Neues aus der Mongolei
25. Juni bis 8. Juli 2018

Renate Bormann, Berlin

Staatshaushalt 2017
Am 28. Juni wurde auf der Plenarsitzung der Großen Staatsversammlung „Die Umsetzung des Staatshaushaltsplans 2017" verabschiedet.
Die Staatseinnahmen beliefen sich am Ende des Jahres 2017 auf 7,958.3 Milliarden Tugrug oder 29,3 Prozent des BIP.
Die Ausgaben erreichten 9,017.3 Milliarden Tugrug oder 33,2 Prozent vom BIP.
Das entspricht einem Haushaltsdefizit von 1,742.5 Milliarden Tugrug

Sitzungspause
Am 29. Juni hat der Vorsitzende M. Enkhbold die Frühjahrssitzungsperiode der Großen Staatsversammlung beschlossen.
Die Herbstsitzungen beginnen am 05. Oktober.
Für die Weiterführung der Debatte um Änderungen und Zusätze zur Verfassung ist die Einberufung einer Sondersitzung nach den Naadamfeiern geplant.

Enkhbayar als Vorsitzender wiedergewählt
Nambaryn Enkhbayar ist auf dem Außerordentlichen Parteitag der MRVP am 07. Juli erneut zum Vorsitzenden seiner Partei gewählt worden.
Die auf dem Parteitag im Februar dieses Jahres verabschiedeten Dokumente (Parteiprogramm und Statut) waren vom Obersten Gericht als unzureichend zurückgewiesen worden.
Im 2011 beschlossenen Statut war die Möglichkeit von Parteiausschlüssen nicht gesondert aufgeführt.
In das jetzt verabschiedete Statut wurde der Passus aufgenommen, dass Mitglieder, die sich parteischädigend verhalten (z. B. bei Wahlen gegen die Interessen der Partei handeln) ausgeschlossen werden können.
1.044 Delegierte aus den 21 Aimags und den neun Stadtbezirken von Ulaanbaatar haben am Parteitag teilgenommen.
99,9 Prozent von ihnen wählten N. Enkhbayar auch zu ihrem neuen Parteivorsitzenden.
In seiner Rede an die Delegierten erklärte der alte und neue Vorsitzende, Parteiausschlüsse seien kein beliebtes Mittel, aber im Falle von parteischädigendem Verhalten ein notwendiges.
Die Partei werde weiter für die Annullierung des Erdenet-49-Prozent-Deals kämpfen.


11. Juli. Naadameröffnung im Zentralstadion von Ulaanbaatar

Naadam 2018
Der Wettkampf im Uriankhai-Bogenschießen anlässlich des mongolischen Nationalfeiertages, des 2.227. Gründungsjubiläums des ersten mongolischen Staatswesen, des 812. Jahrestages der Gründung des mongolischen Großreiches, des 107. Jahrestages der Befreiungsrevolution und des 97. Jahrestages der Volksrevolution hat bereits am 07. Juli begonnen.
Der erste Sieger steht auch schon fest.
Es ist Tukhuunii Ochiroo aus dem Buyant-Sum im Bayan-Ulgii-Aimag.
27 seiner 30 Pfeile trafen ins Schwarze und brachten ihm den Titel „Ulsyn Mergen" ein.
Zweiter wurde Bataagiin Bayarsaikhan, ebenfalls aus dem Buyant-Sum im Bayan-Ulgii-Aimag, Dritter Tseveendorjiin Batzorig aus dem Munkhkhairkhan-Sum im Khovd-Aimag und Vierter Shiilegiin Bayanmunkh aus dem Duut-Sum im Khovd-Aimag.
Insgesamt hatten sich 200 Bogenschützen um den Sieg beworben.
Beim Uriankhai-Bogenschießen ist Frauen die Teilnahme nicht gestattet.


