Neues aus der Mongolei
17. bis 23. Juni 2013

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


Blick zum Bogd-Uul-Gebirge

Präsidentschaftswahl 2013
110 000 Unterstützer haben sich zur offiziellen Abschlusskundgebung des Amtsinhabers und Kandidaten der DP Ts. Elbegdorj am 23. Juni ab 11:40 Uhr auf dem Sukhbaatarplatz versammelt.
Ministerpräsident N. Altankhuyag hielt die Abschlussrede, Werbungsreden für ihren gemeinsamen Kandidaten hielten auch die Vorsitzende der Zivilcourage Grüne Partei S. Oyun sowie der Vorsitzende der Nationalen Demokratischen Partei M. Enkhsaikhan, der Schriftsteller P. Badarch, der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar E. Bat-Uul u. a.
Sie alle luden die Bürger ein, die richtige Entscheidung zu treffen und ihre Stimmen am 26. Juni Elbegdorj zu geben.
Unterdessen kritisiert der Wahlstab der MVP, Elbegdorjs Wahlkampfteam hätte unlautere Wettbewerbsmethoden angewandt, den MVP-Kandidaten verleumdet, Geldgeschenke verteilt, Karrieresprünge versprochen.
Der Vorsitzende der Grünen Partei Bum Yalagch – die Grünen unterstützen den MVP-Kandidaten B. Bat-Erdene - wunderte sich, dass ausgerechnet in der heißen Phase des Wahlkampfes angebliche oder tatsächliche illegale Konten, geheime Safes, Spielschulden u.ä. des politischen Gegners der Öffentlichkeit präsentiert worden seien. Diese Tatbestände seien bereits vor Monaten bekannt gewesen und offenbar bis zum Wahlkampf „aufgehoben" worden.
Ähnliche Verfehlungen von Abgeordneten, Regierungsmitgliedern oder der DP nahe stehenden Persönlichkeiten würden hingegen heruntergespielt.

Auslandsmongolen haben gewählt
Laut Zentraler Wahlkommission haben von den 6.233 registrierten Wahlberechtigten an 39 Orten weltweit 4.248 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht.
Die Stimmenauszählung erfolgt gemeinsam mit denen am 26. Juni in der Mongolei abgegebenen Stimmen.

Keine Kupferexporte aus der Oyutolgoimine
Ch. Otgochuluu, im Bergbauministerium verantwortlich für Planung und Strategie, widersprach der Aussage des Rio Tinto-Managements, die Verzögerungen bezüglich des Exports von Kupferkonzentrat aus der Oyutolgoimine verzögere sich auf Wunsch der mongolischen Regierung.
Es gäbe Unstimmigkeiten hinsichtlich der Finanzierung der zweiten Phase innerhalb des Unternehmensvorstandes.
Die mongolische Seite sei nicht hinreichend über die Gründe für die gestiegene Investitionssumme informiert worden.
Einen Termin für den Exportbeginn gäbe es noch nicht.
Experten gehen davon aus, dass die Mongolei entweder eine höhere Beteiligung und höhere Lizenzabgaben (Royalities) anstrebt oder eine geringere Beteiligung bei höheren Gewinnsteuern.
Das ursprünglich sehr investorenfreundliche Klima in der Mongolei sei jedenfalls mit den gestiegenen Weltmarktpreisen für Rohstoffe hinfällig geworden.
Vor allem vor Wahlen wollen alle Kandidaten mit populistischen Verteilungsversprechen beim Wähler punkten.

Strafverfahren gegen Exminister geplant
Geht es nach der Antikorruptionskommission muss sich der Abgeordnete Yo. Otgonbayar (MVP), ehemaliger Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, in Kürze wegen Bestechung und Nötigung verantworten.
Überdies seien auf den Namen seiner Frau bei verschiedenen mongolischen Banken 36 Konten mit erheblichen Einlagen angemeldet.
Vorgeworfen werden ihm Unregelmäßigkeiten bei Bauvorhaben aus seiner Zeit als Minister, die Vergabe von Aufträgen ohne Ausschreibungen, wofür er von den Begünstigten Milliarden Tugrug-Beträge kassiert habe.

