Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
2. bis 8. Februar 2009

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


In Nalaikh. Außenstadtbezirk von Ulaanbaatar

Sondersitzung der Großen Staatsversammlung
Auf der für den 12. Februar einberufenen außerordentlichen Sitzung der Großen Staatsversammlung wird Ministerpräsident Bayar den Entwurf für das Investitionsabkommen zu „Oyutolgoi" zur Abstimmung vorlegen.
Mit einer schnellen Entscheidung der Abgeordneten wird nicht gerechnet, trotzdem hoffen Beobachter auf ein positives Signal an die mongolische Bevölkerung noch vor Tsagaan Sar.
Der Ministerpräsident hatte die Vertragsentwürfe zu den „beiden Tolgoi" am frühen Abend des 06. Februar an den Vorsitzenden der Staatsversammlung, D. Demberel, übergeben.
Nach Aussagen von Energieminister D. Zorigt wird Tavantolgoi allerdings erst in den Frühjahrssitzungen diskutiert werden.

Ministerpräsident Bayar aus Korea zurück
Ministerpräsident S. Bayar, der sich am 31. Januar nach einem Sturz vom Pferd am Rücken verletzt hatte und zur weiteren Diagnose und Behandlung am 04. Februar nach Seoul gereist war, kehrte am 06. Februar nach Ulaanbaatar zurück.
Die Untersuchungen hätten keine schwerwiegenden Verletzungen ergeben, er trage einen starken Stützverband und könne seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen, äußerte er unmittelbar nach seiner Ankunft auf dem Flughafen „Chinggis-Khaan".
Die mongolischen Ärzte hatten eine mehrwöchige Bettruhe verordnet.

Hohe Wahlbeteiligung bei Präsidentschaftswahlen erwartet
Befragungen von 1 000 Einwohnern in vier Aimags und in Ulaanbaatar im November und Dezember 2008 ergaben eine mutmaßliche Beteiligung an den Präsidentschaftswahlen von 84 Prozent.
In Auftrag gegeben hatte die Untersuchungen die Asienstiftung, die von der Botschaft Großbritanniens in der Mongolei unterstützt wurde. Es folgen Seminare u.a. zum besseren Verständnis des Wahlsystems, zu Aufstellung und Überprüfung der Wählerlisten.

DP kritisiert Urteile im Fall Erdene
Auf einer Pressekonferenz der DP-Führung am 03. Februar nutzte Parteivorsitzender N. Altankhuyag die Gelegenheit zum Appell an seine Landsleute, anstelle des Dollars den Tugrug zu nutzen, alle Formen der einheimischen Produktion zu fördern und Tsagaan Sar ohne Angeberei zu feiern.
Hauptthema der Pressekonferenz waren die Urteile im Prozess gegen S. Erdene und seine Mitstreiter. (Sechs und fünf Jahre Haft, hohe Geldstrafen).
Altankhuyag erklärte, der Fall sei nicht nur der eines Einzelnen, sondern eine Frage, wie das Gericht versuchte, die ganze DP als beteiligt an Wahlfälschungen zu verleumden.
Fraktionschef Ch. Saikhanbileg betonte, es gäbe keine widerstreitenden Meinungen über den Fall innerhalb der Partei.
Eine Arbeitsgruppe sei dabei, alle Dokumente des Prozesses zu studieren, um herauszufinden, ob der Prozess fair und rechtmäßig verlaufen sei. Menschen, die drei Tage ohne Schlaf durchgearbeitet hätten, könnten Fehler unterlaufen, die keinesfalls derartig drakonische Strafen rechtfertigten. (Die Auszählung der Stimmen musste laut Wahlgesetz ohne Unterbrechung zu Ende geführt werden).
Saikhanbileg wiederholte die Forderung der DP, 218 der im Zusammenhang mit den Ausschreitungen vom 01. Juli Verurteilten (Ersttäter, Minderjährige und Frauen) zu amnestieren. Der entsprechende Vorschlag sei der Regierung unterbreitet worden. Der Gesetzesentwurf werde in den Frühjahrssitzungen zur Diskussion gestellt.

