbefehl erteilt worden? Wenn ja, wer hat ihn erlassen? Wer hat überhaupt das Recht dazu?"

Preissteigerungen
In den letzten Tagen haben die mongolischen Erdölimporteure die Preise für Benzin und Diesel drastisch erhöht.
Ein Liter Diesel kostet mittlerweile umgerechnet 1,20 Euro.
Sie begründen die Preiserhöhungen mit der Entscheidung des Finanzministeriums, die Einfuhrzölle und Mehrwertsteuer nicht auszusetzen.
Die Regierung hatte im Mai entsprechende Beschlüsse gefasst, die jetzt vom Finanzminister außer Kraft gesetzt wurden.
Am 22. begannen Mitarbeiter des Amtes zur Verhinderung des unlauteren Wettbewerbs mit der Überprüfung der Erdölimportfirmen. Den Unternehmern werden Preisabsprachen vorgeworfen.
Der Ökonomieprofessor Dashzeveg wirft der Regierung eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor.
Protektionismus nütze weder den Armen noch dem Staat.
Die Steuereinnahmen aus dem Erdölhandel sollten u.a. dafür verwendet werden, das Leben der benachteiligten Gruppen zu erleichtern, z. B. die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel stabil zu halten.

Mongolen in Berlin ermordet?
Das mongolische Außenministerium hat bestätigt, die von Nachbarn am 18. August in einem Wohnheim im Berliner Stadtbezirk Lichtenberg entdeckten toten Männer waren mongolische Staatsbürger.
Über ihre Identität habe die Berliner Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen keine näheren Auskünfte erteilt.
Noch sei nicht erwiesen, ob die beiden Opfer eines Dritten wurden, oder ob einer der Männer erst den anderen und dann sich selbst getötet habe.


Ich bin eine Mongolin. 24.08.08


   

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