Mongoleinachrichten

Mai 2024

Renate Bormann, Berlin

 


Mai im Selenge-Aimag

Wahlen zur Großen Staatsversammlung
Nach Informationen der Zentralen Wahlkommission vom 30. Mai haben sich 19 Parteien und zwei Wahlbündnisse für die Wahlen am 28. Mai mit 985 Direktkandidaten1 und 385 Listenkandidaten registrieren lassen.
Hinzu kommen 46 unabhängige Kandidaten, insgesamt wollten sich also 1 416 Kandidaten dem Votum der Wähler stellen.
Nach Prüfung der eingereichten Kandidatenlisten haben 17 freiwillig auf eine Kandidatur verzichtet, 154, davon sieben Unabhängige, sind von der Wahlkommission wegen Verstößen gegen das Wahlgesetz (Steuerschulden, absolvierte Haftstrafe, Korruption, nicht ausreichende Zahl von Unterstützern) nicht zugelassen worden.
Bei Begleichung der Steuerschulden bis zum 02. Juni stehe einer Zulassung nichts mehr im Wege.
Besonders die Nichtzulassung des Mitbegründers und Vorsitzenden des „Nationalen Bündnisses" N. Nomtoibayars hat in den mongolischen Medien für Aufmerksamkeit gesorgt.
Der Vorsitzende der ZWK P. Delgernaran begründete den Ausschluss mit einer Verurteilung Nomtoibayars wegen Korruption.
Eine erneute Aufstellung für die diesjährigen Wahlen sei ausgeschlossen.
Nomtoibayar kritisierte die Entscheidung als politischen Winkelzug der herrschenden Elite,
Nach meinem Hinauswurf aus der MVP im Jahr 2020 war ich bei den Kommunalwahlen im Khan-Uul-Duureg als Kandidat aufgestellt worden, unter einem Vorwand war gegen mich ein Verfahren eröffnet worden und ich in Untersuchungshaft genommen, ohne Anklage, ohne Angabe eines Grundes.
Das „Nationale Bündnis" setze sich für die Interessen des Volkes ein, wende sich gegen staatliche Bevormundung und werde an den Wahlen mit mir als Spitzenkandidat teilnehmen.

Memorandum über Zusammenarbeit
Beim Besuch des Generalsekretärs der Großen Staatsversammlung D. Enkhbat in Ungarn unterzeichneten er und der Generalsekretär des Büros der Ungarischen Nationalversammlung György Such am 29. Mai ein Memorandum über eine engere Zusammenarbeit.
Bereits beim Besuch des Vorsitzenden der Staatsversammlung G. Zandanshatar in Budapest im März dieses Jahres hatten er und sein ungarischer Amtskollege László Kövér beider Parlamente gesprochen.

Präsident Lukaschenko zu Gast in der Mongolei
Auf Einladung Präsident U. Khurelsukhs wird sein belarussischer Amtskollege Alexander G. Lukaschenko der Mongolei vom 01. bis zum 04. Juni einen Staatsbesuch abstatten.
Es ist der erste Staatsbesuch eines belarussischen Staatsoberhauptes seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern am 24. Januar 1992.
Beide Präsidenten werden offizielle Gespräche über eine Ausweitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit führen.
Geplant sei die Unterzeichnung von 10 Dokumenten über eine engere Kooperation zwischen den beiden Regierungen, Behörden und Organisationen.

Hilfe für die Viehhalterfamilien
Die Generalsekretärin des mongolischen Roten Kreuzes, N. Bolormaa, informierte über die internationalen und nationalen Hilfsangebote und –lieferungen im Zusammenhang mit den sehr schwierigen Winter- und Frühjahrsweidebedingungen durch die Zud-Katastrophe 2023/24.
Unterstützung hätten das Internationale Rote Kreuz, der Rote Halbmond, die Internationale Entwicklungs-Agentur der USA, der UNO-Bevölkerungsfonds, die australische Regierung, das australische Rote Kreuz, das chinesische Rote Kreuz, die chinesische Botschaft, die südkoreanische Regierung, die Botschaften der Mongolei im Ausland, das Unternehmen „Badrakh Energy", die EU und die serbische Regierung geleistet.
11 350 Familien in 21 Aimags konnte mit Bargeld, Viehfutter, Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln im Wert von 7,7 Milliarden Tugrug geholfen werden.
Das mongolische Rote Kreuz werde auch weiterhin den Viehhalterfamilien helfen, ihre Existenz zu sichern und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

