Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Papas Kamera war ihm lieber, als der bunte Luftballon
Entscheidung über Nyamdorj - Rücktritt verschoben
Die Mitglieder des Ständigen Ausschusses
Staatsorgane haben am 30. Mai mehrheitlich gegen einen Rücktritt des
Parlamentsvorsitzenden Ts. Nyamdorj gestimmt: Zehn der anwesenden 14 Mitglieder
stimmten gegen und vier für einen Rücktritt.
Die Fronten treten nicht klar zutage, wie die Parlamentssitzung am 31. Mai
zeigte.
An diesem Tag versammelten sich die Abgeordneten, 60 von 76, um über das
„Urteil" des Verfassungsgericht abzustimmen.
Die MRVP-Abgeordneten hielten sich in der Diskussion auffallend zurück. Dafür
äußerten Mitglieder der DP-Fraktion ihre Besorgnis darüber, dass das
Verfassungsgericht offenbar mehr politische Entscheidungsbefugnisse anstrebe.
Nyamdorj widersprach entschieden Meinungsäußerungen, wonach er in den Sitzungen
des Verfassungsgerichts Mitglieder seiner Partei beschuldigt habe, den Spruch
des Verfassungsgerichts „bestellt" zu haben.
Am Nachmittag des 31. versammelten sich die DP-Abgeordneten hinter
verschlossenen Türen und erschienen nicht mehr zur Nachmittagssitzung.
Schließlich wurde die Parlamentssitzung abgebrochen und auf den 05. Juni
verschoben.
Präsident Enkhbayar überreicht den Verdienstorden an B. Baasansuren. Die anderen
Ausgezeichneten, v.l. Z. Tumenjargal, Ch. Dambajav, D. Choijamts
31. Mai 2007
Am Vormittag finden im Gandankloster die
offiziellen Zeremonien zum „Ikh Duitsen Udur" (Empfängnis, Erleuchtung, Eingang
ins Nirwana von Buddha Shakyamuni) statt. Hauptakteure: Ikh Lam Choijamts und
Präsident Enkhbayar.
Am selben Tag wird ebenfalls in einem Festakt mit Präsident, Klosteräbten und
dem Oberbürgermeister von Ulaanbaatar, der Grundstein für das neue Nationale
Kultur- und Religionszentrum gelegt.
Im Großen Saal des Regierungspalastes treffen sich auf Initiative der weiblichen
Mitglieder des Abgeordnetenhauses und unter der Schirmherrschaft des Präsidenten
800 Trägerinnen des Mutterordens. Der Orden wird seit 1960 an Mütter mit
mindestens fünf Kindern (Rang II) und an Mütter mit mindestens acht Kindern
(Rang I) verliehen. Die Abgeordnete T. Gandi räumte in ihrer Rede ein, dass die
Belastungen für Mütter unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen besonders
hoch seien, Renten und Beihilfen unzureichend.
Im Kleinen Soyombo-Saal überreicht Präsident Enkhbayar an verdienstvolle Bürger
- Künstler, Wissenschaftler, hohe Lamas – Titel und Orden. Die Geehrten sind der
Abt des Gandanklosters, Großlama D. Choijamts, der Abt des Dashchoilon-Klosters,
Oberlama Ch. Dambajav, der Kinderbuchautor Z. Tumenjargal und der Biologe B.
Baasansuren.
Nebenan tagen die Abgeordneten des Großen Staatskhurals, um über den Verbleib
ihres Vorsitzenden im Amt zu diskutieren.
Besuchergruppen schlendern durch das Regierungsgebäude, darunter Schüler aus dem
Bayantsogt-Sum im Zentralaimag.
Vor dem Gebäude demonstrieren Kreditgenossenschaftsgeschädigte und blockieren
einen Nebeneingang, aus dem Haupteingang strömen Kinder in Festkleidung, beladen
mit Obst, Süßigkeiten, Spielzeug und Getränken.
Auf dem Sukhbaatarplatz finden die Veranstaltungen anlässlich des
Weltnichtrauchertages statt.
Kindertag 2007
„Das ist unser Tag"
Der Mütter- und Kindertag am 01. Juni wird
in der Mongolei als offizieller Feiertag begangen.
Eine Million Einwohner hat Ulaanbaatar, am 01. Juni konnte man meinen, alle 2,6
Millionen Bürger der Mongolei hatten sich in der Hauptstadt versammelt.
