Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
23. bis 29. Juni 2008

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


S. Bayar nach der Stimmabgabe. 29.06.08

Beginn der Parlamentswahlen in der Mongolei
Am heutigen Sonntag, pünktlich um 07:00 Uhr, begannen in der Mongolei die Wahlen zur Großen Staatsversammlung (Ulsyn Ikh Khural). 1,5 Millionen Mongolen sind aufgerufen, ihre 76 Abgeordneten zu wählen.
Die Prognosen über den Ausgang der Wahlen reichen von einem Patt zwischen den beiden großen Parteien MRVP und DP und wenig Mandate für die kleineren Parteien bis hin zum Einzug einer nennenswerten Zahl von Abgeordneten der angeblich „Kleinen“ und der Unabhängigen.
In jedem Fall wird erneut eine schwierige Regierungsbildung erwartet.
„Lasst uns nicht als Bettler auf unserem Gold sitzen, wählen wir klug im Interesse unserer Zukunft und der unserer Kinder und Kindeskinder.“
Die Mongolen messen dieser Wahl besondere Bedeutung zu. Immerhin geht es um die zukünftige Nutzung der Bodenreichtümer im besonderen und des mongolischen Bodens im allgemeinen, sie wollen angemessen am Profit  bei der Ausbeutung mongolischer Erde beteiligt werden.
Präsident Nambaryn Enkhbayar, Parlamentsvorsitzender Danzangiin Lundeejantsan und Ministerpräsident Sanjaagiin Bayar haben ihre Stimmen zwischen 10:30 und 11:40 Uhr in verschiedenen Wahllokalen im Sukhbaatarstadtbezirk von Ulaanbaatar abgegeben.
Die Wahllokale sind bis 22:00 Uhr geöffnet.
Um 12:00 Uhr hatten bereits 32 Prozent der Landbevölkerung und 26,5 Prozent der Hauptstädter ihre Stimme abgegeben. Das waren insgesamt fast 30 Prozent, sieben Prozent mehr als zur gleichen Zeit am Wahltag 2004.
Bis 17:00 Uhr hatten in den Aimags 60,7, in der Hauptstadt 51,3, insgesamt 57,1 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben.
Bis auf Wetterkapriolen (starke Regenfälle in einigen Aimags und im Bayanzurkh-Duureg, wodurch manche Wege unpassierbar geworden sind), verlaufen die Wahlen weiterhin ohne Zwischenfälle.
Der Beschluss der Wahlkommission im Ostgobi-Aimag, die MRVP-Kandidatin D. Tuya von der Kandidatenliste zu streichen, wurde nach Prüfung der Gründe durch die Zentrale Wahlkommission (ZWK) am 29.06.08, 05:45 Uhr, für ungültig erklärt.
Der DP-Kandidat im Chingeltei-Duureg, G. Bayarsaikhan, wird vorerst nicht von der Liste gestrichen, da die Vorwürfe (Einreichen falscher Diplomzeugnisse) von der ZWK und den Fachgremien erst geprüft werden müssen.
Am späten Nachmittag des Wahltages hatte sich die DP an das Informationszentrum der Meldebehörde gewandt, in Wahllokalen der Stadtbezirke Sukhbaatar und Bayanzurkh sei eine große Anzahl von neuen Personaldokumenten aufgetaucht. Auf den Wählerlisten seien die Namen der Inhaber nicht verzeichnet. Die ZWK wurde aufgefordert, diese Verletzung der Gesetze zu ahnden.


Exministerpräsident M. Enkhbold und seine Frau wählen im Chingeltei-Duureg

MongoleiOnline wird ab Montag weiter über die Wahlen, erste Ergebnisse etc. berichten. R. B.


Wahlsonntag in der Mongolei. 29.06.08

Fernsehansprache von Präsident Enkhbayar
Am 27. Juni wandte sich Präsident Enkhbayar in einer Fernsehansprache an seine Landsleute mit der Bitte, von ihrem verfassungsmäßigen Recht auf freie, allgemeine und gleiche Wahlen am Sonntag regen Gebrauch zu machen.
Dieses Recht sei eine wichtige Errungenschaft des mongolischen Volkes. Die politischen Gegner forderte er zu einem fairen Umgang miteinander auf.