4,8 % Wirtschaftswachstum
Die Weltbank prognostiziert für die Mongolei ein Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent im Jahr 2024.
2023 war die Wirtschaft noch um 7,1 Prozent gewachsen.
Der Rückgang sei der Zudkatastrophe 2023/24 geschuldet.
Für 2025/26 rechnet die Weltbank mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 6,4 Prozent.

Elf Prozent Zinsen
Auf einer außerordentlichen Sitzung des Komitees für Geldpolitik der Mongolbank am 13. Mai wurde eine Reduzierung der Kreditzinsen um ein auf 11 Prozent beschlossen.

Kh. Nyambaatar löst D. Sumyabazar ab
Kurz vor den Wahlen zur Staatsversammlung hat der Vorsitzende der Hauptstadt-MVP sein Rücktrittsgesuch eingereicht.
Auf der Parteikonferenz am 18. Mai wurde der Regierende Bürgermeister von Ulaanbaatar Kh. Nyambaatar auch zum Vorsitzenden der Ulaanbaatar-MVP gewählt.
Von den 279 Mitgliedern der Parteikonferenz waren 65 Prozent anwesend.

„Sehen heißt Glauben"
Die 9. Ausgabe des Ulaanbaatar Media Art Festivals (UBIMAF) vom 06. bis zum 19. Mai war vom Mongolischen Kunst-Rat mit Unterstützung der Mongolischen Kunstgalerie und der Galerie „Rotes Ger" (Rote Jurte) organisiert worden.
Inga Seidler aus Berlin konnte als Kuratorin des Festivals gewonnen werden.
In diesem Jahr beteiligten sich 14 Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland, Taiwan, der Mongolei, Slowenien, Frankreich, den USA und Spanien mit ihren Werken zum Thema „Sehen heißt Glauben".
Zum Programm des Festivals gehörten zudem Vorlesungen und Workshops.

Rangliste der Pressefreiheit 2024
In der Rangliste der Pressefreiheit 2024, herausgegeben von „Reporter ohne Grenzen", belegt die Mongolei unter 180 Ländern Platz 109, 21 Plätze schlechter als 2023.
Den Spitzenplatz belegt Norwegen, Deutschland verbesserte sich auf Rang 10.
Den letzten Platz nimmt Eritrea ein.
In der Mongolei können die Menschen unter 260 Zeitungen, Zeitschriften, Fernseh- und Radiosendern sowie Online-Medien wählen.
Die meisten befinden sich in privater Hand.
Von den Bürgern am meisten genutzt wird das nationale Fernseh- und Rundfunkprogramm, die wichtigsten politischen Tageszeitungen sind „Unuudur" (Heute), „Udriin Sonin" (Tageszeitung) und „Zuuny Medee".
Fast alle Medien verfügen über WEB-Seiten, einige davon in Englisch.
„Montsame", die staatliche Nachrichtenagentur, verbreitet ihre Nachrichten auch auf Russisch, Japanisch und Chinesisch und in klassischer mongolischer Schrift.
Wegen fehlender Infrastruktur können auf dem Land hauptsächlich der nationale Fernseh- und Rundfunk genutzt werden.
In kleineren Städten üben Politiker mitunter direkten Druck auf kritische Journalisten aus.
Oft werden Journalisten mit Verleumdungsklagen überzogen.
Angelegenheiten von öffentlichem Interesse werden zur Geheimsache erklärt.
1998 war das Gesetz über die Unabhängigkeit der Medien und die Pressefreiheit beschlossen worden.
Seit 2015 (Rang 60 unter 180 Ländern) hat die Mongolei im Ranking der Pressefreiheit stetig Plätze verloren.