Ohne Visum in die Mongolei
Ab 01. September 2013 benötigen deutsche Touristen und Geschäftsreisende für bis zu 30 Tage dauernde Reisen in die Mongolei kein Visum mehr.
Diesen Beschluss hatte die mongolische Regierung bereits am 30. Mai gefasst, Anfang Juni unterzeichneten beide Seiten die entsprechenden Dokumente.
Am 17. Juni überreichte Außenminister L. Bold in seinen Amtsräumen im Außenministerium dem deutschen Botschafter in Ulaanbaatar Peter Schaller das offizielle Dokument.
Die Mongolei erhofft sich durch die Visafreiheit nicht unbedingt einen gravierenden Anstieg der Touristenzahlen, aber Erleichterungen und damit mehr Motivation für Unternehmer, Ingenieure, Ärzte …, in die Mongolei zu reisen und hier tätig zu werden.

Archäologische Funde aus Türkenzeit
Wissenschaftler des Archäologischen Instituts der AdW informierten am 21. Juni über die Ergebnisse ihrer Forschungsreise zu einer alttürkischen Grabstätte im Tuvshinshiree-Sum im Sukhbaatar-Aimag vom 05. bis 10. Juni dieses Jahres.
Bereits 2011 waren hier mehr als zehn Denkmäler und Gräber aus alttürkischer Zeit entdeckt worden.
Erst jetzt erkannten die Forscher sicher in Ornamenten auf einem der Denkmäler Schriften, auf einem anderen Stempelzeichen. Mit Unterstützung des japanischen Wissenschaftlers Takashi Osavatai sollen sie entschlüsselt werden.
Klar ist bereits, es handelt sich um eine Gedenkstele aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts für einen hohen Würdenträger, der mit der vorliegenden Inschrift gewürdigt worden war.
Entschlüsselt werden konnten bisher Wortgruppen wie „noyon min‘ ee" oder „nutag min‘ ee".
Die Ministerien für Kultur, Sport und Tourismus sowie Bildung und Wissenschaft bereiteten die Übernahme der Begräbnisstätte unter staatlichen Schutz vor und werden in Kürze die Ergebnisse der bisherigen Forschungen der Öffentlichkeit präsentieren.

„Ich bin wieder zu Hause"
Unter diesem Motto können die Bürger ab dem 08. Juni in einem eigens auf dem Sukhbaatarplatz errichteten provisorischen Gebäude das Skelett des vor Jahren illegal ins Ausland gebrachten T-Baatar bestaunen. Der Eintritt ist noch bis zum 08. Juli frei.
Bis jetzt haben 126 361 Menschen diese Gelegenheit genutzt. Bemerkenswert. Die Besucherzahlen in den großen Museen des Landes erreichen im Jahr 77 000 (Naturkundemuseum) oder 53 000 (Nationalmuseum).
Ab 09. Juli müssen Erwachsene 1000, Kinder 500 Tugrug Eintritt zahlen.


