Neues aus der Mongolei
13. bis 19. August 2018

Renate Bormann, Berlin


Karakorum im August 2018. Foto Privat

Neuer Botschafter in Japan
Fast ein ganzes Jahr konnte der Botschaftsposten in Japan nicht besetzt werden.
Den zunächst von der Regierung vorgeschlagenen ehemaligen Vizeaußenminister G. Tenger lehnte Präsident Kh. Battulga ab.
So erging es auch N. Chimguundari. Auch diese Personalie wurde nicht genehmigt.
Erst D. Batjargal, der dritte Vorschlag der Regierung, fand die Zustimmung des Staatsoberhauptes.
Am 17. August konnte er sein Beglaubigungsschreiben aus den Händen des Präsidenten in Empfang nehmen.
Batjargal absolvierte 1989 ein Studium am Institut für internationale Beziehungen der Mongolischen Staatsuniversität, von 1995 bis 2002 studierte er an der Staatlichen Universität in Tokio.
Zwischen 2002 und 2006 arbeitete er in der Handels- und Wirtschaftsabteilung der mongolischen Botschaft in Japan, 2006 - 2007 als Referent für Außenpolitik im Präsidialamt, 2007 – 2011 war er stellvertretender Leiter der Abteilung für Handel und Wirtschaft an der Botschaft in Tokio, 2011 – 2012 Generalkonsul in Osaka und seit August 2016 Botschaftsrat in Tokio.

Batzandan fordert Rücktritt der Regierung
Das Mitglied der Großen Staatsversammlung J. Batzandan unterstützt die Forderung des Politischen Rats seiner Partei (DP) nach einem Rücktritt der Regierung Khurelsukh.
Beobachter in Ulaanbaatar vermuten nicht nur Unzufriedenheit mit den Leistungen der Regierung hinter dem Vorstoß.
J. Bat-Erdene, der ältere Bruder Batzandans, sei erst kürzlich von seinem Posten als Staatssekretär im Verkehrsministerium abgelöst worden.
Das verneint Batzandan vehement.
Die Regierung habe ihre Versprechen nicht erfüllt, im Gegenteil, sie habe Beschlüsse gefasst, die den Interessen des mongolischen Volkes zuwiderliefen.
Ministerpräsident Khurelsukh habe eine „Revolution für die Gesellschaft" versprochen, bisher habe die noch gar nicht begonnen, das „Erdenet"-Problem sei nicht gelöst, die Hintermänner im S. Zorig-Mord nicht öffentlich benannt worden.
Nach Naadam beginnt der Herbst, aber die Schulen und Kindergärten sind nicht saniert worden, Neubauten verzögerten sich, die Ausschreibungen für notwendige Bauarbeiten seien noch nicht einmal zu 50 % erfolgt.
Unwetter zerstörten marode Straßen weiter, aber im Verkehrsministerium gingen hohe Beamte unter dem Einfluss von Alkohol? Aufeinander los, ein Toter sei zu beklagen.
Deshalb fordert die DP den Rücktritt der Regierung. Sie sei nicht in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Auf Nachfrage der Journalisten, bestätigte Batzandan, in den letzten Jahren ein gutes Verhältnis zu Justizminister Ts. Nyamdorj (MVP) gepflegt zu haben. Wir hatten ähnliche Ziele (Erdenet, Zorig-Mord-Aufklärung, Kampf gegen Korruption).
Er habe nichts getan.
Die DP fordere seit langem Änderungen bei der Staatsanwaltschaft, bei der Nationalen Antikorruptionskommission, im Justizwesen insgesamt.
Der Rücktritt einer Regierung sei nie eine gute Sache, wenn sie aber nicht fähig oder willens sei, verantwortlich zu handeln, müsse sie ausgetauscht werden.

Übernimmt die Regierung die Zuständigkeit für die türkischen Schulen in der Mongolei?
In der Mongolei reißen die Diskussionen über die Hintergründe der gescheiterten Entführung des türkischen Staatsbürgers Veysel Akçay, Direktor einer mongolisch-deutschen Schule in Ulaanbaatar, nicht ab.
Die einen fordern eine strengere Überprüfung der Unterrichtsinhalte und fragen, wer ein Interesse an einer Verschlechterung der traditionell guten türkisch-mongolischen Beziehungen habe, woher V. Akçay am Abend des 27. Juli so plötzlich aufgetaucht sei? Er sei ein einflussreiches Mitglied der Feta-Bewegung (Gülen-Bewegung), die von türkischen Behörden für den Militärputsch 2016 verantwortlich gemacht werde
Andere kritisieren die mongolischen Behörden. Ist die Mongolei kein selbstständiger Staat mehr, können hier fremde Mächte nach Belieben schalten und walten?
Die Kriminalpolizei ermittelt, nach den Entführern werde gefahndet. Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Die Ministerin für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Sport Ts. Tsogzolmaa hat in einem Pressegespräch am 16. August angekündigt, dass die türkischen Schulen in der Mongolei in den Zuständigkeitsbereich ihres Ministeriums übernommen werden könnten.