V. l. Ts. Batmunkh, Botschafter Mandakhbileg, U. Haase, P. Lindenberg

„Wolkensammler"
Anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Mongolei und der BR Deutschland am 31. Januar 1974 hat die Deutsch-Mongolische Gesellschaft e. V. (DeMoGe) die Ausstellung „Wolkensammler mit Werken mongolischer und deutscher Künstler konzipiert, die vom 15. Mai bis zum 05. Juni im Kunstraum F200 in Berlin zum Besuch einlädt.
12 Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Werke, Landschaften, abstrakte Malerei, Zeichnungen, Fotografien und Installationen.
In ihren Grußworten zur Ausstellungseröffnung am 15. Mai betonten der mongolische Botschafter in Deutschland Dr. B. Mandakhbileg und Botschafter a. D. Jörn Rosenberg, dass Zusammenarbeit und Austausch zwischen unseren beiden Ländern und Völkern über das Offizielle in Wirtschaft und Politik weit hinausgehe.
Genauso wichtig seien persönliche Kontakte und unterschiedliche Perspektiven „und wo finde man das so ausgeprägt wie im Austausch und gemeinsamen Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen?".
Der Präsident der DeMoGe Dr. Udo Haase bedankte sich in seiner Begrüßungsansprache bei Botschafter Mandakhbileg und allen Botschaftsmitarbeitern für die Unterstützung, bei den beteiligten Künstlern1 und dem Berliner Künstler Peter Lindenberg, dem Initiator des unabhängigen Kunstraumes F200 im Atrium des Philip-Johnson-Hauses in der Friedrichstraße 200.
Kulturbotschafter Tsendiin Gan-Erdene (Gan-Erdene Tsend) und Karsten Wittke, bildender Künstler aus Baruth/Mark, gaben eine anschauliche Einführung in die Ausstellung.


Auf dem Land


Der Himmel, der zum Acker strebt


Die neue Zeit


Mogao


Schöne Mongolei


Spiegelungen


Tiergarten


Wolkensammler


Love Birds


Karsten Wittke, Entfernte Berge


V. l. Ts. Puntsag, S. Jung, Ariunsaikhan Davaakhuu, U. Wöllmann, Andreas Amrhein, Ts. Gan-Erdene, K. Wittke, Botschafter Mandakhbileg, U. Haase, P. Lindenberg

100 mongolische Künstlerinnen
Die Künstlerin Katja Brinkmann hat eine Ausstellung mit Werken mongolischer Künstler und Künstlerinnen organisiert.
Wann: 24. Juni 2024, 18:00 Uhr
Wo: BcmA (Berlin con mucho Arte) – Galerie, Manteuffelstraße 42, 10997 Berlin.

Gemeinsames Naadamfest
Anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Mongolei und der BR Deutschland laden die in Deutschland lebenden Mongolen zu einem gemeinsamen Naadamfest ein.
Wo: Mühlstraße 8, 96179 Mürsbach, Bayern.
Wann: 05.-07. Juli 2024

Kharkhorum-Initiative
Botschafter a. D. L. Udval informiert über die "Kharkhorum-Initiative" des mongolischen Staatspräsidenten U. Khurelsukh, die neue Stadt Kharkhorum im Tal des Orkhon-Flusses zu errichten, um sie als völlig neues Zentrum für Verwaltung, internationale friedliche Zusammenarbeit, für Geschichte, Kultur, Kunst, Transport, Logistik und Tourismus wieder erstehen zu lassen.
"Mongolische und ausländische Unternehmer, Investoren, Forscher, Wissenschaftler und Einzelpersonen sind eingeladen, an dieser Entwicklung teilzunehmen."

Zwei vermisste Bergsteiger tot aufgefunden
Die mongolischen Bergsteiger Ts. Usukhjargal und L. Purevsuren sind beim Versuch, den Gipfel des Mount Everest ohne Hilfe eines Sherpas zu erklimmen, tödlich verunglückt.
Die Suche nach ihnen begann am 13. Mai.
Am 17. konnte die Suchmannschaft Ts. Usukhjargal nur noch tot bergen, einen Tag später war die Leiche von L. Purevsuren gefunden worden.
Ein dritter Mongole D. Otgonkhuu hatte sich aufgrund eines Schwächeanfalls vorher zurück ins Basislager begeben.

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum, wahlweise die männliche oder weibliche Form.

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

 


 
 

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Last Update: 01. Juni 2024

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