Neues aus der Mongolei
27. Oktober 2. November 2014

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar

Gespräch zwischen Präsident, Regierungschef und Vorsitzendem der Staatsversammlung
Angesichts der politischen Turbulenzen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Land haben sich Präsident Ts. Elbegdorj, Ministerpräsident N. Altankhuyag und der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung Z. Enkhbold zu einem Krisengespräch in Ikh Tenger (Wohn- und Gästehäuser des Präsidenten, der Staatsversammlung und der Regierung) getroffen.
Einzelheiten sind bisher nicht bekannt geworden.

Rücktritt Altankhuyags abgelehnt
Die seit Monaten andauernden Forderungen nach einem Rücktritt von Ministerpräsident N. Altankhuyag fanden bei der DP-Fraktionsmehrheit keine Mehrheit und auch die Mehrheit der DP-Aimag- und Sumchefs lehnt einen Rücktritt Altankhuyags vom Posten des Regierungschefs ab.
In 16 von 21 Aimags regierten DP-Gouverneure, der DP-Kandidat habe zweimal die Präsidentschaftswahlen gewonnen (Elbegdorj), ebenso seien die Oberbürgermeisterwahlen in Ulaanbaatar zugunsten des DP-Kandidaten (Bat-Uul) ausgegangen. Diese Erfolge wären ohne Altankhuyag nicht möglich gewesen.

„Ehrlichkeit" gegen Rücktritt des Ministerpräsidenten
In der „halben Stunde des Ministers" erklärte der stellvertretende Ministerpräsident Shadar Said D. Terbishdagva, das Wahlbündnis „Ehrlichkeit" unterstütze die Rücktrittforderung der 26 MVP- und einiger DP-Abgeordneten nicht.
Auch die Frage, ob der MRVP-Vorsitzende N. Enkhbayar ihm nahe gelegt habe, seine Funktion als stellvertretender MRVP-Vorsitzender abzugeben, verneinte Terbishdagva.
Im Übrigen werde er sich begründeten Forderungen, seine Funktion als Shadar Said und/oder als Vizeparteichef aufzugeben, nicht verweigern.

Brautblume zur „Blume des Nationalen Stolzes" gewählt
Nach einem Regierungsbeschluss vom 17. September hat eine Arbeitsgruppe aus Botanikern, Hochschullehrern, Studenten und Tourismusveranstaltern aus zunächst acht vorgegebenen Blütenpflanzen, darunter Adonisröschen, Schneelotus, Pfingstrose, Goldrute und Federgras, denen später noch eine neunte „Ber Tsetseg" hinzugefügt worden war, die Blume des Nationalen Stolzes ausgewählt.
Am 25. Oktober wurde der Name der Siegerblume verkündet „Ber Tsetseg", wörtlich Braut- oder Schwiegertochterblume,
Im Unterschied zum Schneelotus, der als Sieger erwartet worden war, kommt die blau, hellblau und hellrosa blühende Ber Tsetseg überall im Land vor, auf trockenen und sumpfigen Böden, blüht während der drei Sommermonate und gilt den Mongolen seit alters her als Blume der Liebe, der Toleranz und des Friedens. Oft werde sie auch als Baavar-Blume, nach den runden Satteltaschenverzierungen, bezeichnet. (Lexikon der mongolischen Sprache, Ulaanbaatar 1966).
Abbildungen in mongolischen Medien zur Brautblume zeigen Scabiosa Comosa.
Bei Infomongolia wird der botanische Name Scabiosa fälschlicherweise in eine Reihe mit Delphinium Grandiflorum (Blauer Zwergrittersporn) gesetzt.
Auch auf Twitter haben sich Mongolen mit der Wahl der Blume beschäftigt, dabei entweder die Wahl überhaupt nicht akzeptiert oder bestritten, dass es sich bei der abgebildeten Pflanze um eine Ber Tsetseg handele.
Am 02. November hat die „Udriin Sonin" ebenfalls einen Beitrag mit Foto der „Ber Tsetseg" - scabiosa comosa – veröffentlicht.
Sh. auch Infomongolia.com/ct/ci/8523; olloo.mn/n/8410.htm; dnn.mn
2012 war der Falke (Shonkhor) zum „Vogel des Nationalen Stolzes", 2013 der Burkhan-Khaldun zum „Heiligen Berg der Mongolen" gewählt worden.