Neue Führung für Hauptstadt-MRVP
Im Zusammenhang mit den Änderungen am Gesetz über den Staatsdienst muss die MRVP auf allen Ebenen einschneidende personelle Veränderungen in die Wege leiten.
Allein in Ulaanbaatar betrifft das 40 000 Mitglieder, die entweder aus dem Staatsdienst ausscheiden oder auf ihre Mitgliedschaft in der Partei verzichten müssen.
Am 09. Februar tritt die MRVP in Ulaanbaatar zu ihrer 31. Parteikonferenz zusammen, um die neue Führung zu wählen. 311 Delegierte wählen die 13 Mitglieder.
Bis jetzt ist unklar, ob der bisherige Ulaanbaatar-Parteichef, T. Bilegt, wiedergewählt wird.


Sonntagsarbeit in Nalaikh.08.02.09

Winterweide 2008/2009
2008/09 haben 193 300 Viehhalterhaushalte in den 22 Aimags und in Ulaanbaatar mit 42,5 Millionen Pferden, Kamelen, Rindern, Schafen und Ziegen ihre Winterlager bezogen.
Bis zum 25. Januar sind in Khovd 15 200, in Bayan-Ulgii 11 300, in Khuvsgul 9 300, in Gobi-Altai 7 100, in Bayankhongor 6 000, in Uvs 4 900, in Zavkhan 3 900, in Khentii 1 500 Tiere verendet.
Wegen der schwierigen Winterweidebedingungen in den Aimags Bayan-Ulgii, Zavkhan, Khovd, Uvs und Khuvsgul hat die Regierung beschlossen, dass die Aimagreserven an Heu und anderem Viehfutter bis zum 01. Mai für die Hälfte des Preises verkauft werden. Die Preisdifferenz trägt der Staat.
Besonders schwierig gestaltet sich die Winterweidung in Dornod.
In den Sums Gurvanzagal, Chuluunkhoroot und Dashbalbar bedeckt eine 25 bis 45 cm hohe Schneedecke die Weideflächen. 20 Tonnen Viehfutter und 100 Tonnen Heu aus der Aimagreserve werden nach dem entsprechenden Regierungsbeschluss ebenfalls zum halben Preis an die Viehhalter abgegeben.
Im Schneesturm, der vom 20. bis 22. Januar über dem Aimag tobte, verirrten sich 13 000 Tiere.
Das Vieh und die Gergehöfte von 70 Prozent der Viehhalter der genannten Sums sind vom Schnee eingeschlossen, der Weidegang ist unmöglich geworden.
Das Wetteramt warnt vor weiteren Wetterunbilden im Februar. Starke Schneefälle und hohe Minustemperaturen in den Nächten würden zur Gefahr vor allem für die Jungtiere.


