Kein Ende der
politischen Krise in Sicht
Seit Wochen treibt politische
Beobachter in Ulaanbaatar die Frage um, wer im innerparteilichen Kampf um die
Macht Sieger bleibt: Ministerpräsident U. Khurelsukh oder der Vorsitzende der
Großen Staatsversammlung M. Enkhbold.
Die einen fordern den Rücktritt der Regierung, die anderen wahlweise die
Selbstauflösung der Staatsversammlung und/oder den freiwilligen Rücktritt
Enkhbolds.
Die Rücktrittsforderung an die Adresse der Regierung scheiterte an drei
Abgeordneten der DP, die sich dem Votum der Fraktion widersetzten.
Das prominente DP-Mitglied J. Batzandan ist wegen parteischädigendem Verhalten
auf Betreiben des Parteivorsitzenden Erdene aus der Partei ausgeschlossen
worden, L. Bold und D. Murat werden für die Wahlen 2020 nicht auf die
Kandidatenliste gesetzt. L. Bold hatte daraufhin seinen Rücktritt aus der
DP-Fraktion erklärt.
Zur Verteidigung der Regierung sei eine neue „MANAN" (MVP/DP)- Fraktion
entstanden: T. Ayursaikhan, L. Oyun-Erdene, B. Enkh-Amgalan (MVP-Fraktion) und
L. Bold, J. Batzandan, ehemals DP-Fraktion.
Unter anderem mit einem Sitzstreik vor dem Regierungsgebäude wollten sie den
Rücktritt des Vorsitzenden der Staatsversammlung erzwingen.
Regierung und Staatsversammlung blockieren sich nun gegenseitig.
Die Staatsversammlung ist nicht mehr beschlussfähig, da zahlreiche Abgeordnete
die Sitzungen boykottieren.
So konnte auch der neue Landwirtschaftsminister noch nicht in sein Amt berufen
werden.
Die Krise schwelte im Grunde seit den Wahlen 2016, eskalierte jedoch beim Streit
um den Umgang mit den Nutznießern von Geldern aus dem „Fonds zur Unterstützung
kleiner und mittlerer Betriebe".
Die Enkhbold-Unterstützer beschuldigen die Khurelsukh-Unterstützer der
Verteidigung dieser "Diebe".
Rücktritt des
Vorsitzenden der Staatsversammlung gefordert
38 Mitglieder der Großen
Staatsversammlung haben am 13. Dezember ein Schreiben mit der
Rücktrittsforderung an den Vorsitzenden der Großen Staatsversammlung M. Enkhbold
übergeben.
Die planmäßige Tagung der Staatsversammlung am 14. Dezember fiel aus, da die
Regierungsmitglieder und weitere Mitglieder der Staatsversammlung nicht
erschienen waren.
Daraufhin wandte sich Enkhbold mit einer Rede an die Mitglieder der Regierung
und der Staatsversammlung.
Mit Rücktrittsforderungen sei er nicht zum ersten Mal konfrontiert. Sowohl
Präsident Battulga als auch der Vorsitzende meiner Partei und Regierungschef U.
Khurelsukh sowie Mitglieder der MVP-Fraktion und der Ständigen Ausschüsse hätten
ihn wiederholt zum Rücktritt aufgefordert.
Er sei 2016 zum Vorsitzenden der Staatsversammlung gewählt worden, diese
Rücktrittforderungen verstießen gegen die Verfassung, die Gesetze über die
Parteien und die Staatsversammlung.
Ministerpräsident U. Khurelsukh in Japan. Foto montsame.mn
Ministerpräsident
Khurelsukh in Japan
Auf Einladung seines Amtskollegen
Shinzo Abe absolvierte Ministerpräsident U. Khurelsukh vom 12. bis zum 15.
Dezember einen offiziellen Besuch in Japan.
Beide Seiten vereinbarten eine Ausweitung der politischen und wirtschaftlichen
Zusammenarbeit beim Handel, beim Naturschutz, bei Kultur und Wissenschaft und
betonten die Erfolge bei der Umsetzung der strategischen Partnerschaft.
Zurückgekehrt in die Heimat, verzichtete der Regierungschef erneut auf eine
Teilnahme an den Sitzungen der Großen Staatsversammlung.
Auch die die Ausschüsse können wegen mangelnder Beteiligung nicht tagen.
Ri Yong Ho und D. Tsogtbaatar. Foto news.mn
Außenminister
Nordkoreas zu Gast in der Mongolei
Anlässlich des 70. Jahrestages der
Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Mongolei und Nordkorea hat
Außenminister Ri Yong Ho am 08. und 09. Dezember der Mongolei einen offiziellen
Besuch abgestattet.
Die Gespräche zwischen Außenminister D. Tsogtbaatar und dem koreanischen Gast
hätten in einer freundschaftlichen und schöpferischen Atmosphäre stattgefunden.
Die Mongolei und Nordkorea vereinbarten eine engere Zusammenarbeit in den
Bereichen Kultur und Bildung, Sport sowie Wirtschaft.
