Mongoleinachrichten
März 2019

Renate Bormann, Berlin


Die Mongolin

„Das Herz ist voll und die Seele satt"
Bernhard Wulff, Dirigent, Komponist, emeritierter Professor für Schlaginstrumente an der Hochschule für Musik Freiburg und weitgereister Musikforscher, arbeitet seit 20 Jahren eng mit Musikern in der Mongolei zusammen.
2009 ernannte ihn der damalige mongolische Staatspräsident Ts. Elbegdorj zum „Kulturbotschafter" und diese Funktion will er auch in Zukunft mit Leidenschaft und Kompetenz ausfüllen.
Der unermüdliche Wanderer zwischen den Musikwelten hat mehrere internationale Festivals ins Leben gerufen.
In diesem Jahr feiert „Roaring Hooves" (dröhnende Hufe) bereits sein 20-jähriges Jubiläum. In jedem Jahr versammeln sich Musiker aus aller Welt in der Mongolei, um in Ulaanbaatar, in Konzertsälen, in Klöstern, auf Straßen und Plätzen, aber auch auf dem Land gemeinsam mit mongolischen Kollegen zu musizieren.
Ohne die unermüdliche Einsatzbereitschaft von Samdandambyn Badamkhorol (Baadma), eine namhafte Langliedsängerin und Vorsitzende des mongolischen Verbandes „Neue Musik" wäre das Festival sicher nicht von der Zeitschrift „GEO" als „das schönste Kulturereignis, das sich denken lässt", gefeiert worden.
Gerade zurückgekehrt von der Leipziger Buchmesse, stellte Bernhard Wulff am 26. März in der Botschaft der Mongolei am Hausvogteiplatz in Berlin sein neuestes Buch: „Die Mongolin. Fremde Mongolei" vor.
Botschafter Dr. D. Ganbat lobte den Gast für sein beispielloses Engagement, die Mongolei, ihre Menschen, Sitten und Bräuche in Deutschland und in der Welt bekannt zu machen.
Eine Familiensaga, durchwoben von Schilderungen uralter Nomadentraditionen, mit Geschichten über Begegnungen in der Steppe, mit Schamaninnen, vom Singen für den Himmel, um die positiven Energien „herab zu singen", sie so an die Zuhörer verteilend, über erstaunliche Naturerlebnisse bei der Wolfsjagd, über „Brüderschafttrinken" mit einem weißen Lamm.
Für die Mongolen sei Musik nicht nur ein Ornament des Alltags, sondern ein Mittel zum Überleben in einer wunderschönen, aber auch harten Natur.
Die Nomaden singen für die Tiere, um z. B. ein Muttertier nach einer schweren Geburt zu beruhigen und es zur Annahme des Fohlens oder Lamms oder Kälbchens zu bewegen.
„In Steppen und Wüsten gibt es kein Rechts und Links, nur Einsamkeit und Weite. In der scheinbaren Leere wird ein Strauch zu einem Ereignis, ebenso die einzelne Wolke am blauen Himmel …, das Wasserloch in der Wüste, der einzelne Reiter, die Jurte in der Ferne. Es gibt keine Leere. Jedes Detail bekommt Bedeutung und Würde. Das Herz ist voll und die Seele satt", beschreibt der Autor im Vorwort sein Staunen, seine Begeisterung und seine Demut angesichts einer fremden, nahen Lebensweise und Kultur.
Das Buch gewinnt zusätzlich durch die Zeichnungen von Chimeddorj Shagdarjav, die Miniaturmalereien „Mongolische Horizonte" von Tumendemberel Gantulga und die Fotos von Dr. Renate Warnecke.


Die Mongolin. Fremde Mongolei

Die Buchlesung wurde umrahmt durch Gesangs- und Tanzeinlagen, vorgetragen von S. Badamkhorol und ihren Schwestern Badamkhand und Badamkhatan.


Nach der Buchlesung am 26. März

2019 MANA-Verlag (www.mana-verlag.de
ISBN 978-3-95503-110-7
Preis: 15,00 Euro.

Sh. auch „Dröhnende Hufe 2017" http://www.mongolei.de/news/2017JUN4.htm

Gesetzesänderungen beschlossen
Während der außerordentlichen Sitzung der Großen Staatsversammlung am 27. März stimmte eine Mehrheit der Mitglieder für die novellierten Gesetze über den Rechtsstatus von Oberstem Gericht, Staatsanwaltschaft und Antikorruptionskommission.
Initiiert worden waren die Gesetzesänderungen über Möglichkeiten, die Chefs der Behörden vor dem Ende ihrer Amtszeit von ihren Posten ablösen zu können.
Der Präsident begründete den Vorstoß mit der Tatsache, dass die Spitzen von Polizei, Sicherheitsdienst, Staatsanwaltschaft und Oberstem Gericht sowie der Nationalen Antikorruptionskommission eng mit ökonomisch-politischen Gruppierungen zusammenarbeiten und deren illegale Aktivitäten decken würden.
Die DP vertritt den Standpunkt, dass mit den Änderungen die Unabhängigkeit der Justiz beschädigt worden sei. Sie hat Protestkundgebungen auf dem Sukhbaatarplatz für den 05. April, dem Tag der Eröffnung der Frühjahrssitzungen, angekündigt.

Entlassung des Generalstaatsanwalts
Entsprechend der neuen Gesetzeslage entließ Präsident Kh. Battulga am 28. März Ts. Zorig, den Chef des Obersten Gerichts, der allerdings selbst um seine Entlassung gebeten hatte.
Außerdem verloren der Generalstaatsanwalt M. Enkh-Amgalan und sein Stellvertreter G. Erdenebat ihre Posten.
Über die Entlassung der Chefs des Nationalen Sicherheitsdienstes und der Nationalen Antikorruptionskommission wird weiter verhandelt.

Folter weit verbreitet
Im Laufe der Debatte über Gesetzesänderungen am Rechtsstatus von Behörden der Justiz und Strafverfolgung wurden im Büro der Staatsversammlung Videoaufzeichnungen über Folterungen der Angeklagten im Zorig-Fall übergeben.
Der Vorsitzende der Nationalen Menschenrechtskommission J. Byambadorj erklärte, dass die Mongolei seit 1992 Folter unter Strafe gestellt habe, es aber immer wieder zu Verstößen dagegen gekommen sei.
Wir haben an die Staatsversammlung 17 Berichte über Menschenrechtsverletzungen gerichtet, darunter auch über Folter in Justizanstalten.
2012 sei in den neun Ulaanbaatar-Stadtbezirken und in 12 Aimags Videoüberwachung in den Verhörräumen angeordnet worden.
Auf dem Land seien diese Anordnungen nie umgestzt worden.
Die zuständigen Behörden hätten ihre Kontrollaufgaben nicht erfüllt.
Justizminister! Nyamdorj hat sich inzwischen bei den beiden betroffenen inhaftierten Opfern und ihren Angehörigen um Entschuldigung gebeten.
Mitglieder der Staatsversammlung zeigen sich entsetzt über die Vorfälle und fordern die Aufzeichnungen, allerdings bearbeitet, der Öffentlichkeit zu zeigen.
Kritiker fordern, die Rolle des Justizministers, der Regierung, der Sicherheitsorgane zu hinterfragen.

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann



 
 

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