25 Jahre KAS Mongolei
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Konrad-Adenauer-Stiftung Mongolei weilte der stellvertretende Generalsekretär und Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der KAS Dr. Gerhard Wahlers zu einem Arbeitsbesuch in der Mongolei.
In Gesprächen mit Präsident Kh. Battulga und dem Mitglied der Großen Staatsversammlung Z. Narantuya am 16. August hoben beide den Beitrag der KAS im erfolgreichen Transformationsprozess vom Einparteienstaat hin zu einem demokratischen Staatswesen hervor.
Der Präsident wünschte sich zudem eine noch engere wirtschaftliche Kooperation zwischen beiden Staaten.
Das XVI. Mongolisch-Deutsche Forum am 17. August, das „wichtigsten Dialogformat beider Länder", stand unter dem Thema: „Demokratie braucht Demokraten. Die Zukunft der politischen Bildung in Deutschland und der Mongolei".
In seiner Rede lobte Wahlers die Mongolei, die trotz Schwierigkeiten eine stabile Demokratie sei.

Gantulga-Verhandlung verschoben
Das ehemalige Mitglied der Großen Staatsversammlung D. Gantulga wird beschuldigt, eine junge Frau vergewaltigt zu haben.
Deren ältere Schwester hatte die Tat angezeigt.
Am 05. August fand am Stadtbezirksgericht Bayanzurkh die erste Anhörung des Beschuldigten und der Zeugin statt.
Anschließend setzte der Richter eine erneute Verhandlung für den 17. August an.
Die musste verschoben werden, da die Zeugin wegen einer Erkrankung ihre Teilnahme abgesagt hatte.

Zugunglück im Ostgobi-Aimag
Am 12. August, 01:35 Uhr, kam es auf der Strecke Ulaanbaatar-Sainshand (Zentrum des Ostgobi-Aimags) zu einem folgenschweren Zugunglück.
In internationalen Medien ist von mindestens neun Verletzten, darunter drei Kinder, die Rede.
Wegen anhaltender starker Regenfälle war der Boden aufgeweicht, zwei Lokomotiven des Zugs Nr. 286 entgleisten, drei Personenzüge und ein Güterzug verunglückten ebenfalls.
Die Strecke wurde für den Zugverkehr auf unbestimmte Zeit gesperrt.
Für die Weiterreise der 2.000 Passagiere in den drei Zügen waren 16 Busse bereitgestellt worden.
Hilfe bei den Aufräumarbeiten und bei der Wiederherstellung der Strecke bekamen die mongolischen Eisenbahner und Bauarbeiter aus Russland.
Der Chef der Ulaanbaatar-Eisenbahn D. Jigjidnyamaa bezifferte den materiellen Schaden auf 200 Millionen Tugrug.
Bis zum Abend des 15. August würden die umgestürzten Lokomotiven zur Station im Airag-Sum geschleppt werden, der Zugbetrieb könnte wieder aufgenommen werden.
Nein, ein Rücktrittsgesuch habe er noch nicht eingereicht, antwortete er auf eine entsprechende Journalistenfrage. Und nein, die drei Züge könnten nicht mehr verwendet werden, für die Lokomotiven müssen genaue Untersuchungen angestellt werden, ja, die Wiederholung eines solchen Unglücks könnte nicht ausgeschlossen werden.
Vor Wetterunbilden und Naturkatstrophen gäbe es keinen 100-prozentigen Schutz.
Zudem sei der Untergrund des Eisenbahnnetzes (größtenteils Holzbohlen) schlecht und veraltet.
Die letzte Generalüberholung gab es 1997 und es war leider nicht gelungen, überall Beton zu verbauen.
Der stellvertretende Verkehrsminister B. Tsogtgerel hat im Zusammenhang mit dem Zugunglück seinen Rücktritt angeboten.
An seiner Stelle ernannte die Regierung den Vizechef der Ulaanbaatar-Eisenbahn L. Khaltar.

Sieben Prozent mehr Wald
Nach Erhebungen von Wissenschaftlern der Maryland-Universität gemeinsam mit internationalen Forschern hat sich der Waldbestand in der Mongolei in den vergangenen 35 Jahren um sieben Prozent oder 2,2 Millionen Quadratkilometer erhöht.
Andererseits gäbe es jedoch auch mehr Wüsten, wasser- und waldlose Gebiete.


