Neues aus der Mongolei
24. Dezember 2012 bis 13. Januar 2013

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


Am südlichen Tamir

Tag der Verfassung
Anlässlich des 21. Jahrestages der Annahme der ersten demokratischen Verfassung der Mongolei legten am 13. Januar der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung Z. Enkhbold, der Vizevorsitzende N. Enkhbold, Ministerpräsident N. Altankhuyag, Mitglieder der Staatsversammlung, Mitglieder der ehemaligen Volksversammlung und Vertreter von Bürgerversammlungen Blumenkränze am Chinggis-Khaan-Denkmal auf dem Sukhbaatarplatz nieder.


Exportverbot für Jagdfalken

Aus der Regierungssitzung
Auf der Agenda der Kabinettsitzung am 12. Januar standen 20 Themen bzw. Beschlussfassungen, darunter die Errichtung eines erdölverarbeitenden Betriebes in Darkhan, die Errichtung eines Zentralmuseums zur Aufbewahrung und Präsentation von Dinosaurierknochen und –skeletten, ein 5-jähriges Exportverbot für Jagdfalken, Hilfen für die vom Zud bedrohten Viehhalter sowie die Auszeichnung der besten Viehhalter und Farmer.
Das Werk in Darkhan soll 2015 in Betrieb gehen und werde mit japanischer Hilfe errichtet. Das Dinosauriermuseum werde im ehemaligen Leninmuseum auf dem Unabhängigkeitsplatz eine Heimat finden und die entsprechenden Funde, von denen gegenwärtig 150 im Naturkundemuseum, 90 in europäischen und 26 in asiatischen Ausstellungen zu sehen sind sowie 200 im Paläontologischen Zentrum der AdW aufbewahrt werden, zusammenführen.
Die Ministerin für Kultur, Sport und Tourismus, Ts. Oyungerel, hat ihre Erklärung dazu vom 13. auf den 14.01. verschoben.
Im Zuge der globalen Klimaveränderungen hätten sich die Lebensbedingungen der mongolischen Nomaden weiter verschlechtert. Dem Einhalt zu gebieten, hat die Regierung beschlossen, die Bildung von Viehhaltergenossenschaften zu fördern.
Gegenwärtig hüteten landesweit 310 000 Viehhalter etwa 40 Millionen Tiere (tavan khoshuu mal – Pferde, Rinder, Kamele, Ziegen, Schafe).
Sie trügen 15 % zum BIP bei und leisteten einen wertvollen Beitrag für die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln.
Die Minister für Industrie und Landwirtschaft sowie Arbeit Kh. Battulga und Ya. Sanjmyatav wurden beauftragt, noch im ersten Quartal dieses Jahres einen Masterplan zu erarbeiten. Das bisherige Genossenschaftswesen sei veraltet und diene nicht den Interessen der Landbevölkerung.
Außerdem beschlossen die Regierungsmitglieder die Ablösung des stellvertretenden Leiters des Nachrichtendienstes Ch. Chuluunbaatar sowie die Ablösung des Chefs des Komitees für Staatliches Eigentum Ts. Nanzaddorj.

Auszeichnung für Beste Viehhalter, Beste Farmer, Beste Landwirtschaftsunternehmen
Wie in jedem Jahr vor Tsagaan Sar (mongolisches Mondneujahrsfest) werden auch in diesem Jahr wieder die erfolgreichsten Viehhalter und Pflanzenbauer ausgezeichnet. Über 200 Viehhalter, Bauern und Mitarbeiter von Landwirtschaftsbetrieben werden am 24. und 25. Januar in Ulaanbaatar ihre Urkunden und Prämien in Empfang nehmen.


Kleine Arbeiter

Kinderbetreuungsgeld auf dem Prüfstand
Die Innovationsregierung hat in ihrem Aktionsprogramm 2012 – 2016 beschlossen, Müttern, die ihre Kinder bis zum 2. Lebensjahr zu Hause betreuen, monatlich 140 000 Tugrug zu zahlen.
Aus dem Ministerium für Bevölkerungsentwicklung und Soziale Sicherheit verlautete dazu, der Beschluss bedürfe der Gesetzesform, im Ministerium hätten die Vorbereitungen auf die Umsetzung des Beschlusses begonnen.