Kinderpartys vor dem Schauspielhaus, vor dem Kinderpalast, vor dem Zirkus und
natürlich auf dem Sukhbaatarplatz. Gesponsert werden die Veranstaltungen von
großen mongolischen Firmen, von Prominenten wie Sumogroßmeister Dagvadorj und
vom Staat. Es wird einiges geboten: Zirkus der Spitzenklasse, Wettspiele,
Konzerte für Kinder und Jugendliche, Quizrunden und das auch bei Mongolen sehr
beliebte Karaoke.
Eine besondere Attraktion war die Eröffnung des ersten Wanderzirkus in der
Mongolei.
Zwei Clowns und dressierte Hunde aus Russland sowie Artisten aus China und der
Mongolei bestritten die erste Vorstellung auf dem Sukhbaatarplatz. Wegen
Schwierigkeiten an der chinesisch-mongolischen Grenze konnten ein Tiger, ein
Elefant und ein Pfau leider nicht rechtzeitig nach Ulaanbaatar gebracht werden.
Am 01. Juni galt ein generelles Alkoholverbot. Weder in Restaurants, noch in
Geschäften durften alkoholische Getränke jeglicher Art verkauft werden.
Kinderarbeit
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
der Mongolischen Staatsuniversität hat kürzlich Untersuchungsergebnisse über die
Situation von Kindern in „Ninja"familien (illegale Goldgräber) vorgestellt.
Offiziellen Angaben zufolge graben 46 000 Mongolen illegal nach Gold und anderen
Bodenschätzen. Zu diesen 46 000 gehören 10 000 Kinder und Jugendliche im Alter
zwischen fünf! und 17 Jahren. Sie leben fast das ganze Jahr über in Hütten oder
Zelten in der Nähe der Grabungsplätze.
Jedes vierte dieser Kinder leidet an Atemwegs- und Erkrankungen der Gelenke.
25 Prozent der Kinder leben und arbeiten ohne Elternfürsorge oder andere
Betreuung.
Sie sind schutzlos Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt.
Vor wenigen Monaten wurden zwei Brüder im Zaamar-Sum (Zentralaimag) beim
Goldschürfen verschüttet, der 12-jährige jüngere Bruder starb bei dem Unfall.
Regierung, nationale und internationale Organisationen wollen seit Jahren
helfen, die Probleme zu lösen. Die Zahl der Kinderarbeiter wächst jedoch von
Jahr zu Jahr.
Diskussionen um politisches System
Seit geraumer Zeit werden die Diskussionen
um mögliche Änderungen am politischen System der Mongolei lauter.
Die Führungsakademie hatte zum Thema: „Das politische System der Mongolei und
seine Vervollkommnung" einen Workshop organisiert.
Namhafte Juristen und Wissenschaftler erörterten die Vor- und Nachteile des
Präsidial- gegenüber dem parlamentarischen Regierungssystem.
Der ehemalige Ministerpräsident D. Byambasuren würzte seine Ausführungen mit
Zitaten von Th. Roosevelt (1858-1919): Fisch oder Fleisch sei unwichtig, der
Mensch muss es essen wollen und Deng Xiaopings (1904-1997): Egal, ob schwarze
oder gelbe Katze, die Hauptsache, sie fängt Mäuse.
Die Mehrheit der Teilnehmer lehnte das Präsidialsystem zwar nicht rundweg ab,
wiesen jedoch gleichzeitig darauf hin, dass der Bevölkerung in einem
parlamentarischen System mehr Mitspracherecht eingeräumt werde. Es käme darauf
an, den Parlamentarismus in der Mongolei zu stärken. Gegenwärtig würde der Große
Staatskhural seiner eigentlichen Aufgabe und Funktion nicht gerecht.
Verbesserung der Wasserversorgung
Im 9. Wohnviertel des Bayangolduuregs wurde
mit Hilfe von Rotary International ein Tiefbrunnen gebaut, aus dem 10 000
Einwohner mit Wasser versorgt werden können. Bisher erfolgte die Versorgung im
Viertel durch Wasserwagen.
Trockentoiletten für Gersiedlungen
Das Projekt ist Teil des
Stadtentwicklungsprogramms der Regierung und wird von der deutschen Regierung
unterstützt. Realisiert wird es von der Deutschen Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit.
Am 25. Mai präsentierten GTZ-Landesdirektor M. Marschke, der Staatssekretär im
Bauministerium Gankhuu sowie die Programmdirektorin, R. Erlbeck, die ersten
Exemplare der „ECOSAN"-Trockentoiletten für einige Khashaa (Gehöfte) im
Sukhbaatar-Duureg.
Wem gehört die „Dybowski"?