O. Anujin. Foto news.mn

Bronzemedaille für O. Anujin
Die Solotänzerin im Ballett des Staatlichen Schauspielhauses in Ulaanbaatar O. Anujin hat beim VI. Internationalen Ballettwettbewerb am 11. August in Shanghai eine Bronzemedaille gewonnen.
Am Wettbewerb hatten sich 73 Tänzer und Tänzerinnen aus 16 Ländern beteiligt.
Anujin bedankte sich bei allen Unterstützern und den Organisatoren.
Besonders gefreut habe sie sich über die Möglichkeit, mit den Solotänzern am Shanghaier Theater Yuan Anu und Wu Hushen gemeinsam aufzutreten.


Im Gobi Store Berlin

Musik, Tanz und Mode,
Kaschmir gehört neben Bergbauprodukten zu den wichtigsten Exportgütern der Mongolei.
Die Abhängigkeit vom Bergbau zu reduzieren, andere weltmarktfähige Produkte zu entwickeln, gehört zu wichtigsten Zielen der Wirtschaftsprogramme aller mongolischen Regierungen.
Die Lage des Landes im zentralasiatischen Hochland und das extreme winterkalte Klima bieten für die Haltung von Kaschmirziegen hervorragende Voraussetzungen.
Neben dem Export Rohkaschmir wird das sorgfältig ausgekämmte seidenweiche Unterfell der Ziegen immer öfter in der Mongolei selbst verarbeitet.
Zahlreiche Kaschmirunternehmen sind vor allem in den 1990er-Jahren entstanden.
Eines der bekanntesten und international erfolgreichsten ist „Gobi".
Gegründet vor 37 Jahren, wurde es 2007 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.


Herbstollektion 2018

Inzwischen gibt es auch in Berlin und Hamburg Gobi-Läden, die Mäntel, Pullover, Jacken, Hosen, Tücher und Haustextilien aus Kaschmir, verarbeitet in der Mongolei, verkaufen.
Am 15. August dieses Jahres präsentierte der Berliner Gobi-Store u. a. Mäntel der Herbst- und Winterkollektion 2018.
Das Besondere: Die Kunden können sich aus den vorgestellten Mustern ihren Wunschmantel (Farbe, Schnitt) aussuchen. Gefertigt werde das gute Stück dann in der Mongolei, erklärte die Geschäftsführerin des Gobi Mongolian Cashmere-Geschäfts in Berlin G. Bolor den interessierten Besuchern.


V. l. U. Anujin, E. Nomin-Erdene, Kh. Galtulga, D. Orgiltuya, E. Tenuun, S. Aitchison, D. Natsagdorj

Im Rahmenprogramm boten Absolventen des Musik- und Tanz-Kollegs Ulaanbaatar, Teilnehmer am mongolischen Ballettprogramm „Broader Smile for Talent" und gerade aus Wien angereist, wo sie mit ihrer Lehrerin und Leiterin des des Programms „Mongolisches Ballett" D. Orgiltya an einem 14-tägigen Tanzfestival teilgenommen hatten, Proben ihres Könnens.
Sarah, sie studiert am Musik- und Tanzkolleg, zeigte einen mongolischen Volkstanz und erntete viel Applaus vom Publikum.


Anujin und Natsagdorj

Genauso begeistert wurden U. Anujin und D. Natsagdorj für ihren auf der klassischen russische Ballettkunst basierenden Tanz gefeiert.


Musikalische Einstimmung

„Sport spricht alle Sprachen"
Bei der Integrationsfußball-Weltmeisterschaft in Österreich hat „Mongolei Salzburg" bei den Frauen und Syrien Salzburg bei den Männern gewonnen.
Insgesamt hatten sich 140 Ländermannschaften aus Wien, Salzburg, Innsbruck, Linz, Graz und Baden am Turnier beteiligt.
Die beiden Siegermannschaften werden im Herbst mit dem Casinos Austria- Integrationspokal geehrt werden.
Casino Austria fungiert seit acht Jahren als Hauptsponsor für das Sportereignis.
„Multikulturalität und Vielfältigkeit sind ein Gewinn für jede Gesellschaft", betonte der Vorstandsdirektor, Sport spreche nicht nur viele Sprachen, er sei selbst eine universelle Sprache, die über Grenzen hinweg verbinde.

Einladung zur Jahrestagung und Mitgliederversammlung der DeMoGe
Der Vorstand der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft (DeMoGe) lädt für den 27. Oktober 2018 zur Mitgliederversammlung und zur Jahrestag nach Bonn ein.
Beide Veranstaltungen stehen im Zeichen des 45-jährigen Gründungsjubiläums der Gesellschaft.
Laut Satzung muss in diesem Jahr auch der Vorstand neu gewählt werden.


So grün. Mongolei im August 2018. Foto Privat

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


   

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