Walther Heissig. Leben und Werk

Erinnerungen an Walther Heissig
Der Völkerkundler, Sinologe, Mandschurist und Bibliothekswissenschaftler Dr. Hartmut Walravens will mit seinem Werk „Walther Heissig (1913-2005) - Mongolist, Zentralasienwissenschaftler, Literaturwissenschaftler und Folklorist. Leben und Werk" den in Würdigung des Lebenswerks von Heissig vorliegenden Festschriften keine neue hinzufügen.
Er wolle eine Gedenkschrift vorlegen, die den Menschen und Gelehrten Walther Heissig, seine Biografie, seine Arbeiten und die Würdigung von Kollegen, Schülern und Freunden aus aller Welt in den Mittelpunkt stellt.
So kommen nicht nur namhafte mongolische Wissenschaftler zu Wort, sondern auch ungarische, amerikanische, italienische, japanische und britische wie Agnes Birtalan, Giovanni Stary oder Tanaka Katsuhiko.
Besonders interessant unter dem Gesichtspunkt der neueren deutschen Geschichte und des problematischen deutsch-deutschen Verhältnisses im Wissenschaftsbereich sind die Erinnerungen der Leipziger Tibetologin und Mongolistin Dr. Erika Taube.
Neben den Erinnerungen präsentiert Walravens ein ausführliches Schriftenverzeichnis, ein Namensregister, drei unveröffentlichte Schriften W. Heissigs, eine sechsteilige Rundfunksendung für die Deutsche Welle 1986 unter dem Thema „Asien und Europa im Spiegel ihrer Epen und zahlreiche Abbildungen von Personen, Schauplätzen und Dokumenten.
Prof. Walther Heissig gilt als einer der bedeutendsten Mongolisten des 20./21. Jahrhunderts. Er war nicht nur ein überaus fleißiger Forscher und Lehrer, sondern auch erfolgreicher Organisator und Öffentlichkeitsarbeiter.
Er hat 1964 das zentralasiatische Seminar in Bonn gegründet und war Mitbegründer und langjähriger Generalsekretär der PIAC (Permanent International Altaistic Conference).
Die Befürchtung Dr. Walravens, die Mongolistik würde in naher Zukunft aus dem akademischen Leben Deutschlands verschwinden, hat sich zum Glück - vorerst zumindest - nicht bewahrheitet.
Seit April sind Prof. Ines Stolpe und ihre Mitstreiter dabei, die mongolistischen Forschungen in Bonn weiter zu führen.

ISBN 978-3-447-06822-2
Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2012


Schlangenmädchen

Erster nationaler Kontorsionistik-Wettbewerb
Am 21. Juni begann der erste nationale Kontorsionistik-Wettbewerb (Kautschuk-Akrobatik, Schlangentanz).
Benannt wurde er nach der Staatspreisträgerin und Verdienten Künstlerin der Mongolei B. Norovsambuu.
100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Aimags Darkhan-Uul, Dornogov‘ und Orkhon sowie aus Ulaanbaatar stellen sich einzeln und/oder in Gruppen dem Urteil der Jury.
Der gehören die Schauspielerin G. Oyun, die Tänzerin und Lehrerin T. Tugsuu, die Zirkusregisseure Yu. Gerelbaatar und G. Batbaatar sowie der Direktor von „On & Off Production" S. Ononbat an.
„Ich nehme zum ersten Mal an einem solchen Wettbewerb teil. Wir sind insgesamt zehn und alle sehr aufgeregt, sagte die Schlangentänzerin S. Erdenesuvd aus dem Darkhan-Uul-Aimag.
Bewertet werden Beweglichkeit, Musikalität, Kostüme, Geräteverwendung und Koordination.
In Zukunft soll der Wettbewerb alle zwei Jahre organisiert werden.

Finnischer Geologe stirbt bei Autounfall
Einen Tag vor dem geplanten Rückflug in die Heimat, ist ein finnischer Geologe bei einem schweren Autounfall gestorben.
Ein Ausflug ins Khustain-Gebirge im Altanbulag-Sum im Zentralaimag mit einem Besreg Naadam (kleines Naadam) am 15. Juni sollte der erholsame Abschluss eines Arbeitsbesuches einer finnischen Geologendelegation werden.
Die Finnen, darunter der Chef des Finnischen Geologischen Dienstes, informierten sich über die Arbeit des geologischen Zentrallabors in Ulaanbaatar und prüften Möglichkeiten einer engeren finnisch-mongolischen Zusammenarbeit.
Auf dem Hinweg kam es zu dem folgenschweren Unfall. Ein Finne starb noch am Unfallort, weitere Schwerverletzte wurden in die SOS-Klinik nach Ulaanbaatar gebracht.


   

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