74. Mitglied der Großen Staatsversammlung vereidigt
Auf der letzten Sitzung der Großen Staatsversammlung im Jahr 2012, am 28. Dezember, hat der Menschenrechtler Ts. Oyunbaatar („Gerechtigkeit") als 74. Mitglied den Eid abgelegt.
Damit ist die Fraktion des Wahlbündnisses „Gerechtigkeit" aus MRVP und MNDP mit ihren elf Mitgliedern komplett.
Die Vereidigung hatte sich verzögert, weil für den Vorsitzenden der MRVP und Vorsitzenden des Wahlbündnisses N. Enkhbayar und/oder dessen Sohn Sitze freigehalten werden sollten.
N. Enkhbayar verbüßt zurzeit eine 2,6-jährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauch, sein Sohn, E. Batshugar, war von den Kandidatenlisten gestrichen worden, da er seinen Wehrdienst nicht abgeleistet hatte.
Oyunbaatar erklärte, er werde eng mit den „Demonstranten" unter den Abgeordneten, S. Ganbaatar (Unabhängiger), J. Satzanfang (DP) und G. Uyanga („Gerechtigkeit") zusammenarbeiten.
Nun sind noch zwei Sitze vakant. Im WK 10 (Uvurkhangai-Aimag) wetteifern zwei MVP-Abgeordnete um das restliche Mandat, im WK 26 (Songinokhairkhan) bewerben sich je ein Kandidat der DP und der MVP um das noch ausstehende Mandat. Ein Termin für die Nachwahlen steht noch nicht fest.

Neuer Campus entsteht in Baganuur
Nach einem Regierungsbeschluss aus dem Jahr 2011 sollte der neue Campus im Shiveet-Tal bei Nalaikh errichtet werden. Diesen Beschluss kippte die aktuelle Regierung, der Campus entsteht nun im Baganuur-Duureg. Die zur Verfügung gestellte Fläche erhöhte sich von 10 000 Hektar auf 20 000, die Ausschreibungen, bei denen besonderer Wert auch auf Umweltverträglichkeit und Naturschutz gelegt wurde, gewannen Firmen aus den USA, China, Korea und aus der Mongolei.

Mongolisch-japanisches Abkommen zum Umweltschutz
Am 08. Januar haben der japanische Botschafter Takenori Shimizu und Umweltministerin S. Oyun in Ulaanbaatar ein Memorandum über die Zusammenarbeit bei der Verringerung der Karbonemmission unterzeichnet.
Beide Seiten betonten, das Vorhaben sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen Reduzierung der Luftverschmutzung in Ulaanbaatar.

Preissteigerungen vor Tsagaan Sar
Wenige Wochen vor dem wichtigsten Familienfest der Mongolen – Tsagaan Sar, weißer Mond oder Monat – klettern und klettern die Preise vor allem für Rindfleisch und Hammelrücken.
Ein Kilogramm Rindfleisch kostet mittlerweile 9 500 Tugrug, ein Hammelrücken zwischen 180 und 400 000 Tugrug. Ähnliches gilt für andere Lebensmittel, für Getränke, Stoffe und Fertigdeels (Nationalgewand der Mongolen), für Süßigkeiten, Tee, Milch, Sahne, mongolische Butter.
Allein für die Zubereitung der Speisen und Getränke muss ein Haushalt zwischen 500 und 800 000 Tugrug ausgeben, „sollen sich die Festtagstische unter der Fülle der Speisen, Getränke und Süßigkeiten biegen", Geschenke sind da noch nicht eingerechnet. Der Wettbewerb um das üppigste Fest, die wertvollsten Geschenke tut ein Übriges.
Viele Familien nehmen vor dem Fest Kredite auf, deren Rückzahlung sich später schwierig gestaltet.
Die Regierung will möglichst keine Bargeldgeschenke mehr verteilen, trotzdem wurden an Rentner und Menschen mit Behinderungen noch vor den Feiertagen je 340 000 Tugrug ausgezahlt, um auch ihnen ein traditionelles Tsagaan-Sar-Feiern zu erleichtern.
Bei der Eröffnung der traditionellen Tsagaan-Sar-Produktausstellung äußerte Ministerpräsident Altankhuyag die Hoffnung, die Mongolen mögen für das Fest möglichst nur mongolische Produkte verwenden.
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„Bester Jungpolitiker 2012"
Am 04. Januar kürte der Mongolische Jugendverband das Parlamentsmitglied und Justizminister Kh. Temuujin zum „Jungpolitiker 2012".
Zum ersten Mal hatte der Jugendverband das Festival „Next Top" 1992 organisiert und den besten jungen Politiker sowie den besten jungen Unternehmer gekürt.
Zum besten Jungunternehmer 2012 wurde der Direktor der „Newcom"-Gruppe B. Byambasaikhan gewählt.