Nalaikh. Ehemaliges Kohleabbauzentrum der Mongolei

Gewerkschaft droht mit Generalstreik
In den vergangenen sechs Monaten sind die Energiepreise um 17 bis 39 Prozent gestiegen.
Ab 01. März planten die Energielieferanten eine neuerliche Preiserhöhung, die die ohnehin angespannte wirtschaftliche Situation des mongolischen Durchschnittshaushalts weiter erschweren würde.
Auf einer Pressekonferenz des mongolischen Gewerkschaftsverbandes am 05. Februar forderte dessen Präsident S. Ganbaatar die Regierung auf, diese Pläne zu stoppen, da die Gründe seitens der Energieunternehmen nur vorgeschoben seien. (Niedrigere Neubewertung des Immobilienbesitzes im Energiesektor, höhere Zinsen, Schulden der Betriebe, Organisationen und Privathaushalte für gelieferten Strom in Höhe von 26,9 Milliarden Tugrug).
Laut Verfassung der Mongolei habe der Staat regulierend auf die Wirtschaft einzuwirken.
Es könne nicht sein, dass Betriebe in Staatseigentum dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Bürger weiter zu verschlechtern.
Im Falle höherer Kosten für Heizung und Strom müssten viele kleinere und mittlere Unternehmen ihren Betrieb einstellen, viele Tausend Arbeitsplätze gingen verloren.
Sollten die Energiepreise trotzdem steigen, werden die Gewerkschaften einen landesweiten Streik ausrufen und Protestdemonstrationen organisieren.
Eine zweite Forderung der Gewerkschaften betrifft die Situation mongolischer Arbeitskräfte im Ausland. Im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise würden zuerst die ausländischen Arbeitskräfte entlassen. Bisher seien davon über 1 000 Mongolen betroffen.
Am 30. Januar hätten in nur einem Werk in Tschechien 120 Mongolen ihre Kündigung erhalten, Vertragsarbeiter in Südkorea verrichteten mittlerweile Tagelöhnerarbeiten.
Der Gewerkschaftsverband habe an die Botschaften in Japan, Südkorea, den USA, Großbritannien und Deutschland die Bitte gerichtet, Untersuchungen über die konkrete Situation der mongolischen Arbeitskräfte (Arbeitsplatzbedingungen, Löhne, Sozialversicherung) anzustellen. Bisher hätten nur zwei reagiert.
Zum Abschluss forderten die Gewerkschaftsvertreter die Regierung auf, dafür Sorge zu tragen, dass die mongolischen Staatsbürger im Ausland, die über keine ausreichenden Mittel verfügten, in die Heimat zurückkehren könnten.

Viehhalter gegen KHAAN-Bank
Die Landwirtschaftsbank (KHAAN-Bank), die in allen Aimags Filialen unterhält, ist in die Kritik geraten.
Grund sind Rückzahlungsforderungen an die Viehhalter, die sich jedoch außer Stande sehen, diesen Forderungen nach zu kommen.
Die Viehhalter wehren sich gegen die Inzahlungnahme ihrer Herden für die ausstehenden Kredite, genauer gesagt, gegen die lächerlich niedrig veranlagten Werte für die Tiere. Danach wäre ein Schaf 3 000 bis 5 000 Tugrug wert. (Ein Kilo Hammelfleisch kostet auf dem Markt 3 500 Tugrug).
Ihren Ausgang nahmen die Proteste im Duut-Sum des Khovd-Aimags. 480 Viehhalter, die Darlehen zwischen 15 Millionen und 500 000 Tugrug aufgenommen hatten, könnten diese nicht zurückzahlen, selbst wenn sie alle ihre Tiere an die Bank verkauften.
Mittlerweile wollen sich Viehhalter aus Gobi-Altai, Bayankhongor, Zavkhan und Uvs der Bewegung anschließen. Sie planen Agitationsmaßnahmen gegen die Bank und ihre Politik.
Ein Teil der Kredite soll für Alkohol, Glücksspiele u.ä. ausgegeben worden sein. Ob „hinter dem Rücken" der Viehhalter, vermag bisher niemand zu sagen. Aber auch die Gründung z. B. von Ackerbaubetrieben in einer Gegend mit extrem kargen Böden oder von unwirtschaftlichen Kleinbetrieben habe zur „Vernichtung" der Gelder beigetragen.
Die Preise für Produkte aus der Viehwirtschaft sind in den letzten Monaten stetig gefallen. Ein Kilo Rohkaschmir bringt offiziell nicht mehr als 12 000 Tugrug.
Mit Stand vom 15. Januar hat die Khaanbank die Rückzahlungsfristen für 2 400 Viehhalter verlängert.
Nun fordern nicht nur Ökonomen, die mongolischen Viehherden korrekt zu bewerten, damit sich diese Zahlungsverlängerung nicht als Bumerang für die Viehhalter erweist.
42,2 Millionen Tiere sollen praktisch bereits der Khaanbank gehören. Nachfragen bei der Bank blieben unbeantwortet.