Kartenverkauf für die Naadam-Eröffnung. Foto news.mn

Zu wenige Plätze im Zentralstadion
Das Interesse an den Naadamveranstaltungen im Zentralstadion von Ulaanbaatar nimmt stetig zu.
Sowohl im In- als auch im Ausland steigt die Kartennachfrage.
An dem einzigen Verkaufsstand in Ulaanbaatar bilden sich in jedem Jahr lange Schlangen.
Onlinebestellungen sind zum Bedauern der Mongolen und Touristen immer noch nicht möglich.
In diesem Jahr haben 110 Tourismusveranstalter 12.000 Kartenbestellungen für die Naadam-Eröffnung im Zentralstadion eingereicht.
Nur 2.500 Plätze stünden zur Verfügung, so der Präsident des Tourismusverbandes D. Gantumur.
Der Minister für Umwelt und Tourismus N. Tserenbat ergänzte, seit Jahren würde das Problem diskutiert, die Zahl der Plätze könne jedoch nicht willkürlich erhöht werden.
„Wir planen den Bau eines neuen, größeren Stadions".
Vorschläge, einen zweiten Tag mit der Eröffnungsfeier anzubieten, scheiterten an der Finanzierung, die Tourismusunternehmen müssten sich daran zumindest beteiligen.
Auch die Einheimischen beklagen den Mangel an Plätzen, Korruption bei der Vergabe und die von Jahr zu Jahr steigenden Eintrittspreise.
In den sozialen Netzwerken kursierten Ticketpreise von über 200.000 Tugrug.

Die Zukunft Asiens
S. Batbold, Mitglied der Großen Staatsversammlung (nicht zu verwechseln mit dem Oberbürgermeister von Ulaanbaatar), hat am 11. und 12. Juni in Tokio die Mongolei auf der 24. Internationalen Konferenz: „Die Zukunft Asiens" vertreten.
An der Veranstaltung, die von der Nikkei Corporation veranstaltet wurde, nahmen hochrangige Politiker und Unternehmensvertreter aus 20 Ländern teil.
In seinem Referat: „Wirtschaftswachstum in den kleinen Ländern" betonte Batbold die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit der hochentwickelten asiatischen Länder mit den „Kleinen", so eine „win-win" Situation kreierend.
Die Wirtschaft der Mongolei habe wieder an Fahrt gewonnen und die trilateralen Vereinbarungen zwischen Russland, China und der Mongolei über einen Wirtschaftskorridor sowie die Pläne, die russisch-chinesischen Erdgas- und Erdöl-Pipelines über mongolisches Territorium zu führen, bedeuteten für alle Seiten positive Entwicklungschancen.

Innerparteiliche Demokratie
Das Institut „Defacto" hat am 27. Juni den Demokratieindex der politischen Parteien der Mongolei vorgelegt.
Von den beim Obersten Gericht registrierten 28 politischen Parteien hatten 22 eine Teilnahme aus verschiedenen Gründen abgelehnt.
Die Bewertung erfolgte nach vier Kriterien: Teilnahme an innerparteilichen Entscheidungen, Transparenz, Wettbewerb und Finanzierung.
Befragt worden waren die Mitglieder der Parteien.
Der beste Wert wurde für die DP ermittelt: 54,2, gefolgt von der MRVP (51,7). Die MVP erreichte einen Wert von 48,2. am schlechtesten schnitt die Zivilcourage – Grüne Partei ab (42,7).
Laut israelischem Institut für Demokratieforschung (Israel Democracy Institute) weisen Werte zwischen 61 und 100 auf ein hohes Maß an innerparteilicher Demokratie hin, 31-60 stehen für eine nur „halb" demokratische Partei.
Das mongolische „Defacto" – Institut wird geleitet von D. Jargalsaikhan.
Die Erhebungen erfolgten mit Unterstützung der „Asien-Stiftung" sowie der NGO „Sozialpolitische Bildung".
Das Demokratieinstitut Israel fungierte als Berater.

Die Katastrophenschutzbehörde warnt
Mit Stand vom 27. Juni sind nach Informationen aus 20 Sums in 12 Aimags und drei Stadtbezirken von Ulaanbaatar 27 Notrufe aufgrund von Schwimmunfällen eingegangen.
35 Menschen, darunter acht Kinder, konnten nicht mehr gerettet werden.
Die Menschen werden aufgerufen, besonders auf kleine Kinder zu achten, sie nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Fluss- oder Seeufern spielen zu lassen.
Nach dem Genuss von Alkohol sollten Schwimmversuche tunlichst unterlassen werden.