Straßenbau zwischen Ulaanbaatar und sechs Aimags
Auf der Sitzung der Großen Staatsversammlung am 04. Januar informierte Ministerpräsident N. Altankhuyag über die Straßenbaupläne ab dem Frühjahr 2013.
Danach sollen u. a. die Aimags Khuvsgul, Dornod, Dornogov‘ und Bayankhongor durch Autobahnen mit Ulaanbaatar verbunden werden. Dafür würden 300 Millionen USD bereitgestellt.
Ein weiteres wichtiges Anliegen der Regierung sei die Reduzierung der Quadratmeterpreise für Wohnungen, auch durch günstigere Zinsforderungen für Wohnungskaufkredite.


Entbindungsklinik in Ulaanbaatar

Gesundheitsministerin begrüßt erste Babys im Jahr 2013
Gesundheitsministerin N. Udval, ihr Stellvertreter J. Amarsana sowie der Staatssekretär im Gesundheitsministerium J. Khatanbaatar begrüßten in den Geburtskliniken Nr. 1, 3 und 2 die neuen Erdenbürger und überreichten Geschenke und Blumen.
Insgesamt kamen in der Nacht zum 01. Januar 2013 in der Geburtsklinik Nr. 1 acht, in der Klinik Nr. 2 18 und in der Klinik Nr. 3 ebenfalls 18, im Mutter- und Kind-zentrum 20 Babys zur Welt. Alle Mütter und Kinder seien wohlauf.

Sportler/in des Jahres
Wie erwartet, ist der Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen von London, der Judoka Nandingiin Tuvshinbayar, zum „Sportler des Jahres 2012" gewählt worden.
Tuvshinbayar war der erste mongolische Sportler überhaupt, der nicht nur eine Goldmedaille für sein Land gewinnen konnte (Peking 2008), sondern bei zwei Olympischen Spielen auf das Siegerpodest gerufen wurde.
73 Sportler und Sportlerinnen standen auf der Liste (eine getrennte Wertung für Sportler und Sportlerinnen gibt es nicht).
Tuvshinbayar siegte mit 712 Punkten vor den Boxern Nyambayaryn Tugstsogt mit 643 und Uranchimegiin Munkh-Erdene mit 543 Punkten.
Als bester Trainer wurde der Boxtrainer Dashzevegiin Ganzorig (102 Punkte), als beste Mannschaft die Männerbasketballmannschaft ausgezeichnet.
Die Auszeichnungen überreichte Staatspräsident Präsident Ts. Elbegdorj, er freute sich darüber, dass die Mongolen bei den Londoner spielen das beste Ergebnis einer mongolischen Olympiamannschaft erzielt hätten, nun gälte es, dieses Ergebnis in Brasilien 2016 mindestens zu wiederholen.

Von Coco zu Chanel
Am 16. Januar, ab 18.20 Uhr, präsentiert der Kinoklub im Mongolisch-Französischen Kulturzentrum von Ulaanbaatar den Film « Coco avant Chanel » von Anne Fontaine.