Tsogtbaatar wies auf das Streben der Mongolei hin, die Region und auch die
koreanische Halbinsel zur atomwaffenfreien Zone zu erklären und Frieden und
Sicherheit auf dem Weg konstruktiver Gespräche zu erhalten.
Ri Yong Ho erläuterte, das Bestreben der Demokratischen Republik Korea gehe in
dieselbe Richtung.
Rücktritt
des Regierenden Bürgermeisters
Auf Anordnung von
Ministerpräsident U. Khurelsukh und einer Abstimmung in der
Stadtverordnetenversammlung Ulaanbaatars, hat der Regierende Bürgermeister von
Ulaanbaatar Sunduin Batbold am 10. Dezember sein Amt zur Verfügung gestellt.
Khurelsukh begründete seinen Schritt mit der mangelnden Fähigkeit des
Bürgermeisters, die Probleme der Stadt (Verkehrschaos, Luftverschmutzung u. a.)
einer Lösung näher zu bringen.
Bis zur Wahl eines neuen Stadtoberhaupts werde der für Grüne Entwicklung und
Reduzierung der Luftverschmutzung verantwortliche Bürgermeister J. Batbayasgalan
die Geschäfte führen.
In seiner Rede an die Stadtverordneten wies Batbold auf die Erfolge der
UB-Verwaltung in den vergangenen zwei Jahren hin.
Es gäbe keinen Grund, die Kämpfe zwischen den obersten Staatsorganen auf andere
zu übertragen.
Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung S. Amarsaikhan dankte dem
scheidenden Oberbürgermeister für die geleistete Arbeit.
Statistik Dezember
2018
Nach Angaben aus dem Nationalen
Amt für Statistik vom 12. Dezember sind die Preise für Waren des täglichen
Bedarfs um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen und um 2,9 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr.
Ein kg Hammelfleisch kostete in der Vorwoche 6.680 Tugrug, ein kg Rindfleisch
8.420 Tugrug, Rinderfilet 10.210, Pferdefleisch 6.450 und Ziegenfleisch 5.400
Tugrug.
Höherer Mindestlohn
Im August dieses Jahres einigten
sich der Minister für Arbeit und Soziale Sicherheit S. Chinzorig, der Präsident
des Mongolischen Gewerkschaftsverbandes Kh. Amgalanbaatar und der Direktor des
Verbandes der Mongolischen Arbeitgeber auf die Erhöhung des Mindestlohns von
240.000 Tugrug auf 320.000 Tugrug.
Von den 1,4 Millionen Werktätigen in der Mongolei beziehen 112.000 lediglich den
Mindestlohn.
Ab dem 01. Januar 2019 bekommen sie 320.000 Tugrug, ab Januar 2020 soll der
Mindestlohn noch einmal auf dann 420.000 Tugrug angehoben werden.
Ablösung des
Krankenhaus-Direktors
Am späten Abend des 03. Dezembers
hat eine 26-jährige werdende Mutter ihr Kind im Freien zur Welt bringen müssen.
Zuvor war sie im Nationalen Zentrum für die Gesundheit von Mutter und Kind von
einer Krankenschwester mit der Begründung „Entbindungen finden bei uns nicht
statt", abgewiesen worden.
Für den Vorfall hat der Direktor der Gesundheitseinrichtung Sh. Enkhtur die
Verantwortung übernommen und ist zurückgetreten.
Schneeleopard. Foto news.mn
Schneeleopard
gesichtet
Anfang Dezember hat eine von
Naturforschern installierte Kamera im Naturschutzgebiet Baishint-Gebirge im
Uench-Sum im Khovd-Aimag Aufnahmen eines der äußerst scheuen und nur extrem
selten zu sehenden Schneeleoparden aufgezeichnet.
Schneeleoparden leben in den Hochgebirgen Zentral- und Mittelasiens.
Ihr Lebensraum umfasst etwa zwei Millionen km2 in 12 Ländern.
Zurzeit, so schätzen die Naturforscher, gäbe es weltweit noch 4.080 bis 6.050
Schneeleoparden.
Erdene Zuu
Erdene Zuu
„Erdene Zuu" im Uvurkhangai-Aimag,
unweit der ehemaligen mongolischen Hauptstadt Karakorum, ist das älteste
buddhistische Kloster der Nordmongolei.
Sein Bau geht auf eine Initiative des Khalkh-Khans Abtai, eines direkten
Nachkommen Chinggis-Khaans, aus dem Jahr 1586 zurück.
Das Kloster mit dem angeschlossenen Museum gehört zu den wichtigsten
Bestandteilen des kulturellen und historischen Erbes der Mongolen,
Jahr für Jahr besuchen es Scharen von ausländischen und inländischen Touristen,
50.000, davon die Hälfte Ausländer.
Jetzt schlägt der Manager des Museums Ts. Sodnomtseren Alarm.
Viel zu wenig Aufmerksamkeit widmeten Regierung und zuständige Behörden der
Bewahrung dieses Kleinods der mongolischen Religions- und Kulturgeschichte.
Lageplan
Eine dringend
notwendige Generalreparatur werde immer wieder aufgeschoben.
Es gäbe keinen Plan, kein Programm zur Restaurierung wertvoller Kunstschätze.