Munkh Tenger 2018. Foto gogo.mn

„Der Ewige Himmel"
Das Kunst- und Kulturfestival der mongolischen Nomadenvölker „Munkh Tenger" (Ewiger Himmel) wird vom 06. bis 08. Juli in Ulaanbaatar organisiert.
Außer aus der Mongolei beteiligen sich in diesem Jahr 200 Künstler und Kunsthandwerker aus dem autonomen Gebiet „Innere Mongolei" der VR China, aus dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, aus der Provinz Khukh Nuur (Blauer See) und aus den russischen Teilrepubliken Burjatien, Tuwa, Altai, Kalmückien und Sacha.
Das Festival soll der Bewahrung und fortdauernden Wertschätzung des kulturellen Erbes der mongolisch- und turksprachigen Nomadenvölker dienen.
Zu den Veranstaltungen während des Festivals gehören Ausstellungen, Filmvorführungen und Verkaufsmessen.
Beendet wird das Festival mit einem „Ethno-Musikkonzert" und einer Modenschau mit traditioneller mongolischer Kleidung auf dem Sukhbaatarplatz am Sonntag zwischen 21:00 und 23:00 Uhr.


Seidenstickerei Geheime Geschichte. Foto montsame.mn

Spektakuläres Ausstellungsstück ist u. a. eine Stickereiarbeit an der Westseite des Sukhbaatarplatzes mit 18 gestickten historischen Bildern, die Geschehnisse aus der „Geheimen Geschichte der Mongolen" wiedergeben.
Auf Initiative von D. Nergui und J. Narantuya aus dem Khentii-Aimag haben 5.000 Stickerinnen aus 21 Aimags zwei Jahre lang an dem Werk gearbeitet, Seidenstickerei auf Filz, 108 Meter lang.


N. Enkhshuur und N. Munkhshuur. Foto news.mn

Mongolische Gedächtniskünstlerinnen im Guinnessbuch der Rekorde
Am 26. Juni wurden den Zwillingsschwestern N. Enkhshuur und N. Munkhshuur, Weltmeisterinnen und Internationale Großmeisterinnen des Sports die Urkunden über die Aufnahme ins Guinnessbuch der Rekorde überreicht.
Beim mit 100.000 USD dotierten internationalen Gedächtniswettkampf in Shenzhen (VR China) verbesserten sie den bisherigen Weltrekord der Schweden (5.040 Zahlen in 30 Minuten).
N. Munkhshuur merkte sich in 30 Minuten 5.325 Zahlen, N. Enkhshuur sogar 5.445.

Baustellenrückbau
Nach dem Erlass des Regierenden Bürgermeisters von Ulaanbaatar S. Batbold vom April dieses Jahres, die Minister-B.-Tserendorj-Straße in südlicher Richtung vom State Department Store unverändert zu lassen, wurden im Juni die Bauarbeiten eingestellt.
Am 22. Juni hat sich der Bürgermeister persönlich vom Fortgang der Arbeiten und über den Stand der Verschönerungsarbeiten an der Sansar-Straße überzeugt

Erste Zahnbehandlungen bei Pferden in der Mongolei nachgewiesen
https://www.derstandard.de/story/2000082661855/mongolei-aelteste-spuren-von-zahnbehandlungen-bei-pferden-entdeckt

Einladung zum Filmabend
Die Leiterin des Bereiches Mongolistik am Zentralasienseminar der HUB Frau G. Altangerel lädt am 11. Juli zum mongolischen Filmabend ein.
Gezeigt wird das mit englischen Untertiteln versehene Gesellschaftsdrama um eine Mutter-Sohn-Beziehung „Eej" (Die Mutter).
Es ist die erste Aufführung des Films in Deutschland, unterstützt von der Chonongoo-Filmproduktion.
Produziert 2016, spielt die Handlung in der Mongolei im Jahr 1984.
Regie führte B. Erdenetsetseg, das Drehbuch schrieb B. Munkhtuya.
Die Mutter wird verkörpert von D. Mendbayar, der Sohn von B. Enkhtuvshin.
Auf internationalen Filmfestivals gewann der Film zahlreiche Priese, u. a. in Frankreich und Russland.
Auf dem „Asian World Film Festival" in Los Angeles gehörte er zu den fünf besten Filmen.
Ort: Invalidenstraße 118, 10115 Berlin, Raum 507.
Zeit: 18:00 Uhr.

Wetter
Während der Naadamfeiertage werden landesweit ergiebige Niederschläge erwartet.


Regen in Ulaanbaatar

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

   

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Last Update: 04. Januar 2024

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