Fernsehduell Bayar-Elbegdorj
Ursprünglich war ein Studio im landesweit zu empfangenden Nationalen Mongolischen Fernsehen als Austragungsort für das Wahlduell zwischen dem Vorsitzenden der DP, Tsakhiagiin Elbegdorj und dem Vorsitzenden der MRVP, Sanjaagiin Bayar, vorgesehen.
Wegen Elbegdorjs Widerstreben übernahm schließlich der Fernsehsender TV-5 die Veranstaltung, die am 26. Juni live übertragen wurde. (Die Reichweite von TV-5 ist weit geringer).
Einig waren sich die Beobachter darüber, dass beide Kontrahenten fair und respektvoll miteinander umgingen. Eine oft beschworene Forderung in diesem Wahlkampf, dessen Ausgang für die Mongolei von weitreichender Bedeutung sein dürfte. Eine Forderung aber auch, die von Mitgliedern aller Wettbewerber zu oft missachtet wurde.
Während nach offizieller DP-Einschätzung Elbegdorj als klarer Sieger aus dem Duell hervorging: „Elbegdorjs Zeit ist gekommen", sahen neutrale Beobachter leichte Vorteile für Bayar. Er habe auf die 15 Fragen konkret und im Zeitlimit geantwortet, während Elbegdorj allgemein über Demokratie referiert habe, den DP-Wahlsieg als Tatsache hingestellt und die potenziellen Taten einer DP-Regierung hervorgehoben habe.
Zu einem echten Schlagabtausch sei es nicht gekommen, dafür seien die Fragen zu wenig provokativ gewesen, die beiden Duellanten zu sehr auf Konsens bedacht.
Die erste Frage der Journalisten betraf die gescheiterte Bergbaugesetzvereinbarung zwischen den beiden Parteichefs, die von den Abgeordneten hinweggefegt wurde. Andere Fragen betrafen die Wahlprogramme von DP und MRVP.und die Einschätzung der jeweiligen Regierungszeit.

Mongolische Botschafter überreichen Beglaubigungsschreiben
Am 24. Juni nahm Fürst Albert II. von Monaco das Beglaubigungsschreiben des Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafters der Mongolei im Herzogtum, R. Altangerel, entgegen.
Beide Staaten hatten im Mai dieses Jahres diplomatische Beziehungen aufgenommen.
Der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Mongolei in Polen, O. Dambiinyam, übergab sein Beglaubigungsschreiben an Präsident L. Kaczynski
am 27. Juni.

Sommerweide
Information aus dem Landwirtschaftsministerium: Mit Stand vom 10. Juni werden 40,2 Millionen Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Kamele geweidet. (2004: 28 Millionen).
Von 16,8 Millionen erwarteten Jungtieren werden 13,5 aufgezogen.
Die Viehverluste belaufen sich auf 1,2 Millionen Tiere, eine Million mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die meisten der verendeten Tiere sind Ziegen.
Die ergiebigen Regenfälle der letzten Tage haben zu einer Verbesserung der Weidesituation geführt. Trotzdem sind Teile des Landes (Gobi) von Trockenheit bedroht. Die Viehhalter müssen auf entfernte Weideplätze in anderen Sums bzw. Aimags ausweichen.


Khuumiisänger im Garten der deutschen Botschaft. 28.06

10. Musikfestival „Roaring Hooves"
Am 28. Juni ging das diesjährige Musikfestival "Roaring Hooves" (Dröhnende Hufe) mit dem Abschlusskonzert in der Philharmonie von Ulaanbaatar zu Ende.
Anschließend wurden die Künstler zu einem Empfang in die Deutsche Botschaft eingeladen, wofür sie sich mit einem mitreißenden Konzert bedankten.
20 Musiker aus dem Ausland, darunter Moran Katz (Klarinette) aus Israel und Ann Miller aus den USA (Violine) sowie 50 mongolische Sänger und Musiker gestalteten die diesjährige Konzertreise.
Die jungen Moran und Ann sind beide Absolventinnen der renommierten Juillard-Musikschule in New York.


Rolf Becker und Grünenpolitiker O. Bum-Yalagch mit Trabi in Ulaanbaatar. 24.06.08