Jahr der Schlange 2013

1 2013 - Jahr der Wasserschlange in der Mongolei
Am 11. Februar 2013 feiern die Mongolen den Beginn des neuen Mondjahres. Das Jahr des männlichen schwarzen (Wasser) Drachens wird vom Jahr der weiblichen schwarzen (Wasser) Schlange abgelöst. Bituun oder Silvester fiele dann auf den 10. Februar


Tsagaan Sar

Schlangenjahre: 1929, 1941,1953, 1965, 1977, 1989, 2001, 20013
„Tsagaan Sar" – Weißer Monat oder Mond – heißt das mongolische Mondneujahrsfest nach dem zentralasiatischen Tierkreiskalender.
Jedes Jahr ist durch zwei zyklische Zeichen gekennzeichnet, von denen jeweils das erste den zehn Himmelsstämmen, das zweite den 12 Erdästen entnommen ist.
Die 12 Erdäste benennen die 12 Monate des Jahres, die 12 Doppelstunden des Tages und entsprechen den 12 zyklischen Tieren. Die Zeichen der Himmelsstämme schließen erstens eines der fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Eisen, Wasser), zweitens eine der fünf Farben (blau, rot, gelb, weiß, schwarz) und drittens Begriffe des „Starken", „Männlichen", „Dunklen" und des „Weiblichen", „Schwachen", „Hellen" ein.
Das vierte Jahr des 62. Zyklus (1027) entspricht dem ersten Jahr des ersten 60-er Zyklus der tibetischen und mongolischen Zeitrechnung nach dem Tierkreiskalender.
Ein 60-er Zyklus beginnt immer mit „männlich, blau, Holz, Maus". Metall oder Eisen wird dabei in der Mongolei mit der Farbe Weiß assoziiert.
Der Ansturm auf die Geschäfte, besonders für Lebensmittel, übertrifft noch den Einkaufstrubel im Dezember. Seit Wochen lagern die in Heimarbeit zubereiteten „Buuze" (mit Fleisch gefüllte Teigtäschchen) auf dem Balkon oder an sonst einem kalten Ort – bis zu 1 000 Stück werden in manchen Familien zubereitet.
Hinzu kommen spezielles Neujahrsgebäck (Ul Boov), Fleisch, am liebsten „Uuts" (Hammelrücken) oder „Uvjuu" (Rinderbrust), die „Götterspeise" – leicht gesalzener Milchreis mit Rosinen, getrocknete und leicht säuerliche Käsestückchen (Aaruul), Airag (gegorene Stutenmilch), suutei tsai (Milchtee), Arkhi (mongolischer Wodka), jede Menge „moderne" Süßigkeiten und Getränke vom Whiskey bis hin zu Weinbrand, Likören, Wein und Sekt.
Doch längst nicht alle mongolischen Familien sind in der Lage, Tsagaan Sar so üppig zu feiern.
Gerechnet auf die etwa 714 000 Haushalte in der Mongolei werden durchschnittlich zwar 400 000 bis 800 000 Tugrug für das Neujahrsfest ausgegeben, für Essen, Trinken, Geschenke und neue Kleider.
Mehr als 200 000 der Haushalte sind jedoch so arm, sie können sich kaum mehr als das tägliche Brot leisten.
Vielleicht helfen ihnen ja die Gebete in den Klöstern: Überall wird für eine erfolgreiche Jungviehaufzucht, reiche Ernte, günstige Witterungsbedingungen und Wohlergehen für alle Mongolen gebetet.
Der Präsident empfängt Abgeordnete und Regierungsvertreter, die Oberlamas der Klöster, verdiente Bürger werden ausgezeichnet.
Nach dem Naadamringen und den Sumokämpfen sind die Tsagaan-Sar-Ringerwettkämpfe im Ringerpalast von Ulaanbaatar die wichtigsten im Sportkalender der Mongolei.
Vor dem Mondneujahrsfest erscheinen zahlreiche Kalender, Sonderzeitungen und andere Publikationen mit genauen Angaben zu jedem Tierkreiszeichen, hilfreichen Gebeten, Glücks- und Unglückstagen und entsprechenden Handlungsanweisungen.


Vor dem großen Fest


   

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