Ber Tsetseg -scabiosa comosa Quelle Wjatcheslaw Petuchin

Berichtigung Nr. 1
Dr. Christiane Ritz vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, die im Rahmen einer DAAD-Summerschool gemeinsam mit Wissenschaftlern und Studenten der Mongolischen Staatsuniversität an einer naturkundlichen Expedition in der Mongolei teilgenommen hat, hat darauf hingewiesen, dass die Abbildung der rosa blühenden Pflanze in „ Neues aus der Mongolei …" vom 26. Oktober mitnichten einen Rittersporn zeigt, sondern ein schmalblättriges Weidenröschen (Chamerion angustifolium).
Frau Ritz hat darüber hinaus die in den mongolischen Medien als Ber Tsetseg abgebildete Blütenpflanze als Scabiosa comosa (Dipsacaceeae, Kardengewächse) identifiziert.
Einen festgelegten deutschen Name habe die Pflanze nicht, direkt aus dem Lateinischen übersetzt, könnte man sie Schopf-Skabiose nennen.
Sh. auch
www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=16800

Berichtigung Nr. 2
Dr. Rainer Humbach, Redakteur beim Eisenbahn-Kurier-Verlag, hat im Zusammenhang mit der Nachricht über den Regierungsbeschluss zur Festlegung der Spurweiten bei den neu zu bauenden Eisenbahnstrecken in der Mongolei angemerkt, dass bei Eisenbahnstrecken von Spurweite gesprochen werde, da die lichte Weite zwischen den Schienenköpfen gemessen werde.
Eine Spurweite von 1.435 mm werde als Normalspur bezeichnet, Spurweiten unter 1.435 mm als Schmalspur, über 1.435 mm als Breitspur.
Die Eisenbahnlinien Richtung Norden würden demnach mit Breitspurgleisen (1.520 mm) ausgestattet, die Richtung Süden, nach China, mit Normalspurgleisen.
Spezielle Schienen für Schmal-, Normal- oder Breitspur gibt es nicht. Die Einheit aus Schienen und Schwellen werde als Gleis bezeichnet.
Dr. Humbach hat zudem darauf aufmerksam gemacht, dass in der Mongolei zwischen 1938 und 1958 tatsächlich eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm betrieben worden sei.
Reste dieser alten „echten" 750-mm-Schmalspurbahn könnten in Ulaanbaatar noch besichtigt werden, außerdem gäbe es heute noch im Stadtgebiet von Ulaanbaatar verteilte Aufbauten der Schmalspurgüterwagen.
Für mehr Informationen und Foto von R. Humbach sh.
www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?30,5573984,5573984#msg-5573984

[In den mongolischen Beschlüssen ist nur von „nariin" (schmal) und „urgun" (breit) die Rede, über diesbezügliche eventuell notwendige Richtigstellungen wären wir dankbar]. R.B.


E. Otgonbayar

„Amitan"
Der mongolische Maler Ershuugiin Otgonbayar hat am 01. November zur Eröffnung seiner neuen Ausstellung „Amitan" (Tiere, aber auch Geschöpfe oder Lebewesen) in die Räume seiner Werkstatt und Galerie eingeladen.


Amitan

Genau vor einem Jahr hatte er die neuen Räume in Berlin-Wilmersdorf bezogen und wollte seine großformatigen Gemälde „Amitan" seinem Berliner Publikum vorstellen, ehe die Werke am 22. März 2015 nach Dortmund „umziehen".
Zwei Jahre lang hat sich der Künstler in der deutschen Öffentlichkeit rar gemacht, nur gemalt, gemalt, gemalt … Außerdem hat er mehrmals seine mongolische Heimat besucht und auch hier gearbeitet und Ausstellungen vorbereitet.


Der Künstler in Arbeitskleidung

Otgo, wie ihn seine Freunde und Kollegen nennen, malt mit Acryl auf Leinwand, verändert allerdings die Farben seinen Ansprüchen entsprechend, fertigt die benötigten Materialien (Pinsel) oft selbst an.
Die Ausstellung kann noch bis zum =1. Januar 2015 besucht werden.
Für mehr Informationen sh. auch http://www.mongolian-art.de/


Noch nicht vollendet Pinguine, die nicht ausgemalten Tiere stehen für das Verschwinden der Art

Wer wird neuer Präsident des mongolischen Fußballverbandes?
Nach dem erzwungenen Rücktritt des Präsidenten des mongolischen Fußballverbandes B. Ganbold wurde ein aus elf Mitgliedern bestehendes provisorisches Komitee gegründet, das neue Richtlinien für die Arbeit des Verbandes nach Vorgaben der FIFA erarbeiten soll.
Kommissarisch wird der mongolische Fußballverband seit dem 21. Oktober von A. Ganbaatar geleitet.
Er, B. Medree und G. Gankhuu stehen auf der Kandidatenliste für die Wahl zum neuen Präsidenten des nationalen Fußballverbandes.

 

 

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt Renate Bormann


   

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