Nach wie vor ist unklar, wer für das im
November 2006 im Khuvsgul gesunkene Schiff „Dybowski" verantwortlich ist. Einmal
ist die Rede vom Vizedirektor des Zentrums für Mineralogie in Novosibirsk, ein
anderes Mal von der Universität in Ulan-Ude. Oder ist es vielleicht doch ein
Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der Mongolei?
Es bleibt die Frage, wie das Schiff – kein Spielzeug – auf den See gekommen ist?
Der Gouverneur des Khankh-Sums hat Berichten widersprochen, denen zufolge das
versunkene Schiff große Mengen an Treibstoff verloren habe, wodurch das
Seewasser vergiftet und als Trinkwasser ungenießbar geworden sei. Tiere seien
ebenfalls nicht verendet und die Bewohner von Khankh hätten die Regierung auch
nicht verklagt.
Spezialisten untersuchen das Wasser auf Schadstoffe und prüfen Möglichkeiten,
mögliche Schädigungen zu beseitigen.
Beobachter fragen sich, welches Ziel die Schiffsbetreiber verfolgten. Suchten
sie nach wertvollen Mineralien?
Kampf gegen Umweltschädigung im Khongor-Sum
Der Darkhan-Uul-Aimag fühlt sich bei der
Beseitigung der Schäden, die durch in den Boden und ins Wasser gelangte
Giftstoffe verursacht wurden, von der Zentralregierung nicht genügend
unterstützt.
Die gründliche Säuberung der durch Quecksilber, Cyanide und Natriumcarbonat
kontaminierten Flächen sei in vollem Gange, sehr aufwändig und teuer.
Das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzuschätzen und offenbar nicht auf
den Khongor-Sum beschränkt.
Große Mengen des belasteten Bodens wurden auf das Gelände von „Boroo Gold"
transportiert, wo es zunächst ordnungsgemäß gelagert werden kann.
In einer Schnapsfabrik in Khongor wurde illegal Gold gewaschen.
Zwei Mongolen und ein Chinese sitzen in Untersuchungshaft, der Sumgouverneur und
der Vorsitzende der Bürgerversammlung (Kreistag) sind von ihren Posten abgelöst
worden.
Regierungspark
Neues Parlamentsgebäude
Zum 800. Gründungsjubiläums des
mongolischen Staates hat Kuwait der Mongolei 12 Millionen USD für die Errichtung
eines neuen Parlamentsgebäudes zur Verfügung gestellt.
Das Problem bestand darin, einen geeigneten, nicht zu weit entfernt vom Zentrum
Ulaanbaatars gelegenen, Standort zu finden.
Nun soll das Gebäude im Park nördlich des Regierungspalastes gebaut werden.
Offiziell wird zwar von einer Vergrößerung der Grünfläche gesprochen.
Kritiker bezweifeln das. Mit dem Park verlören die Hauptstädter eine der letzten
größeren öffentlichen Grünanlagen.
Investitionsschutzabkommen muss überarbeitet werden
Der Nationale Rat für Sicherheit hat den
Regierungsentwurf für ein Investitionsschutzabkommen mit „Ivanhoe Mines" an die
zuständige Arbeitsgruppe zurück gegeben. Es seien noch einige Präzisierungen
nötig.
Itala 40 von 1907 in Ulaanbaatar 2007
Oldtimer erreichen Ulaanbaatar
Ab dem späten Nachmittag des 30. Mai
erreichten die Teilnehmer an der 3. Automobil-Rallye von Peking nach Paris die
mongolische Hauptstadt. Die letzten kamen am 31. abends an.
Von den 129 gestarteten Fahrzeugen konnten 110 am 02. Juni ihre Fahrt Richtung
Kharkhorin (Karakorum) fortsetzen, darunter das älteste, ein Mercedes von 1903
und die Italas 40, Baujahr 1907.
Am Samstagmorgen wurden die Fahrer vor dem Opern-und Balletttheater feierlich
verabschiedet. Eine Polizeikapelle spielte flotte internationale Weisen, der
Oberbürgermeister D. Batbayar hielt eine Rede, die Hauptstädter sowie
überraschte und begeisterte Touristen spazierten zwischen den Autos umher, ihre
Kameras einmal nicht auf das Chinggis-Denkmal, sondern auf die klassischen
Automobile gerichtet. In so großer Zahl werden sie sicher nicht so schnell
wieder zu Gesicht bekommen.
Die Oldtimerrallye, die Anfang Juli durch die Mongolei führen wird, umfasst
etwa 30 Fahrzeuge, sie ist ebenfalls dem 100. Jahrestag Peking-Paris gewidmet.
Sh. auch „100 Jahre ‚Großes Rennen’ Peking-Paris" – R.B.
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Last Update: 04. Januar 2024