Drehorgelrolf in Ulaanbaatar
„Australien ist etwas für Weicheier, die angeben wollen, die Mongolei ist das wahre Abenteuer." Und er weiß, wovon er spricht. Alle Kontinente hat er bereist und zwar nicht irgendwie, sondern mit einem Trabi, der Autolegende aus dem Osten Deutschlands.
Es war nur eine Frage der Zeit, wann das Hallesche Original, der Aktionskünstler Rolf Becker aus Halle/Saale, in der Mongolei auftauchen würde.
Bevor er 1983 anfing, mit seinem Leierkasten erst durch die DDR, später durch alle osteuropäischen Länder zu ziehen, übte er den sehr soliden Beruf eines Maschinenbauingenieurs aus. Das wurde ihm irgendwann zu langweilig.
Seit Frühjahr 1989 steht sein Name für 48-Stunden Dauerdrehorgeln im Guinnessbuch der Rekorde.
Eine Reise zu Olympischen Spielen? Für Drehorgelrolf kein Problem. Nach der Wende tauchte er mit seinem Trabi in Barcelona, Atlanta, Sydney und Athen auf.
Er beteiligte sich an der Rallye Paris-Dakar, reiste mit dem Trabi in Australien und in den USA von Küste zu Küste, auch ein Rekord, brachte James Baker zum Lachen, beschenkte Michail Gorbatschow und Jimmy Carter mit FDJ-Hemden, schläft in Fünf-Sterne-Hotels genauso gut wie im Einmannzelt.
Die Herausforderung für dieses Jahr ist die Reise zu den Olympischen Spielen nach Peking.
Am 17. Mai startete er mit seiner Beifahrerin in Magdeburg, von Rostock aus ging es weiter per Schiff bis Riga und von dort mit dem Trabi über die Wolokolamsker Chaussee nach Ulaanbaatar in der Mongolei.
Eine Drehorgel braucht Becker nicht mehr unbedingt. Er selbst ist das Ereignis.
Am Gandankloster in der mongolischen Hauptstadt vergaßen die Touristen für einen Moment Lamas und Tempel und bestaunten den Mann im Zylinder und Bratenrock in seinem seltsamen Fahrzeug.
Die größte Hürde hat D-Rolf, das digitale Zeitalter lässt grüßen, noch vor sich. Die chinesischen Grenzer verstehen wenig Spaß, ein Fahrzeug aus dem Westen und sei es noch so berühmt, lassen sie eher selten über ihre Grenzen.
Darum muss sich jetzt der Tourismusmanager und Grünenpolitiker O. Bum-Yalagch kümmern.
Nach einem kurzen Abstecher in die Heimat, wird Rolf Becker, Weltreisender und Kapitalist, so seine selbst gewählte Berufsbezeichnung, in drei Wochen erneut in die Mongolei einreisen, diesmal komfortabel im Flieger. Dann startet die Aktion Olympia in Peking.
Wünschen wir ihm Glück.


B. Enkhbat am 20.04.07 auf dem Sukhabaatarplatz

Höchststrafe für B. Enkhbat
Am 25. Juni fand vor dem Stadtbezirksgericht Bayanzurkh der mehrmals verschobene Prozess gegen B. Enkhbat, Vorsitzender der nationalistischen Gruppe „Khukh Mongol" (Blaue Mongolei), statt
Vor zehn Monaten hatte „Khon-Khereed" B. Enkhbat den Freund seiner Tochter erschossen.
Ersten Aussagen von Vater und Tochter zufolge habe das Mädchen den Schuss aus Versehen ausgelöst, später erklärte Enkhbat, er habe geschossen, jedoch nicht in der Absicht, den 24-Jährigen zu töten. (Alle drei waren gemeinsam im PKW weggefahren, nachdem der Angeklagte sich geweigert hatte, den Freund seiner Tochter zu Hause zu empfangen).
Das Gericht kam zu dem Schluss, Enkhbat habe in voller Absicht gehandelt, die kriminaltechnischen Untersuchungen hätten die Unhaltbarkeit der zunächst gemachten Aussagen ergeben, so die Richter, die die Todesstrafe verhängten. Der Angeklagte sei mit dem Freund seiner Tochter nicht einverstanden gewesen: „Ich dulde nicht, dass meine Tochter mit einem Chinesen geht." (Ganbat studierte Medizin in Khukh Khot, der Hauptstadt der Inneren Mongolei).
Im Gerichtsaal bat der Verurteilte den Vater des Opfers, der dem Prozess beiwohnte, um Verzeihung.
Nach der Urteilsverkündung wandte sich Enkhbat an seine weinende Frau mit den Worten: „Sorge Dich nicht, ich werde rehabilitiert werden." Zuvor hatte er verkündet, er sei bereit, jedes Urteil zu akzeptieren, Widerspruch werde er nicht einlegen.
Seine Frau widersprach dem. „Mit der Höchststrafe haben wir nicht gerechnet. Mein Mann hat den jungen Mann nicht absichtlich getötet. Wir werden Berufung gegen das Urteil einlegen."

Schwere Unwetter in Teilen der Mongolei
Am 26. Juni gingen über den Stadtbezirken Sukhbaatar, Songinokhairkhan und Khan-Uul schwere Regenfälle nieder. 45 Gers wurden weggespült, die Bewohner bereits umgesiedelt.
Auch die Aimags Sukhbaatar, Selenge und Khovd wurden von Unwettern mit starken Windböen heimgesucht. Im Khovd-Aimag verunglückte ein 13-jähriger Reiter tödlich, im Sukhbaatar-Aimag starben ein Mann und eine Frau, ein junger Mann wird noch vermisst.


Wahltag, Familientag, Feiertag. 29.06.08


   

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