Zahl der Mädchen in Ausnüchterungshaft steigt
Allein am 04. Februar wurden in Ulaanbaatar 22 Frauen, am 05. weitere acht in die Ausnüchterungszellen eingeliefert. Zehn von ihnen waren zwischen 18 und 22 Jahre alt.
Die Einlieferung in die Ausnüchterungszellen diene auch dem Schutz der Frauen vor Verbrechen oder Unfällen, so die zuständigen Polizeidienststellen.

Sukhbaatar-Ausstellung eröffnet
Am 02. Februar wurde anlässlich des 116. Geburtstages von Damdiny Sukhbaatar, einem der Revolutionsführer von 1921, in der II. Oberschule von Ulaanbaatar eine Fotoausstellung eröffnet.
Die Schule, die seit 43 Jahren den Namen Sukhbaatars trägt, begeht den Geburtstag ihres Namengebers in jedem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen.
In diesem Jahr werden neben seltenen Fotos auch neu entdeckte Ausstellungsstücke gezeigt.
Sukhbaatar war am 02. Februar 1893 als dritter Sohn
des aus dem damaligen Tsetsen-Khan-Aimag stammenden Damdin in Elbeg Amgalant in Ikh Khuree oder Niislel Khuree (Name der mongolischen Hauptstadt bis 1924) geboren worden.
Er starb am 20. Februar 1923 in Niislel Khuree an den Folgen einer Lungenentzündung.

Die kürzesten Namen sind Az und Od
Das Informationszentrum des Einwohnermeldeamtes stellte einige interessante Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vor.
Demnach leben in der Mongolei 2 134 000 Khalkh, 140 000 Kasachen, 70 252 Durvud (Durbeten), 53 246 Bayad, 44 211 Buriad (Burjaten), 34 680 Dariganga, 31 196 Zakhchin, 24 111 Uriankhai, 20 000 Darkhad, 11 277 Uuld (Ööld, Oleten), 12 950 Torguud, 8 440 Khotgoid und 8 222 Myangad.
Der häufigste Name im Land ist Bat-Erdene: 13 473, meistens Männer, hören auf diesen Namen, danach folgen Otgonbayar (11 083) und Altantsetseg (10 967).
Nur eine Bürgerin der Mongolei und wahrscheinlich in der ganzen Welt heißt Odontuyarakhgerel.
Den längsten Namen trägt Luvsandenzenpiljinjigmed.
Zu den merkwürdigsten Namen gehören Magazin (Laden) und Yamaa (Ziege).
Die ältesten zwei Bürgerinnen der Mongolei sind 107 Jahre alt.

Preise
Seit Ende des vergangenen Jahres sind die Lebensmittelpreise leicht gesunken.
Ein Kilo Tomaten kostete 4 000, jetzt 2 500, ein Kilo grüne Gurken 3 000, jetzt 2 000 Tugrug. Ein Kilo Mehl kostete zwischenzeitlich 1 500, jetzt 1 100 Tugrug.
Die Preise für Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren blieben nahezu unverändert.
Der Preis für einen Liter Benzin beträgt im Durchschnitt 1 200 Tugrug. Im Dezember waren es noch 1 800.


Schöne Mongolei

Wetter
Seit Ende Januar bewegen sich die Temperaturen in Ulaanbaatar und Umgebung zwischen minus 20 Grad in der Nacht und minus 5, 6 Grad am Tag. Alle Fahrbahnen und Gehwege sind schnee- und eisfrei.

Tsagaan Sar 2009
An den Wettkämpfen im mongolischen traditionellen Ringen anlässlich Tsagaan Sar (weißer Mond oder Monat – mongolisches Mondneujahrsfest) nehmen in diesem Jahr 256 Titelträger des Landes, der Aimags und der Streitkräfte teil.
Der Sieger wird an einem Tag ermittelt. Die Wettkämpfe beginnen um 14.00 Uhr am 24. Februar (Bituun-Silvester) im Ringerpalast.
Die Ausscheidungskämpfe, an denen auch Ringer ohne Titel und Sumtitelträger teilnehmen, beginnen bereits am 21. Februar.


   

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