Im Winter könne nicht geheizt werden im Sommer sei der Zustrom an Gästen kaum zu
bewältigen (fehlende sanitäre Anlagen, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen etc.).
Im Kloster Erdene Zuu
Zur Blütezeit des
Klosters im 18. Jahrhundert gab es 60 Tempel und Dugans, die meisten seien in
den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts in Folge der stalinistischen Repressionen
vernichtet worden.
Heute existierten noch 20, von denen zehn dringende Reparaturen benötigten.
Mongolyn Nuuts Tovchoo
„Die Geheime
Geschichte der Mongolen"
Das letzte Kolloquium des Jahres
am Zentralasienseminar/Mongolistik der Humboldt-Universität zu Berlin war der
Präsentation des Buchprojekts „Die Geheime Geschichte der Mongolen" gewidmet.
Die Veranstaltung am 12. Dezember diente gleichzeitig der Würdigung der
Verdienste von Dr. Renate Bauwe um die internationale und deutsche Mongolistik.
Renate Bauwe und E. Otgonbayar
Renate Bauwe und
der mongolische Maler M. A. Ershuugiin Otgonbayar („Otgo") arbeiten seit fast 20
Jahren an der Neuübersetzung und Bearbeitung des bekanntesten Geschichts- und
Literaturdenkmals der Mongolen als Comic.
Renate Bauwe hat Mongolistik und Sinologie in Berlin und Ulaanbaatar studiert
und danach über 30 Jahre lang an der Sektion Asienwissenschaften der
Humboldt-Universität mongolische Sprache und Literatur gelehrt.
Seit Ende der 1990-iger Jahre ist sie als freiberufliche Übersetzerin,
Sprachlehrerin, Gutachterin und Herausgeberin tätig. Aktuell arbeitet sie an
einer Übersetzung der „Geschichte vom Mondkuckuck", ein in der Mongolei sehr
beliebtes Theaterstück, verfasst im 17. Jahrhundert.
E. Otgonbayar hat an der Kunsthochschule in Ulaanbaatar Malerei und
Kunstgeschichte studiert und an der Universität der Künste in Berlin seinen
Master of Arts erworben.
Als Maler und Restaurator nahm an Forschungsreisen in die Mongolei teil, machte
sich in den buddhistischen Klöstern mit den Techniken und der Ikonografie der
Miniaturmalerei und deren spirituellen Hintergründen vertraut.
Seit 2005 lebt er in Berlin. Mit seinen Werken beteiligt er sich regelmäßig an
Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, Belgien, Indien, Japan, Schweden, in
den Vereinigten Arabischen Emiraten u. a.
R. Bauwe und Dulguun
Nach den Ehrungen
und dem Überreichen der Blumen und Geschenke an die verdiente Mongolistin durch
Frau Dr. G. Altangerel, den Ersten Sekretär der mongolischen Botschaft in Berlin
Ganbatyn Dulguun, der das Grußwort des Botschafters Dr. D. Ganbat übermittelte,
die Mitinitiatorin des Projekts „Urban Nomads//Nomad Citizens" Corinna Bethke
sowie eine Vertreterin von „MIAT", referierte E. Otgonbayar über die
Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts. Die
Geheime Geschichte, in der Ereignisse vom 8. bis zum 13. Jahrhundert geschildert
werden, sei Chronik und Epos zugleich.
Zahllose Mythen, eine Fülle von Personennamen, bildhaften Ausdrücken,
archaischen Gestalten, heute ungebräuchlichen Begriffen und Sprichwörtern galt
es zu entschlüsseln und zeichnerisch darzustellen.
Inzwischen seien zwei Bände mit 624 Seiten und 3.000 Zeichnungen fertiggestellt.
Es sei keine Auftragsarbeit, „wir stehen nicht unter Druck. Unser Ziel ist es,
ein künstlerisch und wissenschaftlich hohen Standards genügendes Werk
vorzulegen".
Renate Bauwe sprach über die Geschichte hinter der „Geheimen Geschichte".
Die Neuherausgabe der „Geheimen Geschichte" als Comic basiere auf der Arbeit des
namhaften mongolischen Literaten und Wissenschaftlers Tsendiin Damdinsuren
(1908-1986).
Große Teile des Werks seien in Prosa verfasst, vor besonderen Herausforderungen
standen wir bei der Übertragung der Gedichte und Alliterationen.
„Als Studentin war mir das Studium der ellenlangen genealogischen Aufzeichnungen
in der Geheimen Geschichte eher ein Graus, mit der Neuübersetzung erschloss sich
mir aber doch deren Bedeutung für das bessere Verständnis der historischen
Zusammenhänge".
Das Interesse an der Vorstellung der Arbeit war riesengroß. Die Helfer kamen gar
nicht nach mit der Bereitstellung zusätzlicher Stühle. Nicht nur Studenten und
Mitarbeiter am Zentralasienseminar/Mongolistik, sondern auch ehemalige Kollegen,
ehemalige Studenten, in Deutschland lebende Mongolen, deutsche Freunde der
Mongolei verfolgten die anschaulichen Ausführungen der beiden Autoren.
Zeichnungen E. Otgonbayars